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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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aufgewachsen war, betrachtete den von Schneewehen versperrten Paß. »Der Weg sieht ziemlich steil aus«, meinte sie. »Eine Lawine würde ihn vielleicht frei machen, zumindest so weit, daß wir da hinunterklettern könnten. Wenn wir nur eine auslösen könnten …«
    »Eine was?« Anvar hockte neben ihr. Er hatte seine kalten Hände unter seinem Mantel versteckt, während die große Katze ihm von den gewaltigen Schneerutschen erzählte, die sich manchmal von den Berghängen lösten und alles, was ihnen im Weg stand, mit sich rissen. Er runzelte die Stirn und blickte noch einmal auf den Paß hinunter. »Glaubst du, es wäre möglich, eine solche Lawine auszulösen?«
    »Natürlich.« Shia hielt inne. »Solange du bereit bist, denjenigen zu opfern, der das tut – denn das Risiko, von den Schneemassen mitgerissen zu werden, ist ungeheuer groß.«
    »Oh!« Enttäuschung spiegelte sich auf Anvars Gesicht wider, aber die Worte der großen Katze hatten Aurian zu denken gegeben. »Anvar, glaubst du, du könntest den Schnee mit dem Stab der Erde in Bewegung setzen?«
    Er drehte sich zu ihr um, und sein Gesicht leuchtete vor Erregung. »Aurian, du bist unschlagbar! Das heißt … wenn es dir nichts ausmacht, ihn mir noch einmal zu leihen?«
    Aurian zuckte mit den Schultern. »Wenn ich die Wahl habe, dir entweder den Stab zu leihen oder mir auf diesem verfluchten Berg den Hintern abzufrieren, ist das keine Frage für mich. Aber, Anvar, ich bitte dich, um der Götter willen, sei vorsichtig. Der Stab hat die Eigenschaft, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen; er ist so mächtig, und Shia hat uns gerade erzählt, wie gefährlich diese Sache ist. Du mußt es erst gründlich durchdenken, bevor du etwas tust und – «
    »Ich weiß, ich weiß!« Er grinste sie an. »Keine Angst, Aurian. Ich komme schon zurecht.«
    Die Magusch zog den Stab aus ihrem Gürtel und reichte ihn ihm, obwohl sie im gleichen Augenblick von einer unguten Vorahnung überfallen wurde. Diese Situation war ganz anders als die, in der er den Stab zum ersten Mal benutzt hatte, vor einigen Wochen bei ihrem Kampf in der Wüste. Damals hatte er um sein Leben gekämpft – und sie hatte außerdem ihre beruhigende Hand auf dem Stab gehabt, um einen Teil von dessen ehrfurchtgebietender Energie abzufangen. Ich und meine klugen Ideen, dachte Aurian. Einen erschreckenden Augenblick lang sah sie in Anvar das, was er in ihr gesehen haben mußte, als sie den Stab in der Stadt der Drachen errungen hatte. In seinen Augen glühte ein Feuer wie von Saphiren, während er zum Eingang des Passes hinüberschritt, wo der Schnee sich vertiefte und der Weg zum Tal hin abzufallen begann.
    »Tretet zurück!« rief Anvar fröhlich. Aurian fluchte leise. Sie wußte, wie es war – sie hatte diese Euphorie ebenfalls verspürt, als sie den Stab zum ersten Mal in den Händen gehalten hatte. Sie konnte bereits sehen, daß sein Zauber erste Wirkung zeigte, denn ein Gewebe leuchtend grüner Linien schlängelte sich einen Weg durch den Schnee und hinunter zum Fuß des Passes. Aber Anvar brauchte doch nur ein wenig von dem Schnee auf dem Gipfel zu bewegen, hatte Shia gesagt. »Anvar, nein!« schrie Aurian.
    Die Kraftlinien flackerten in einem blendenden, smaragdgrünen Licht. Mit einem Rumoren, das zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen anstieg, begann der Schnee, den schmalen Hohlweg hinabzudonnern; polternd und grollend krachte er in einer unerbitterlichen Woge zu Boden, während die Erde unter ihnen zitterte und bebte und große Wolken pudriger, weißer Kristalle in die Luft stiegen. Das Schneebrett, auf dem Anvar stand, begann sich zu bewegen, rutschte nach vorn und hinunter in die Tiefe. Anvar, der wild um sich schlug, um das Gleichgewicht zu halten, schrie in schriller Verzweiflung noch einmal laut auf – und war verschwunden.

 
8
Incondors Turm
     
     
    Die Erde zitterte, und in den Ohren der Gefährten dröhnte das verklingende Tosen der Lawine. Schnee wirbelte hoch hinauf in die Luft und rieselte dann wieder auf sie herab. Rabe flog wie ein erschrockener Vogel auf. Die verängstigten Pferde bäumten sich auf und versuchten, dem Eunuchen die Zügel aus der Hand zu reißen. Eines der Tiere schaffte es und schoß nach vorn, wo es mit einem Schrei, der mit übelkeitserregender Plötzlichkeit abbrach, im Abgrund verschwand. Bohan und Nereni waren unter den Hufen der wild ausschlagenden Tiere zu Boden gefallen, und Aurian kämpfte mit aller Kraft darum, das Gleichgewicht zu halten, indem sie

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