Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert
auf alles, was das Leben ihm zu bieten hatte. Als der damalige Flügelmarschall, der es gewagt hatte, sich Schwarzkralle in den Weg zu stellen, durch einen mysteriösen Unfall ums Leben kam, war Sonnenfeder nur allzu bereitwillig in dessen Fußstapfen getreten.
Es war immer gut, überlegte Cygnus, Freunde in hohen Positionen zu haben. Nachdem sein erster Versuch, Aurian und Anvar loszuwerden und sich die Harfe der Winde aus dem eingestürzten Tunnel unter dem Tempel zu holen, gescheitert war, hatte er sich das Gehirn nach einer Alternative zermartert. Obwohl ihm bisher noch nichts Rechtes eingefallen war, hatte er beschlossen, daß der erste Schritt darin bestehen müsse, einen Keil zwischen Königin Rabe und die beiden Magusch zu treiben. Trennen und erobern, wie seine alten Lehrer beim Militär ihm immer vorgebetet hatten. Und heute würde er damit anfangen. Während er sich räusperte und das unangenehme Gefühl der Nervosität in seinem Magen niederkämpfte, richtete er das Wort an die anderen: »Ich habe diese Sitzung einberufen, damit wir vier darüber nachdenken können, was zum Besten unseres Volkes zu tun ist – und zum Besten der Königin natürlich«, fügte er hastig und mit einem Seitenblick auf Aguila hinzu.
Der hübsche Hauptmann mit dem lohfarbenen Haar sah ihn unbeeindruckt an. »Das will ich doch hoffen«, meinte er unverblümt. »Königin Flammenschwinges tragisches Schicksal ist eine Schande, von der sich die Königliche Wache sobald nicht erholen wird, und ich habe einen feierlichen Eid geschworen, daß ihrer Nachfolgerin so etwas nicht passieren wird. Deine heimliche Versammlung hier stinkt nach Verrat, Cygnus, und um deinetwillen solltest du mich jetzt besser schnell vom Gegenteil überzeugen.«
Cygnus fluchte innerlich. Nach Schwarzkralles Tod hatte sich für viele über Nacht das Blatt gewendet, und die Führung der Militärkräfte von ganz Aerillia hatte eine rasche Wandlung durchlaufen. Und ausgerechnet dieser loyale, gewissenhafte, niedrig geborene Holzkopf hatte die Kontrolle über die königliche Wache an sich gerissen! Jetzt mußte Cygnus schnellstens etwas einfallen, damit die Situation nicht außer Kontrolle geriet!
»Du tust mir Unrecht, Hauptmann«, sagte der Arzt mit verletzter Stimme. »Du solltest wissen, daß ich mehr als irgend jemand sonst der Königin treu ergeben bin. Also wirklich, habe ich nicht zusammen mit Elster alles daran gesetzt, ihr Leben nach dem schändlichen Angriff des Hohepriesters zu retten? Hatte Schwarzkralle nicht die Absicht, auch mich zu töten? Jeden Tag danke ich Yinze, daß Ihre Majestät jetzt in Sicherheit ist und endlich den Thron für sich beanspruchen kann, der ihr rechtmäßig gehört.« Er betrachtete die Gesichter seiner Kameraden, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen, und fuhr ermutigt fort:
»Was ich jetzt zu sagen habe, ist nur zum Besten der Königin und ihrer Untertanen. Kann es wirklich Gutes für Aerillia bedeuten, wenn sich seine Regentin mit fremdländischen, erdgebundenen Zauberern verbündet hat? Habt ihr denn alle die bitteren Lektionen der Verheerung vergessen?«
»Davon weiß ich nichts, aber mir scheint, daß du ein oder zwei unbequeme Tatsachen vergessen hast«, knurrte Aguila. »Zum einen haben wir den Fremden dafür zu danken, daß sie uns von Schwarzkralle befreit und Königin Rabe auf den Thron gesetzt haben. Sie haben lange und hart gearbeitet, seit sie hierherkamen, um unser Korn wieder wachsen zu lassen und ganz Aerillia vorm Hungertod zu bewahren.« Er beugte sich über den Tisch und fixierte den wutschnaubenden Cygnus mit einem brennenden Blick. »Und außerdem«, fuhr er fort, »wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, so war es Incondor, ein Geflügelter, der die Verheerung heraufbeschworen hat. Ihn trifft haargenau soviel Schuld wie den erdgebundenen Zauberer Chiannala.«
»Nun mal langsam, Freund Aguila«, warf Sonnenfeder glattzüngig ein. »Niemand würde deine Worte bestreiten, aber ich glaube, du hast unseren Freund mißverstanden. Ihm liegen nur die Interessen aller am Herzen. Die Erdenkriecher haben eine führende Rolle gespielt, das stimmt, aber was wird der Preis für ihre Hilfe sein? Im Augenblick sind sie der Grund dafür, daß Ihre Majestät ihre wichtigsten Pflichten vernachlässigt. Zu einer Zeit, da wir uns das am wenigsten leisten können, spricht sie davon, unsere Streitkräfte zu verringern und unsere Männer zum Kampf in einen fremden Krieg der Magie zu schicken.«
»Genau«,
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