Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
paar Weinschläuchen haben wir für gewöhnlich alle Mühe damit, dich wieder zum Schweigen zu bringen!«
Chiamh, dessen Lippen zuckten und ein Lächeln zu verbergen suchten, machte sich eilig daran, den entsetzten Kavalleriemeister zu beschwichtigen. »Keine Angst, Parric, ich denke, ich habe gesagt, was gesagt werden mußte.« Schließlich huschte doch noch ein Grinsen über sein Gesicht. »Was tätest du bloß ohne mich?«
»Ja, wirklich, was?« pflichtete Parric ihm bei. »Und morgen werde ich dich schon wieder brauchen, mein Freund, wenn wir uns zum Kampf rüsten!«
Meiriel sah von ihrem Versteck hinter den hohen Steinen zu, wie endlich der letzte der Xandim des Plateau verließ, um den neuen Rudelfürsten zu seinem Fest zu geleiten. »Rudelfürst, wahrhaftig!« schnaubte sie verächtlich, aber endlich tat dieser erbärmliche Sterbliche einmal etwas. Die Magusch lächelte. Wenn Parric vorhatte, die Xandim zu benutzen, um Aurian zu retten, hieß daß, daß er sie zu ihr bringen würde, zu ihr und dem Ungeheuer, das sie in ihrem Leib trug. »Vielen Dank, Parric«, summte sie leise vor sich hin, »du hast mir gerade einen langen, harten Marsch durch die Berge erspart. Und wenn du mit Aurian zurückkommst, werde ich hier sein.«
18
Der Geist des Berges
»So, jetzt weißt du alles«, beendete Anvar seinen Bericht. »Das ist die ganze Geschichte. Für den Augenblick.« Er nahm einen Schluck Wein, um sich die Kehle anzufeuchten.
Elster sah ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an, und ihre dunklen, leuchtenden Augen waren fest auf sein Gesicht gerichtet. Sie runzelte die Stirn. »Jetzt verstehe ich auch, warum es so lange gedauert hat, bis du dich mir anvertraut hast.«
Anvar nickte. »Zuerst einmal mußte ich davon überzeugt sein, daß ich dir auch vertrauen kann.«
»Und jetzt vertraust du mir?« Elsters Augen wurden schmal.
»Bei den Göttern, irgend jemandem muß ich ja vertrauen!« rief Anvar. »Elster, ich muß unbedingt hier raus!«
Die Ärztin seufzte. Seit sie und Cygnus begonnen hatten, sich um diesen Gefangenen zu kümmern, wuchs ihre Zuneigung zu ihm in geradezu beängstigendem Maße. Aber zu ihrer Schande brachte sie einfach nicht den Mut auf, um ihm bei irgendeinem seiner immer seltsamer werdenden Fluchtpläne zu helfen. »Es tut mir leid, Anvar, aber was könnte ich tun?« Ihre Flügel raschelten, als sie die Schultern hochzog, »Mein eigenes Leben hängt an einem seidenen Faden, und wären da nicht meine besonderen Fähigkeiten, hätte Schwarzkralle mich schon vor langer Zeit getötet. So, wie die Dinge liegen, braucht er mich noch, um Königin Rabe zu heilen …«
»Wie geht es ihr?« unterbrach Anvar sie.
Elster spreizte hilflos ihre Schwingen. »Sie lebt, aber sie weigert sich zu sprechen, und wir müssen sie zwingen, etwas zu sich zu nehmen. Sobald wir das Zimmer betreten, dreht sie ihr Gesicht zur Wand. Ich sehe, daß deine Augen sich verhärten, wenn ich von ihr spreche, und doch bin ich sicher, wenn du sie sehen könntest, würde sie dir leid tun. Obwohl es schwer zu sagen ist, da sie sich ja weigert, mit uns zu reden, bin ich davon überzeugt, daß sie sich dessen, was sie getan hat, zutiefst schämt.«
»Soweit es mich betrifft, hat sie sich ihr Leiden selbst zuzuschreiben.« Anvars Stimme war hart. »Bitte mich nicht, Mitleid mit ihr zu haben, Elster. Obwohl das, was man ihr angetan hat, selbst mir entsetzlich erscheint, kann ich ihr trotzdem niemals verzeihen, daß sie uns verraten hat.«
»Aber dennoch, wenn du das arme Kind sehen könntest, würde dein Herz vielleicht weicher werden.« Elster schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, welche Wirkung deine Neuigkeiten auf sie haben werden. Vielleicht würde ihr das Wissen, daß der Geist ihres Liebsten im Bann eures alten Feindes stand, mehr schaden als helfen.«
»Dann glaubst du mir also?« Anvar entspannte sich ein wenig. »Ich war mir nicht so sicher, ob du das tun würdest.«
Elster nahm ihm den vergessenen Kelch aus der Hand und leerte den Wein mit einem einzigen Schluck. »Oh, ich glaube dir durchaus, Anvar. Zuviel von deiner Geschichte klingt überzeugend.« Dann drehte sie sich um, griff nach der Flasche, die in einer dunklen Ecke jenseits des Feuers stand, und füllte den Kelch noch einmal, bevor sie ihn zurückgab. »Es fällt mir auch nicht schwer zu glauben, daß der Hohepriester sich mit einem bösen Zauberer verbündet hat«, fuhr sie fort. »Er ist verzweifelt darauf
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