Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
mit den Schultern. »Wer weiß?«
    Sangra stieß einen abscheulichen Fluch aus und machte sich daran, mit ihrer freien Hand ihr Schwert aus der Scheide zu ziehen. »Ich hasse dieses Gefühl von Hilflosigkeit«, murmelte sie. »Wenn wir doch nur etwas sehen könnten.«
    »Selbst wenn wir das könnten, könnten wir nichts tun«, erinnerte Chiamh sie, »aber ich würde mich auch besser fühlen, wenn ich wüßte, was da vorgeht. Außerdem benutzt Phalias diesen Nebel zu seinem eigenen Vorteil …« Seine Worte gingen in einem neuerlichen Dröhnen von Hufen unter, und Sangra, die nach wie vor neben dem Windauge stand, verkrampfte sich heftig; ihre starken, schwieligen Kriegerfinger brachen Chiamh beinahe die Hand. Dann stockten die Hufschläge, und das Geräusch eines heftigen Aufpralls drang unverkennbar durch den Nebel. Eine Männerstimme schrie vor Schmerz auf, und unmittelbar auf den Schrei folgte ein zorniges, gequältes Wiehern des Hengstes. Sangra erhob sich taumelnd auf die Füße und riß Chiamh mit sich. Vom Lager des Rudelfürsten neben dem anderen stehenden Stein war plötzlich das Klirren gezückter Schwerter zu hören, da die schattenhaften Gestalten seiner Kameraden bei Sangras abrupter Bewegung aufgesprungen waren.
    »Setz dich!« zischte Chiamh und zog die verzweifelte Kriegerin wieder neben sich auf den Boden.
    »Verflucht sei dieser widerwärtige Nebel«, murmelte Sangra. Dann wandte sie sich mit weit aufgerissenen, bittenden Augen an das Windauge. »Chiamh, du machst doch immer so eine merkwürdige Magie mit dem Wind, nicht wahr? Kannst du das verflixte Zeug nicht wegblasen?«
    Das Windauge war so schockiert, als hätte sie ihn mit einem Streich geschlagen. »Ich?« ächzte er. »Sangra, du verstehst das nicht. Ich kann mit dem Wind arbeiten, aber ich kann den Wind nicht dazu bringen, für mich zu arbeiten!«
    »Da hast du recht, ich verstehe es wirklich nicht.« Sangra funkelte ihn wütend an. »Aber bei Chathaks Reithosen, Chiamh, kannst du es nicht wenigstens versuchen?«
    Und wieder hörte das Windauge den Klang von Hufen, die jetzt jedoch einen erschöpfteren, taumelnden Rhythmus angenommen hatten. Durch den Nebel hörte man nun auch das Geräusch von Parrics Atmen; einzelne, keuchende Stöße, die aus den Tiefen seiner Kehle kamen, als litte der Krieger Schmerzen, als stehe er am Rande des Zusammenbruchs. Der Rudelfürst war verletzt, dachte Chiamh, aber Parric ebenfalls. Phalias umkreist ihn, wartet ab, bis seine Zeit kommt … O gesegnete Iriana, hilf mir! … Hilf mir, Wind aufzutreiben! …
    Ohne eine Brise, und sei sie auch noch so klein, konnte Chiamh nichts tun, konnte er nicht einmal seine Andersicht herbeirufen. Er schloß die Augen und versuchte, alle übrigen Sinne zu aktivieren. Die feuchte, dunstige Luft widersetzte sich ihm; dicht und eiskalt, schwer und tot. Er benutzt seinen Geist und zog mit aller Kraft. Es war so, als versuche er, den Windschleierberg zu sich heranzuziehen. Chiamh spürte, wie sein Herz zu rasen begann, merkte, wie er vor Erschöpfung zitterte. Schweiß rann ihm über das Gesicht und tropfte kribbelnd über seine Rippen. O Iriana, dachte er, Göttin, hilf mir! Ich brauche ein Wunder.
    Und die Göttin erhörte ihn.
    Er vernahm den leisesten aller denkbaren Seufzer wie eine ferne Frauenstimme, die seinen Namen flüsterte. Chiamh spürte die sanfte Berührung einer Brise wie kühle Finger, die sich auf seine Wange legten. Sein Herz machte einen Satz wie ein Flußlachs im Frühjahr. Mehr, er brauchte mehr … Mit aller Kraft zog das Windauge … Und öffnete die Augen, um gleich darauf festzustellen, daß der Nebel sich auflöste, sich vor seinen Augen in verschlungenen Bahnen hob.
    »Chiamh, du hast es geschafft!« Dann war da der süße, feste Druck des Mundes auf seinem eigenen, als Sangra ihn küßte, und einen Augenblick lang vergaß Chiamh sogar den Kampf, der vor seinen Augen im Gange war.
     
    Parric schüttelte den Kopf und blinzelte. Der Nebel löst sich auf? dachte er. Aber gewiß … ja, bei allen Göttern, er tat es wirklich. Der stärker werdende Wind kühlte den Schweiß auf seinem geschundenen, erschöpften Leib, und mit dem Verschwinden des undurchdringlichen Nebels faßte der Kavalleriemeister neuen Mut. Sein Gegner mußte nun langsam ebenfalls müde werden, und bei seinem letzten Angriff hatte Parric ihn verletzt, so daß er nun lahmte.
    Der Hengst war aus dem Nebel hervorgestürzt, und Parric lag unter seinen Füßen, bevor er auch nur die Chance

Weitere Kostenlose Bücher