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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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damals konnte sich die Kraft des Stabes auf den Kampf richten – sie mußte irgendwo hin. Als du in dieser Lawine verschwunden bist – bei den Göttern, ich dachte …«
    Als Anvar ihr einen Arm um die Schultern legte, wußte Aurian, daß sie sich verraten hatte. »Und Shia hat mich einen Idioten genannt!« schalt er sie. »Warum machst du dir Vorwürfe? Du hast mir den Stab anvertraut und mich gewarnt, vorsichtig zu sein – wieso soll das Ganze jetzt plötzlich deine Schuld sein? Außerdem«, fuhr er fort, »war es der Stab, der mir das Leben gerettet hat, glaube ich. Seine Kraft schien mich zu umgeben und die schlimmste Wucht des Sturzes abzufangen. Ich erinnere mich daran, wie ich mich immer wieder überschlagen habe; es ging alles so schnell … Dank den Göttern war der größte Teil der Lawine bereits vorüber, bevor ich zu fallen begann, sonst wäre ich jetzt gewiß tot.« Anvar schauderte und schwieg.
    Aurian wollte nicht daran denken. »Komm schon«, sagte sie energisch, »du darfst nicht einfach dasitzen und dich zu Tode frieren. Laß uns ein paar trockene Kleider für dich aussuchen. Wir müssen jetzt weitergehen. Wir haben bessere Chancen, diese Nacht zu überleben, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit diesen Turm finden.« Mit diesen Worten half sie dem durchgeschüttelten Magusch auf die Beine und nahm ihm den Stab der Erde aus der Hand. Ohne sich dann noch einmal nach Anvar umzusehen, stolperte sie zu der Stelle, wo Eliizar und die anderen gerade damit beschäftigt waren, die Pferde den Pfad hinunterzuführen.
    Verwirrt und nicht wenig verletzt durch die plötzliche Wandlung in Aurians Verhalten, begann Anvar zu fluchen. »Die Götter mögen mir helfen, ich werde sie nie verstehen.« Obwohl er mit sich selbst gesprochen hatte, fing Shia seinen Blick auf.
    »Ihr Verhalten scheint mir vollkommen klar zu sein.«
    »Du kannst ja auch ihre Gedanken lesen, verdammt!« murmelte Anvar leise vor sich hin, während er zu den anderen hinüberhumpelte.
    Eliizar wirkte vollkommen untröstlich. »Wir haben beim Abstieg noch ein Pferd verloren«, erklärte der Schwertmeister Aurian, als Anvar hinzukam. »Als es ausrutschte, konnte ich es nicht festhalten.«
    »Das Tier hat sich ein Bein gebrochen«, ergänzte Yazour mit leiser Stimme. »Wir mußten es von seinem Leiden erlösen.« Er seufzte.
    »Es war nicht eure Schuld«, tröstete Aurian sie. »Ich dachte mir schon, daß es schwierig werden würde, die Pferde herunterzubringen. Ihr habt eure Sache gut gemacht, denn die anderen sind immerhin heil hier angekommen.«
    »Sehr wahr«, erwiderte Yazour grimmig. Er zeigte auf die müden, entkräfteten Tiere. Anvar sah, daß eines von ihnen einen Fuß vorsichtig vom Boden weghielt, und ein anderes hatte sich in der Nähe des Knies einen bösen Schnitt zugezogen. »Diese beiden hätten wir auch noch verloren, hätte Bohan nicht die Kraft gehabt, sie festzuhalten, als sie ausgerutscht sind.«
    Eliizars Miene hellte sich bei Anvars Erscheinen auf, und Nereni, deren Gesicht blutig und verschrammt war, stieß einen schrillen Freudenschrei aus und umarmte ihn. Aurian, die die verletzten Pferde untersuchte, überließ es Nereni, Salbe auf Anvars Wunden aufzutragen und ihm trockene Kleidung zu suchen. Sie selbst nahm überhaupt keine Notiz mehr von ihm.
     
    Der Abstieg durch den tiefen Schnee am Fuß des Hohlwegs war genauso furchtbar wie der Marsch zum Paß hin, und die Gefährten brauchten lange, um sich ihren Weg durch die zusammengestauchten Schneewehen zu bahnen, als sie ins Tal hinunterkamen. Während sie sich immer weiter mühten, verdunkelte sich langsam der Himmel; ob es an der Abenddämmerung oder an einem neuen Unwetter lag, hätte Anvar nicht sagen können, denn er hatte im Schneesturm jeden Überblick über die Zeit verloren. Und schließlich stellte es sich heraus, daß es beides war.
    Der Turm lag am entgegengesetzten Ende des Tales, hoch oben auf einem zerklüfteten, mit Bäumen umsäumten Hügel. Als sie eine Ansammlung verkümmerter Pinien erreichten und die massige Gestalt des Gebäudes über sich aufragen sahen, war die Luft wieder einmal voller dichter Schneeflocken. Bei dem Gedanken an die Gefahr, in der kommenden Nacht zu erfrieren, machten sich alle mit letzter Kraft daran, abgebrochene Äste zusammenzusuchen, die sie den müden Pferden für den letzten Aufstieg über den steilen, schlüpfrigen Pfad auf den Rücken banden.
    Die viereckige, schon halb zerfallene Silhouette des uralten Turms ragte schwarz

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