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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zutiefst verunsichert war, fragte sich, was sie als nächstes tun sollte. Ihre geflügelten Träger, die offensichtlich Angst vor den Katzen hatten, hatten sich hastig zurückgezogen. Hilflos sah die kleine Frau Shia an und wünschte, sie könnte mit der Katze sprechen, wie Aurian und Anvar es taten. »Also, was soll ich jetzt tun?« murmelte sie.
    Sie brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten – nur gerade lange genug, um sich mit den Zutaten, die sie neben dem Ofen fand – der einzigen Wärmequelle in der Kammer – ein wenig Wein zu wärmen. Während sie dort saß und versuchte, ihren schwindenden Mut wiederzufinden, hörte Nereni das dumpfe Schlagen von Flügeln draußen und den Aufprall, der ihr verriet, daß jemand auf der Plattform gelandet war. Shia fauchte laut und lange, und in ihren Augen funkelte ein bedrohliches Licht, als die Tür aufsprang und Rabe eintrat.
    Das geflügelte Mädchen sah ganz anders aus als das verwahrloste Kind in dem geflickten Rock, halb Frau, halb Kind, an das Nereni sich erinnern konnte. Jetzt trug Rabe eine üppige glutrote Robe von raffiniertem Schnitt, der ihre Flügel und ihre übrigen Gliedmaßen frei ließ, damit sie fliegen konnte. Auf ihrem dunklen, lockigen Haar prangte eine Krone aus sanft funkelndem Blattgold. Unübersehbare Linien des Kummers gaben ihrem Gesicht eine unerwartete Reife, und hinter ihren Augen lauerte der Schatten einer bitteren Traurigkeit, die niemals vergehen würde.
    Einen Augenblick lang spürte die mütterliche Frau, wie ihr Herz sich vor Mitleid zusammenkrampfte angesichts des Leides in den Zügen des jungen Mädchens. Dann mußte sie wieder an Eliizar denken, der verletzt und eingekerkert in dem dunklen Verlies unten in Incondors Turm gelegen hatte. Sie erinnerte sich auch an die Qualen, die Bohan ausgestanden hatte, angekettet an die Wand, seine Handgelenke eine schwärende Masse blutiger Wunden unter seinen Fesseln. Sie dachte an die arme Aurian, die inmitten von Angst und Aufruhr ihr Kind zur Welt bringen mußte, und schauderte bei dem Gedanken an den Augenblick absoluten Entsetzens, als die Realität sich verzerrt und das Kind der Magusch seine Gestalt in Nerenis Händen verändert hatte. Die Lippen der kleinen Frau wurden schmal. Als Rabe einen zögernden Schritt auf sie zu tat, offensichtlich unsicher, wie sie willkommen geheißen würde, hob Nereni die Hand und schlug dem geflügelten Mädchen mit aller Kraft ins Gesicht.
    Rabe nahm den Schlag entgegen, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl in ihren großen dunklen Augen Tränen standen. »Mir wäre es lieber, du würdest mich hundertmal schlagen, Nereni, als mich mit einer solchen Verachtung in den Augen anzusehen.« Die Stimme des geflügelten Mädchens zitterte und verriet solche Qual, daß Nerenis Herz um ein Haar weich geworden wäre – hätten nicht die Ereignisse der vergangenen Monate die kleine Frau so sehr verändert, daß sie sich kaum selbst wiedererkannte. »Glaubst du denn, daß du irgend etwas anderes als Verachtung verdient hast?« gab sie unumwunden zurück. »Ich habe dich geliebt wie eine Tochter, Rabe, aber du hast mich ohne zu zögern verraten und hättest mich sterben lassen – und Eliizar und Bohan mit mir.«
    »Nein!« keuchte Rabe. »Harihn hat es mir versprochen! Ich wußte nicht …«
    »O doch, das hast du«, fuhr Nereni unerbittlich fort. »Du hättest es besser wissen müssen – und du hast es auch gewußt, tief in deinem Herzen, daß du dich auf das Wort Harihns nicht verlassen konntest – das Wort eines Fremden –, der dir wichtiger war als die Sicherheit derer, die dich liebten und für dich sorgten, als du allein und voller Angst warst. Hätte der Prinz nicht Verwendung gehabt für Bohan, Eliizar und mich, wir wären auf der Stelle niedergemetzelt worden – und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, gab dir das noch lange nicht das Recht, die Magusch an ihre Feinde zu verraten. Denn welches Schicksal ihnen bevorstand, wußtest du ganz genau!«
    Rabe wand und krümmte sich unter Nerenis anklagendem Blick. »Aber mein Volk litt, und die Magusch wollten mir nicht helfen …«
    »Du törichtes Mädchen!« schnaubte Nereni. »Natürlich hätten sie dir geholfen – sobald Aurians Kräfte zurückgekehrt wären. Du warst nicht die einzige, die zu dieser Zeit in Schwierigkeiten steckte, erinnerst du dich? Wenn du nur deinen gesunden Menschenverstand benutzt hättest, statt dich wie ein verwöhntes, verdorbenes kleines Kind …« Weiter gelangte

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