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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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um Grinces Leben gefürchtet. Er war vor Kummer wie betäubt gewesen, sprach kein Wort, verweigerte die Nahrung und konnte nicht schlafen. Krieger war ihm alles gewesen – Familie, Kamerad, Beschützer und Freund. Tagelang war Grince in seiner kleinen Zelle im Schlafsaal des Asyls geblieben, hatte auf dem Bett gesessen und die dünne Trennwand angestarrt. Jarvas, der ihn mit wachsender Besorgnis beobachtete, sah ihn niemals weinen. Etwa acht Tage nach Kriegers Tod verschwand der Junge mitten in der Nacht. Der bestürzte Jarvas stellte gerade einen Suchtrupp auf, als Grince mit der Morgendämmerung zurückkam; er war kein Junge mehr. An seinen Händen klebte Blut, und in seinen Augen stand ein trostloser, kalter, erwachsener Ausdruck, den Jarvas noch nie bei ihm gesehen hatte. Trotzdem hatte er sich Jarvas in die Arme geworfen und wie ein verzweifeltes Kind geweint. Er sprach nie darüber, wo er gewesen war, aber es überraschte niemanden, als sich die Nachricht verbreitete, daß man in einer einsamen Gasse einen Soldaten mit aufgeschlitzter Kehle gefunden hatte.
    Von jenem Tag an beobachtete Jarvas eine Veränderung in Grinces Persönlichkeit. Obwohl er seinen Kameraden vom Asyl gegenüber immer noch derselbe freundliche, ziemlich schüchterne Junge war, lächelte er nur selten und lachte nie. Sein Benehmen wurde noch verstohlener und seine Neigung zur Geheimniskrämerei nahm weiter zu. Seine Diebereien, die er früher einmal mit dem leichtfertigen Geist eines Spiels betrieben hatte, verwandelten sich plötzlich in eine todernste Angelegenheit. Grince spielte jetzt um höhere Einsätze – während er sich bisher mit Essen und Kleidung zufriedengegeben hatte und mit kleinen Mengen Geldes, um das Nötigste kaufen zu können, stahl er jetzt Gold und Juwelen und plünderte die Geldtruhen der dicken, wohlhabenden Kaufleute, wenn sie die Einnahmen eines ganzen Monats enthielten. Zuerst hatte Jarvas vermutet, daß er das Geld hortete, um sich irgend etwas zu kaufen – aber was? Kameradschaft? Sicherheit? Flucht vor dem wurzellosen Leben der Armut, die sein Los gewesen war? Aber jetzt war deutlich geworden, daß Grince mit seinen erweiterten Diebstählen einen anderen Zweck verfolgt hatte. Es waren Vorübungen für seinen gestrigen Einbruch gewesen. Pendral hatte dem Dieb das geraubt, was er am meisten auf der Welt Liebte, und seit jenem Tag hatte Grince seine Rache an dem Hohen Herrn von Nexis geplant.
    Ein Schaudern durchlief Jarvas’ knochige Gestalt. Armer Grince! Er mochte zwar seine Fehler haben, und es war gewiß unrecht von ihm gewesen, diese Juwelen zu stehlen, aber die Gefahr, in die er sich begeben hatte, ließ das Herz des stämmigen Mannes erbeben. Gemeine Verbrecher wurden ausgepeitscht oder für einige Tage oder Monate zu Zwangsarbeit verurteilt; sie mußten dann beim Wiederaufbau der zerstörten Stadtteile helfen. Aber für ein so schweres Verbrechen wie einen Einbruch im Haus Lord Pendrals konnte es nur eine Strafe geben. Falls Grince verhaftet worden war, würde man ihm morgen die Hände abschlagen.
    Als er endlich die letzte Stufe der Langen Treppe erreicht hatte, zogen sich Jarvas’ Wadenmuskeln zu einem Krampf zusammen, und der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er war vollkommen außer Atem, aber ihm blieb keine Zeit für eine Verschnaufpause. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs seine Gewißheit, daß man Grince gefangen hatte. Jeden Morgen wurden die Namen der Missetäter, die am Vortag verhaftet worden waren, an den Toren der Garnison angeschlagen. Und obwohl er die zu erwartende böse Kunde, fürchtete, war es besser, sofort Bescheid zu wissen – obwohl dieses Wissen für den Dieb selbst keinen Unterschied machen würde. Jarvas seufzte und machte sich auf das Schlimmste gefaßt. Er wandte sich nach rechts und ging, so schnell seine schmerzenden Beine ihn trugen, auf die Garnison zu.
    Die Anschläge wurden bei Sonnenaufgang aufgehängt. Die Liste der Verhaftungen vom Vortag war nach der Schwere der Verbrechen geordnet und informierte auch darüber, welche Strafe dem Schuldigen bevorstand. Vor den großen, gewölbten Toren der Garnison hatte sich bereits eine kleine Traube von Menschen zusammengeschart. Einige weinten still, während andere fluchten und Beschimpfungen ausspien, obwohl alle dafür sorgten, den beiden Soldaten, die mit steinerner Miene Wache standen, nicht zu nahe zu kommen. Jetzt, wo er sein Ziel endlich erreicht hatte, verspürte Jarvas einen beklemmenden Widerwillen dagegen,

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