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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sich grimmig an den Zügel ihres rasenden Reittieres klammerte. Dann wurde die Welt langsam wieder ruhig.
    »Anvar!« Mit schwerem Herzen versuchte Aurian, auf den Rand des Abhangs zuzutaumeln, aber mehrere Hände hielten sie zurück. Nach einem verzweifelten Kampf wurde ihr klar, daß Yazour und Eliizar an ihren Armen hingen. »Warte, Aurian«, drängte der junge Krieger sie, »sonst verlieren wir dich auch noch!«
    Während die Echos der Lawine langsam erstarben, trat Aurian in Begleitung von Yazour und Eliizar nach vorn und blickte voller Angst hinunter in den Paß. Kristallisierte Wolken aus pudrigem Eis hingen wie ein silberner Nebel in der Luft über den Schneemassen und verhüllten Rabe neben ihnen. »Wir müssen warten, bis der Schneestaub sich legt.« Sie klang sehr niedergeschlagen. »Ich kann da unten nichts erkennen.«
    Aurian fluchte. »Ihr könnt ja warten. Ich gehe jedenfalls sofort.«
    »Laß mich gehen – ich kann mich auf diesem glatten Boden schneller bewegen.« Es war Shia. »Folgt mir – aber paßt gut auf, meine Freunde. Wir wollen heute keine weiteren Stürze mehr.« Mit einem einzigen Satz war die große Katze verschwunden.
    Hinter der Magusch rafften Bohan und Nereni sich mühsam auf. Bis auf ein oder zwei blaue Flecken schien der Eunuch unverletzt zu sein und machte sich nun humpelnd daran, die Zügel der Pferde wieder zu ergreifen. Eliizar mußte einer durch und durch erschütterten Nereni erst auf die Beine helfen. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, und Blut sickerte aus einer Schnittwunde an ihrer Stirn, wo eines der Pferde sie mit dem Huf getroffen hatte. Aurian war wie betäubt vor Schreck und über Anvars Verschwinden – sie konnte sich nicht dazu überwinden, es anders zu nennen – und dachte benommen, daß Nereni Glück hatte, überhaupt noch am Leben zu sein. Und damit kehrten ihre Gedanken wieder zu Anvar zurück.
    Der felsige Weg des Passes war durch die Lawine beinahe völlig vom Schnee befreit worden. Das, was noch von ihm übrig war, hatte die Lawine so zusammengepreßt, daß es aussah wie Glas. Aurian durchlief ein Schaudern des Entsetzens. Unwillkürlich griff sie nach ihrem Gürtel, nach dem Stab der Erde, der ihr dabei helfen sollte, das Gleichgewicht zu halten – und hielt jäh inne, ihre Augen weit aufgerissen vor Schreck. Bei den Göttern, wenn der Stab verlorengegangen war! … Sie schrieb alle Vorsicht in den Wind und rannte den Berghang hinab.
    Glücklicherweise holte Yazour sie ein, bevor sie mehr als ein oder zwei Schritte weit gekommen war – und selbst das war beinahe genug gewesen, um sie den Hohlweg hinunterstürzen zu lassen. Er bekam gerade noch rechtzeitig ihren Arm zu fassen, als sie das Gleichgewicht verlor. »Paß auf!« schalt er sie und reichte ihr einen der kräftigen Spazierstöcke, die Bohan, bevor sie den Wald verließen, für seine Begleiter geschnitzt hatte. »Du hättest warten sollen.«
    »Aber …«, protestierte Aurian.
    Der Krieger brachte sie zu Schweigen. »Ich weiß«, sagte er traurig. »Wir haben jedoch keine andere Wahl – wir müssen langsam gehen, wenn wir unversehrt unten ankommen wollen.«
    Obwohl Aurian außer sich war vor Angst um Anvar und den. Stab, war es unmöglich, den Paß einigermaßen schnell hinunterzuklettern. Zwischen dem schweren, grauen Himmel und den steilen, zu beiden Seiten aufragenden Wänden konnte man kaum etwas sehen, und der Weg war wie Glas unter ihren Füßen. Aurian mußte jeden ihrer Schritte genau überprüfen, bevor sie ihr Gewicht verlagerte, und um die Dinge noch schlimmer zu machen, brachte ihr über dem Kind gewölbter Leib sie noch zusätzlich aus dem Gleichgewicht.
    Auf halbem Weg nach unten kamen sie an dem unglücklichen Pferd vorbei. Es lag mit zerbrochenen Gliedern und blutüberströmt neben dem Pfad, Hals und Beine in unmöglichen Winkeln von sich gestreckt. Aurian wandte sich mit einem Kloß im Hals und zusammengebissenen Zähnen ab, denn sie konnte nicht aufhören, an Anvar zu denken. Yazours Hand schloß sich über ihrem Arm. Ein Blick auf sein grimmiges, bleiches Gesicht, und Aurian wußte, daß seine Gedanken in die gleiche Richtung gingen wie ihre. »Vielleicht sollten wir auf die anderen warten?« schlug er zaghaft vor.
    Die Magusch schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn, die Sache aufzuschieben.«
    Und gerade da, im dunkelsten aller Augenblicke, explodierte Shias Stimme in Aurians Gedanken. »Anvar lebt!« Es war nur gut, daß die Lawine bereits zu Tal gerollt war. Aurian

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