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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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fuhren Vannors Augenbrauen überrascht in die Höhe. »Bei den Göttern, Mädchen – ich hätte dich nie erkannt.« Dann nahm er sie unbeholfen in die Arme. »Weißt du«, sagte er leise, so daß nur sie allein es hören konnte, »als du geboren wurdest, war ich jung und dumm genug, mir zu wünschen, es wäre ein Sohn gewesen. Nun, ich möchte dir jetzt sagen, daß du viel tapferer und klüger warst und mir viel kostbarer, als irgendein Sohn es hätte sein können. Ich bin unendlich stolz auf dich.«
    Vannors Worte drangen tief in Zannas Herz, und sie gaben ihr auch den notwendigen Mut, als sie zum ersten Mal seit drei Wochen über Hebbas Schwelle trat und sich auf die gefährlichen, feindseligen Straßen wagte. Plötzlich fühlte sie sich ganz und gar nackt, und das nicht nur wegen ihrer ungewohnten Kleider. Jeder Passant mußte ihr doch ansehen, daß etwas nicht mit ihr stimmte. Dann blinzelte Tarnal ihr zu. »Du bist ein Junge, vergiß das nicht. Du mußt nur die ganze Zeit daran denken. Und ich muß sagen, du bist ein sehr überzeugender Junge – obwohl du mir als Mädchen besser gefallen hast.«
    Zanna erwiderte sein Lächeln und konzentrierte sich ganz auf ihre Rolle, während sie langsam durch die Straßen der Stadt wanderten. Sie war ein Junge, sagte sie sich entschlossen, ein Junge, der mit seinem Bruder unterwegs war; zusammen halfen sie ihrer Großmutter, zum Markt zu gelangen. Pflichtschuldigst nahm sie Hebba den schweren Korb ab und hakte die alte Köchin unter. Hebba zitterte in ihrem Umgang, und Zanna war plötzlich sehr dankbar für den Schal, der den Kopf der alten Frau einhüllte und ihr Gesicht fast verbarg.
    Zanna war so in Gedanken versunken, daß sie das Getrampel von Stiefeln nicht hörte, bis Tarnals Ellbogen sich scharf in ihre Rippen bohrte. »Soldaten!« zischte er ihr zu. »Benimm dich ganz normal – denk daran, daß der Junge nichts zu befürchten hat.«
    Sie war ihm für seine Warnung sehr dankbar – auf diese Weise hatte sie Zeit, sich zu fassen und einen Gesichtsausdruck anzunehmen, von dem sie hoffte, daß er liebenswürdige Dummheit verriet. Zanna starrte die Patrouille bewundernd an, als sie an ihr vorbeizog, und wünschte sich wie jeder Junge in diesem Alter, selbst ein Soldat zu sein und ein glänzendes Schwert zu tragen.
    Als sie jedoch an den Soldaten vorbei waren, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als Röcke anzuhaben, damit sie dem Zittern ihrer Beine hätte nachgeben können, ohne daß irgend jemand es bemerkte. Tarnal grinste ihr ermutigend zu. »Gut gemacht«, flüsterte er. »Sie haben nicht den geringsten Verdacht geschöpft.«
    Die drei kamen noch an zwei weiteren Patrouillen vorbei, bevor sie das Flußufer erreichten, und zu diesem Zeitpunkt war Zanna, begeistert von dem Erfolg ihrer Verkleidung, sehr dankbar dafür, daß sie ihrer Eitelkeit nicht nachgegeben und sich die Haare hatte schneiden lassen. Aber als sie die Walkmühle erreichten und Tarnal das Gitter anhob, um sie in die schmutzigen, tropfenden, schleimüberzogenen Kanäle einzulassen, löste sich ihr Optimismus bei dem Gedanken, wieder in die Kanalisation hinunterzusteigen, abrupt auf. Die Erinnerung an diesen letzten, alptraumhaften Marsch, bei dem sie ihren verwundeten Vater durch die engen, stinkenden Tunnel geschleppt hatte, war noch zu frisch. Aber die Notwendigkeit, mit Hebbas Ängsten und Befürchtungen fertigzuwerden, ließ sie ihre eigenen vergessen. Irgendwie schafften Tarnal und sie es mit vereinten Kräften, die rundliche alte Köchin in den Tunnel hinunterzubefördern, obwohl Hebba ein solches Wehgeschrei anstimmte, daß Zanna ihr zu guter Letzt am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte.
    Dann war nur allzubald der Zeitpunkt gekommen, sich von dem jungen Nachtfahrer zu verabschieden. Zanna begleitete ihn, soweit das Licht, das durch das Gitter fiel, reichte. Und als Tarnal ihr zum Abschied die Hand gab, kehrten alle Ängste, die Zanna um seinetwillen gehegt hatte, mit einer überwältigenden Woge der Verzweiflung zurück. Impulsiv schlang sie ihm die Arme um den Hals und preßte ihn an sich. »Paß auf dich auf«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Tarnal grinste und erwiderte ihre Umarmung. »Keine Angst – das tu ich.« Nachdem er ihr noch einen Kuß auf die Stirn gegeben hatte, war er schließlich fort. Geistesabwesend berührte Zanna die Stelle in ihrem Gesicht, an der sie noch immer den Abdruck seiner Lippen spüren konnte. Dann sah sie ihm nach, bis sein Licht an der nächsten

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