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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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daß er sich bei seinem Eintritt hastig umgeschaut hatte – wahrscheinlich in der Hoffnung, Maya zu sehen. Aber jetzt zog Hargorn Aurian zum Feuer und ließ sie nicht zu Worte kommen. »Du siehst schrecklich aus, Aurian – schrecklich müde, meine ich. Hier – komm und setz dich, Herzchen. Ruh dich aus, bevor ich mit meinen Fragen über dich herfalle. Ich hole dir etwas Bier.«
    Aurian ließ sich ohne Widerspruch von Hargorn zu einem der tiefen Stühle am Kamin ziehen. Sie streckte die Beine vor dem Feuer aus und schloß die Augen. Als Hargorn ihr einen randvollen Bierhumpen in die Hand drückte, fühlte sie sich, als wäre sie gerade durch einen Hurrikan gesegelt und endlich an ein friedliches Gestade gelangt.
    Nur Grince war es zu verdanken, daß sie es überhaupt bis hierher geschafft hatten. Da Finbarr noch immer verwirrt und desorientiert war und die Magusch selbst als auch Forral von Aurians Angriff auf die Soldaten völlig benommen waren, hatte der Dieb das Kommando übernommen. Er hatte sie aus der Akademie gebracht und in die Stadt geführt; nach Möglichkeit hatten sie die Abwasserkanäle genommen, bevor sie über eine seiner Geheimrouten durch wenig benutzte Gäßchen und Nebenstraßen, die gelegentlich auch eine Abkürzung durch Hinterhöfe und verfallene Häuser vorsahen, weitergegangen waren. Shia und Khanu hatten ihre Menschenfreunde auf einem anstrengenden, aber weniger verdächtigen Weg über Dächer und Mauern begleitet. Nach den steilen Hängen des Stahlklauebergs stellten menschliche Gebäude kaum noch eine Herausforderung für sie dar. Ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, hatten sich die Gefährten durch eine Hintergasse dem Einhorn genähert und waren dann durch einen Nebeneingang eingetreten. Dabei hatten sie Hebba einen solchen Schrecken eingejagt, daß sie fast den Verstand verloren hätte.
    Aurian nahm einen tiefen Schluck von Hargorns köstlichem Bier. Auf der anderen Seite des Raumes konnte sie hören, wie Grince den häßlichen Mann begrüßte, der ihn offensichtlich ebenfalls gesucht hatte. Forral versuchte, seinen alten Freund davon zu überzeugen, daß er trotz seines Aussehens wirklich nicht Anvar war. Die Magusch ließ die beiden reden und war dankbar für ein paar herrliche Augenblicke des Friedens, denn sie war wirklich müde. Außerdem machte es ihr schwer zu schaffen, daß sie ihre Magie benutzt hatte, um Pendrals Soldaten niederzumetzeln. Diese Gewalttat verstieß gegen alles, wozu man sie erzogen hatte – und schlimmer noch, es war eine Tat, die Miathan oder Eliseth ähnlich sah, aber nicht ihr. Dennoch war es nicht das erste Mal, daß sie ihre Magie benutzt hatte, um einen hilflosen Sterblichen zu töten – nur allzugut erinnerte sie sich an ihre Reise nach Süden; damals hatte sie die Männer ermordet, die den Leviathan töten wollten. Aber es war nicht zu ändern gewesen, weder diesmal noch beim letzten Mal, und was geschehen war, war geschehen.
    Aurian wußte jedoch, daß sie dafür einen Preis zahlen würde. Das letzte Mal, auf dem Schiff nach Süden, hatte sie durch ihr Verhalten Miathan ihre Position preisgegeben, und er hatte seinen Sturm gesandt. Die Folgen waren katastrophal gewesen. Was diesmal passieren würde, wagte sie sich nicht auszumalen. Sie konnte nur abwarten – und beten, daß die Menschen, die sie liebte, nicht unter ihrer Tat zu leiden haben würden.
    Was Aurian bei der ganzen traurigen Angelegenheit am meisten bekümmerte, war Forrals Haltung. Man sollte doch glauben, daß er als Soldat meine Tat besser als jeder andere versteht, dachte die Magusch verbittert. Was gibt ihm das Recht, mich zu verurteilen?
    »Er hat dich noch nie über solche Macht gebieten sehen.« Die Stimme, die in Aurians Gedanken eindrang, gehörte Shia. »Früher hast du die Magie aus deinem Leben mit ihm herausgehalten – bis auf ein einziges Mal …« Die Katze klang verwirrt. »Er erinnert sich an ein Ereignis, bei dem es um dich und irgendwelchen Regen ging – und aus irgendeinem Grund war er damals ebenfalls wütend auf dich. Aber jetzt richtet sich seine Wut mehr gegen sich selbst als gegen dich, denn er weiß im Grunde, daß du nur getan hast, was du tun mußtest. Deine Zauberkraft macht ihm angst.« Die Katze legte angewidert die Ohren an. »Die Menschen werde ich nie verstehen, selbst wenn ich älter würde als Hreeza.«
    »Einen Augenblick mal«, sagte Aurian und sah die große Katze fragend an. »Shia, woher weißt du das alles?«
    Shia wich ihrem Blick aus.

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