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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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seinem Rat Folge zu leisten, blind wie sie waren und mit den eingeschüchterten Pferden; außerdem waren ihre Hände fast taub und völlig unbeholfen durch die Kälte. Nach größten Anstrengungen fanden sie sich schließlich in dem notdürftigen Schutz des Kreises zusammengekauert wieder, während der Schnee sich um sie herum auftürmte. Sie versicherten sich, daß sie alle da waren, indem sie einander berührten. Keiner von ihnen wagte es, sich hinzusetzen, aus Angst, daß er nie wieder aufstehen würde.
    Die Kameraden klammerten sich aneinander und teilten ihre Wärme, die der gnadenlose Wind jedoch schnell aus ihren Knochen sog. Aurian hatte schon lange alles Gefühl in ihren halb erfrorenen Füßen verloren, und die Kälte durchdrang mit schläfriger Taubheit ihren Körper. Sie führte sie zurück in ihre Kindheit, zu jenem Tag, an dem sie in dem endlosen Schnee nach Forral gesucht hatte … Sie erwachte in der warmen, hell erleuchteten Küche im Turm ihrer Mutter, dort am See, und sie sah das ängstliche Gesicht des Schwertkämpfers auf sie hinunterblicken …
    »Aurian, wach auf!« Es war Anvars Stimme. Aurians Traum schmolz dahin wie Schnee – o gütige Götter, der Schnee! Sie öffnete mit einigen Schwierigkeiten die Augen und zog sich hoch. Anvar schüttelte sie. »Dank den Göttern, daß du in Ordnung bist! Du bist eingeschlafen, du Dummkopf! Hätte ich nicht gespürt, wie du zu Boden gesunken bist …«
    Aurian stöhnte. »Ich hatte einen wunderbaren Traum.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Anvar grimmig, »denn es wäre um ein Haar dein letzter gewesen.«
    Zum ersten Mal fiel der verwirrten Magusch auf, daß sie Anvars Stimme plötzlich recht deutlich hören konnte. Der Wind hatte sich gelegt. Es schneite immer noch, aber deutlich schwächer als zuvor, und Aurian konnte in einem Umkreis von mehreren Metern ihre Umgebung erkennen. Nicht, daß es viel zu sehen gab … nur Schnee und noch mehr Schnee – und ihre Begleiter, die von dem schrecklichen Zeug so dicht eingehüllt wurden, daß sie kaum noch von dem blendendweißen Hintergrund zu unterscheiden waren.
    Rabe mit der ihrer Rasse angeborenen Widerstandskraft gegen die Kälte schien von allen die munterste zu sein. »Wir müßten jetzt eigentlich schon ziemlich nah am Turm sein«, sagte sie. »Wenn ihr hier wartet, fliege ich hinauf und stelle fest, wo wir sind.«
    Nereni seufzte. »Ich wünschte, wir könnten Feuer machen. Wir brauchten jetzt alle eine warme Mahlzeit.«
    Nereni würde sich jedoch weiter vergeblich nach einem Feuer sehnen müssen. Den mageren Vorrat Feuerholz, den sie vom letzten Tal mitgenommen hatte, hatten sie schon vor einigen Tagen aufgebraucht. Die Kameraden brauchten jedoch nicht lange zu warten, bis Rabe zurückkehrte. »Das habe ich mir doch gedacht«, sagte sie zu ihnen. »Der Turm liegt am anderen Ende des nächsten Tals. Wir sollten ihn eigentlich vor der Dunkelheit erreichen können, nur daß …« sie zog eine Grimasse. »Für euch flügellose Geschöpfe gibt es da vielleicht ein Problem.«
    Grimmig und schweigend drängten die Wanderer ihre müden, halb erfrorenen Pferde durch brusthohe Schneewehen hindurch bis hinauf auf den Gipfel des Hügels. In der Nähe dieses Gipfels wurde das Gehen leichter, denn der Wind hatte dort den Schnee weggeblasen, bis er nur noch eine hauchdünne Schicht über den dunklen Felsen bildete. Auf dem windgepeitschten Berggrat hielten sie kurz inne, um sich über die nächsten Schritte ihres Marsches Klarheit zu verschaffen. Unter ihnen öffnete sich ein weites Tal, dessen leuchtendes, vom Schnee ersticktes Weiß nur hier und dort von dunklen Klumpen verzerrten Immergrüns durchbrochen wurde, das sich unter seiner wintrigen Last krümmte wie ein alter Mensch. Über dem Tal ragten gewaltige Gipfel auf, die wie scharfkantige Reißzähne nebeneinanderstanden, als warteten sie darauf, sich in eins ihrer jämmerlichen, menschlichen Opfer zu bohren.
    Die Magusch spürte, wie ihr Mut sank beim Anblick des Weges, den sie vor sich hatten. Jetzt, da sie die Bergkuppe erreicht hatten, konnte sie nur allzugut verstehen, warum Rabe diesen Weg als Problem betrachtet hatte – ein Ausdruck, der Aurians Ansicht nach eine ungeheure Untertreibung war. Der Paß unter ihnen, der einzige Weg, der ins Tal hinunterführte, war unter Schneemassen begraben.
    »Genau das brauchen wir jetzt«, seufzte Aurian. »Wie sollen wir es je schaffen, uns da einen Weg durchzukämpfen?«
    Shia, die in den Bergen geboren und

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