Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
wilden Strömungen, die das Feuer bewirkte, trugen erheblich zu seinen Schwierigkeiten bei, da sie der Luft eine eigene Stärke und Gewalt verliehen, mit der sie ihm trotzen konnte. Dennoch obsiegte Chiamh schließlich, obwohl dieser Kampf mit den mächtigen Luftströmungen zu den schwierigsten Dingen gehörte, die er je im Leben bewältigt hatte. Wenn er auch die Flammen nicht löschen konnte, so konnte er das Feuer doch zumindest in seinem Fortschritt aufhalten und Anvar damit die wenigen zusätzlichen Sekunden verschaffen, die er noch brauchte.
Die Situation im Treppenhaus verschlimmerte sich noch weiter. Die Feuchtigkeit des Holzes war mittlerweile aufgezehrt, und die Flammen fanden immer mehr Nahrung. Das Knistern des Feuers wurde lauter, und die Magusch mußte genau wie Anvar einen Schild errichten, der den Qualm von ihr, Chiamh und Parric fernhielt, der immer noch wütend drei oder vier Schritte entfernt wartete.
Aurian, die während der vergangenen Minuten über den Körper des Windauges gewacht hatte, wußte, daß Chiamh in Schwierigkeiten war. Sie konnte die Verwüstungen des geistigen Kampfes in seinem Gesicht sehen. Scharfe Linien der Anstrengung tauchten um seine Augen und seinen Mund auf, und sein langes, braunes Haar war so von Schweiß durchnäßt, daß sie es ihm immer wieder aus den unheimlichen Silberaugen streichen mußte. Obwohl sie langsam fürchtete, daß er sich bei dieser Rettungsaktion verletzen könnte, widerstrebte es ihr doch, seiner Trance ein Ende zu setzen, weil sie befürchtete, die Dinge damit noch zu verschlimmern. Sie hatte sich jedoch oft genug selbst überanstrengt und wußte aus eigener Erfahrung, daß Chiamh in ernster Gefahr stand, sich in seiner Magie zu verlieren. Wenn man einen so großen Teil seiner Energie darauf verwendete, seinen magischen Kräften Nahrung zu geben, bestand immer die Gefahr, daß man irgendwann nicht mehr in seinen Körper zurückkehren konnte.
»Anvar, wo bist du?« Sie stieß einen verzweifelten Gedankenschrei aus und betete, daß ihr Seelengefährte inzwischen nah genug war, um ihn zu hören. »Wir können hier nicht mehr lange die Stellung halten.«
»Wir sind fast da.« Anvars Antwort klang schwach und müde. »Wir haben ein oder zweimal Ärger gehabt, aber bisher konnten wir uns durchkämpfen – wahrscheinlich deshalb, weil sich die meisten Xandim vor eurer Tür versammelt haben.«
»Den Göttern sei Dank, daß dir nichts passiert ist.« Schon die Tatsache, daß sie ihn jetzt endlich wieder hören konnte, gab Aurian neuen Mut. »Sag mir sofort Bescheid, wenn ihr unsere Angreifer sehen könnt.«
»Na dann mach dich mal bereit«, erwiderte Anvar trocken. »Wir sind jetzt an der Stelle, an der die Korridore sich kreuzen.«
»Gut. Ich sage dir, wann es losgeht.« Aurian wandte sich nun wieder Chiamh zu und war erleichtert zu sehen, daß er zwar immer noch sehr blaß war, daß sein Geist jedoch wieder in seinen Körper zurückgekehrt war und seine Augen wieder ihre normale Farbe angenommen hatten.
»Ich habe euch beide gehört«, erklärte er der Magusch. »Ich bin bereit.«
Aurian zog Coronach aus der Scheide. »Wenn ich das Signal gebe, laufen wir auf den Korridor hinaus, um Anvar zu helfen«, sagte sie zu Parric. Ohne ihm Gelegenheit zu geben, dagegen zu protestieren, drehte sie sich wieder zu der Tür um, die ohne Chiamhs Unterstützung jetzt in einem Flammenmeer zusammenbrach.
»Jetzt!« Während Aurian dieses Wort rief, sowohl mit ihrer körperlichen Stimme als auch mit ihrer Gedankenstimme, schlug sie mit einem solchen Energiestrahl auf die Überreste der Tür ein, daß die brennenden Holzteile in den Korridor hinausexplodierten und die dort wartenden Xandim trafen. Die Männer stoben schreiend auseinander und schlugen auf fliegende brennende Holzstückchen und auf die Funken ein, die sich in ihrer Kleidung und ihrem Haar verfangen hatten. Mit einem lauten Kampfschrei stürzte Aurian in den Korridor hinaus, dicht gefolgt von Parric und Chiamh. Gemeinsam fielen sie wie ein Rudel Wölfe über die verwirrte Schar von Xandimsoldaten her.
Shia hatte Khanu den Berg hinaufgeschickt, um Wolf und seine Zieheltern in Chiamhs Tal zu begleiten. Nachdem Aurian sie dann darum gebeten hatte, war sie in die unteren Bereiche der Festung zurückgekehrt und hatte sich entlang der schmalen Felsvorsprünge hinter dem massiven Gebäude auf die Suche nach Bohan begeben. Obwohl sie es sich nur ungern eingestand, war sie doch von einer wachsenden Angst
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