Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
seine Instinkte, so daß er mit dem Schwert die Deckung seines Gegners durchbrach und dem Mann den Bauch aufschlitzte. Der Xandim stürzte zu Boden, und sofort tauchte ein anderer auf, der seinen Platz einnahm.
Anvars Schwert hatte plötzlich ein Eigenleben, hieb und schlug zu, parierte und wehrte ab, und er sah nur noch die Feinde um sich herum und die schattenhaften Gestalten von Schiannath und Yazour, die an seiner Seite kämpften. Ganz schwach wurde ihm bewußt, daß ihm ihre überlegenen Kampfkünste bei seiner Verteidigung halfen, aber für Dankbarkeit hatte er im Augenblick keine Zeit. Er durfte nur an sein eigenes Überleben denken. Und doch nahm er irgendwo am Rande seines Bewußtseins immer die hochgewachsene Gestalt mit dem flammend roten Haar wahr, die auf der anderen Seite des tobenden, halb wahnsinnigen Mobs stand.
Aurian rückte ihm langsam näher – oder er rückte ihr näher. In jeder Minute, die verging, verringerte sich die Zahl der Feinde zwischen ihnen. Die Magusch hatte sich gerade eines Gegners entledigt und hob den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. Als sie sich näherte, spürte Anvar die prickelnde Macht des magischen Schilds, den sie um sich und ihre Kameraden errichtet hatte, und sah, wie die angreifenden Xandim vor der Barriere zischender Funken zurückprallten. Mit einer Woge der Erleichterung darüber, daß der Kampf vielleicht bald ein Ende haben würde, vereinigte er seine Kraft mit der seiner Seelengefährtin, um den Schild weiter auszubauen und zu stärken.
»Zurück in den Turm!« schrie Aurian mit einer Stimme, die es mit Forrals kampferprobtem Brüllen durchaus hätte aufnehmen können. Aber gerade in dem Augenblick, als die beiden Magusch inmitten des Kampfgetümmels aufeinandertrafen, ging plötzlich alles auf entsetzliche Weise schief. Anvar sah Sangra und Iscalda die Stufen des Turms hinunterlaufen, und die beiden Frauen schrien ihm irgend etwas über einen abgebrochenen Felsvorsprung zu, etwas, das für ihn absolut keinen Sinn ergab. Aurian, die mit Shia enger verbunden war als er, empfing die Botschaft einen Augenblick früher. Anvar sah seine Seelengefährtin stürzen, ihre Augen waren ausdruckslos und ihr Gesicht totenbleich. Während der Schild langsam in sich zusammensank, stieß der Feind erneut vor.
»Nein!« Im selben Augenblick, in dem Aurian dieser Schrei tiefster Trauer entfuhr, drang die Wucht von Shias Gefühlen in Anvars Gedanken ein. Bohan? Tot? Er konnte es nicht fassen.
»Paß auf, du Idiot!« Der Befehl riß Anvar in die Gegenwart zurück. Ein Schwert blitzte auf, um die Klinge abzuwehren, die auf ihn zuschoß, und ein Funkenregen versengte sein Gesicht, der nur um Haaresbreite seine Augen verfehlte. Anvar riß sich zusammen und stieß dem Angreifer seine Klinge in die Brust; der Schwung seiner Bewegung ließ ihn herumwirbeln, und er sah Yazour neben sich, der es nun mit einem weiteren Feind aufnahm. Hinter ihnen beschützte Schiannath Aurian auf dieselbe Weise, während Chiamh neben Parric kämpfte, an dessen Seite Sangra und Iscalda den Eingang zum Turm verteidigten.
»Aurian!« schrie er und war erleichtert, als er sah, daß ihre Augen wieder einen klaren Blick angenommen hatten und gleich darauf zornig aufblitzten. Mit einem lauten Fluch riß sie den Schild wieder hoch – und das mit solcher Gewalt, daß mehrere Xandimsoldaten zurück in den Korridor geschleudert wurden. Anvar rannte auf die Magusch zu und griff nach ihrer Hand, um sie in Sicherheit zu bringen, damit sie in ihrem Zorn über Bohans Tod nicht auf die Idee verfiel, es ganz allein mit sämtlichen Xandim aufzunehmen. Selbst in einem Augenblick von solcher Verzweiflung spendete seine Berührung ihr Trost, und Aurian war außerdem auch zu klug, um einen so ungleichen Kampf fortführen zu wollen. Also nutzten sie das Entsetzen und die Verwirrung ihrer Feinde aus und stürzten die Turmtreppe hinauf. Als sie allesamt sicher auf dem oberen Treppenabsatz angelangt waren, drehte sich Aurian mit flammenden Augen um und feuerte einen gewaltigen Energiestrahl auf die gewölbte Decke des Treppenhauses unter sich ab. Ein Aufschrei empörten Schmerzes von Basileus hallte in Anvars Gedanken wider, und das Dach fiel in einer krachenden Lawine von Schutt und Staub in sich zusammen.
15
… und durch Luft
»Es tut mir leid, Kleines – ich kann keinen Schritt weitergehen. Ich muß mich eine Weile ausruhen.« Vannors Stimme war schwach vor Müdigkeit und Schmerz, und Zanna konnte das
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