Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
muß ich tun?« fragte er.
»Geh hinaus auf das Plateau. Wenn das Horn erklingt, wird der Kampf beginnen. Sei also bereit.«
»Was? Das Horn erklingt, und ich kämpfe gegen ihn? Ist das alles? Sollte nicht irgend jemand irgend etwas sagen?«
Chiamh grinste. »Das habe ich bereits gestern für dich erledigt. Heute kämpfst du nur. Aber jetzt beeil dich – und möge das Schicksal dir gnädig gesinnt sein.«
Parric, der den Nebel aus ganzem Herzen verfluchte, war gerade ein Dutzend Schritte gegangen, als der harte Klang des Horns abermals an sein Ohr drang. »Verdammt noch mal!« Der Kavalleriemeister griff mit verzweifelter Hast nach seinem Schwert, aber noch bevor das Horn ganz verklungen war, hörte er auch schon das Trommeln von Hufen auf feuchtem Boden, und eine gewaltige, schwarze Gestalt schoß aus dem Nebel zu seiner Rechten.
Die Gestalt war über ihm, bevor er sein Schwert ganz aus der Scheide ziehen konnte. Parric sah gerade noch das Aufblitzen weiß umrandeter Augen, bevor er sich duckte und zur Seite rollte, wobei er jeden Augenblick damit rechnete, von den stampfenden Hufen zerquetscht zu werden. Er hörte das harsche Geräusch zerreißenden Stoffs und fühlte sie einen heißen Schmerz in der Schulter, dort, wo die großen, flachen Zähne ein Stück aus seinem Fleisch herausgerissen hatten. Etwas grub sich in seine Seite – großer Chathak, er war auf sein Schwert gerollt – und wo, um alles in der Welt, war dieses Dämonenpferd jetzt?
Parric rollte sich noch ein Stück weiter weg, sprang dann auf die Füße und erhob sich auf seltsam zitternde Knie. Sein Widersacher war abermals im Nebel verschwunden; er spielt Katz und Maus mit mir, dachte Parric verbittert – und er war eindeutig im Vorteil. Parric konnte das Pferd nicht sehen, aber mit seinen schärferen Sinnen konnte es ihn hören – und das Blut riechen, das ihm aus dem Biß in seiner Schulter über den Arm strömte. Der Kavalleriemeister gestattete sich ein verdrossenes Kichern. Sein Feind war von rechts auf ihn zugestürmt, um seinen Schwertarm zu verletzen, aber das Geschöpf hatte nicht bemerkt, daß Parric Linkshänder war. Ohne einen Augenblick zu verlieren, streckte er die Hand aus, um sein Schwert zu ziehen, und sein Blut erstarrte zu Eis. Als er vorhin mit seinem ganzen Gewicht darüber hinweggerollt war, hatte sich die schlecht geschmiedete Klinge verbogen, und nun klemmte das verdammte Ding in seiner Scheide!
Ihm blieb jedoch keine Zeit mehr zum Nachdenken, da neue Hufschläge durch den Nebel zu ihm hinüberdrangen. Das Geräusch war trügerisch – er hatte keine Ahnung, aus welcher Richtung es kam. Parric konnte gerade noch zur Seite springen, als der schwarze Hengst an ihm vorbeistürmte und mit seinen Hufen dicke Klumpen Erde aufwirbelte. Einer dieser Hufe traf ihn am Knie, und der Kavalleriemeister stieß einen lautstarken Fluch aus, aber noch während er sprach, griff Parric nach einem Messer, das er in seinem Ärmel gehabt hatte, und schleuderte es mit einer einzigen, schnellen Bewegung der Gestalt nach, die bereits wieder im Nebel verschwand. Ein Schrei sagte ihm, daß er sein Ziel getroffen hafte, und ein Grinsen huschte über Parrics Gesicht. Die Stunden, die er damit zugebracht hatte, die Klingen mit Chiamhs Schleifstein wieder in Form zu bringen, waren nicht verschwendet gewesen. »Ein Punkt für mich!« murmelte er triumphierend.
Bevor das Tier zurückkehren konnte, griff Parric nach unten und zog ein weiteres Messer aus seinem Stiefel. Die Tatsache, daß er seinen Feind verwundet hatte, gab ihm neuen Mut, und wie so oft überwältigte ihn das Fieber des Kampfes; es sang in seinen Venen, lockerte seine Muskeln und schärfte seine Sinne. Sein verwundetes und schnell anschwellendes Knie bemerkte er gar nicht mehr, ebensowenig wie den Schmerz in seiner zerbissenen Schulter, von der das Blut tropfte. Mit dem Messer in der Hand stand der Kavalleriemeister aufrecht da, spähte angestrengt in das undurchdringliche, graue Nichts und wartete auf den nächsten Ansturm seines Feindes.
»O ihr Götter, was ist denn jetzt los?« Sangra zog Chiamh am Ärmel. Geistesabwesend schob das Windauge ihre Hand weg und hielt sie fest.
»Ich kann nicht mehr sehen als du«, sagte er zu ihr, »aber ich könnte mir vorstellen, daß der Rudelfürst den Nebel benutzt, um seine Angriffe zu tarnen. Nach diesem Schrei zu urteilen, schätze ich, daß Parric ihn zumindest verwundet hat; aber ob unser Freund ebenfalls verletzt ist …«Er zuckte
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