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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gehabt hätte zu blinzeln. Das Pferd bäumte sich über ihm auf, offensichtlich um seinen Schädel mit diesen kolossalen Hufen zu zerschmettern – doch statt dessen spürte es nun Parrics Messer, das die Innenseite seiner Vorderhand aufschlitzte und sich anschließend auf seinen ungeschützten Bauch richtete. Das Pferd schrie auf und riß seinen Leib zur Seite, wobei es die Rippen des Kavalleriemeisters mit einem heftigen Tritt streifte und ihn mit dem Blut des verletzten Beins bespritzte. Der Hengst war jedoch nicht kampfunfähig, wie Parric gehofft hatte, denn sein Schlag war irgendwie fehlgeschlagen, so daß das Tier lediglich stark humpelte.
    Von diesem Augenblick an behandelte der Rudelfürst ihn mit größerem Respekt. Eine Weile hatten sie sich noch in dem undurchdringlichen Nebel umkreist, aber jetzt … Ganz in seiner Nähe sah er die riesige Gestalt des schwarzen Hengstes, sein Kopf hing herab, und die Flanken zitterten, während er aus seinen schnaubenden, roten Nüstern Dampfwolken ausstieß und ihn mit zornigen, weißumrandeten Augen anstarrte.
    Parric keuchte. Zum ersten Mal konnte er seinen Feind deutlich sehen, und einen Augenblick lang vergaß er, daß dies kein richtiges Tier war, sondern eins, das menschliche Gestalt annehmen konnte. Als Pferd war es die prachtvollste Kreatur, die er je gesehen hatte. Der Kavalleriemeister blickte voller Ehrfurcht auf die anmutigen, kraftvollen Gliedmaßen, den fein gemeißelten Kopf mit seinen wilden, dunklen, intelligenten Augen, die gewaltige, elegante Wölbung des großen, geschwungenen Halses, das flüssige Spiel fein geschnittener Muskeln unter dem mitternachtsschwarzen Fell, das jetzt von Schweiß und Blut glanzlos geworden war, vor allem dort, wo Parrics erstes Messer sich in die kräftigen Muskeln der Schenkel gebohrt hatte.
    Dank sei den Göttern, daß es mir nicht gelungen ist, ihn ernstlich zu verletzten! Ein solches Geschöpf zu töten … Parric, der durch und durch ein Reitersmann war, spürte, wie sein Herz in einer alles verschlingenden Woge von Sehnsucht und Freude schmolz – bis dieses prachtvolle Geschöpf sich zu einem letzten, verzweifelten Versuch aufraffte, seine großen, weißen Zähne bleckte und auf ihn zustürmte.
    Parric hatte etwas in der Art erwartet und ließ sich nun ganz von seinen Instinkten leiten. Als das Pferd auf ihn zuschoß, machte er schnell einen Schritt zur Seite, wobei er den mahlenden Schmerz in seinem verletzten Knie mißachtete. Dann griff er dem Hengst, als er an ihm vorbeistürmte, in die Mähne und sprang auf. Es war kein sauberer Sprung. Das verrenkte Knie gab unter ihm nach, und der Kavalleriemeister hing seitlich an dem Pferd, sein einziger Halt eine Handvoll seiner Mähne, ein Bein halb über dem Rücken des Pferdes, während er mit dem anderen wild um sich schlug und verzweifelt versuchte, sich auf das Tier hinaufzuziehen. Sekunden wurden zu Ewigkeiten, während Parric seine Muskeln anspannte, bis seine Arme vor Schmerzen aufzuschreien schienen, und dann, während er sich immer noch an den sich aufbäumenden Rücken des Tieres klammerte, zog er sich Zentimeter um Zentimeter hinauf. Endlich hatte er es geschafft; und gerade rechtzeitig fand er sein Gleichgewicht wieder, bevor das Pferd mit ihm durchging.
    Der kraftvolle Leib flog in einer Reihe heftiger Bocksprünge, die jeden einzelnen Knochen von Parrics Rückgrat durchschüttelten und ihm die Zähne aus dem Kopf zu reißen schienen, über das Plateau. Seine Hände tief in der langen, dahinfliegenden Mähne vergraben, schlang er seine drahtigen Beine um die Rippen des Pferdes.
    Das Tier bäumte sich auf und schrie seinen Zorn hinaus, aber Parric ließ sich nicht abwerfen. Es versuchte zu galoppieren und unternahm trotz seiner Verletzungen unglaubliche Anstrengungen. Der Kavalleriemeister biß seine schmerzenden Zähne zusammen und konzentrierte sich ganz darauf, im Sattel zu bleiben. Aus den Augenwinkeln erhaschte er verschwommene, schwindelerregende Blicke auf das Plateau, auf die Berge – und auf die vielen hundert Xandim, die gekommen waren, um die Herausforderung zu beobachten.
    Die Götter mögen mir beistehen, dachte Parric ungläubig; wie schnell würde dieses Pferd in unverletztem Zustand sein? Noch nie in seinem Leben hatte er ein solches Tier geritten. Obwohl die abrupten, ungleichmäßigen Schritte des Hengstes seine eigenen Wunden noch weiter aufrissen, spürte der Kavalleriemeister die Schmerzen überhaupt nicht. Er stieß in seiner

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