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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wie für Gerüchte, für Informationen wie für versteckte Andeutungen. Wenn es irgend etwas Neues über Grince gab, wußte Jarvas, daß er es hier in Erfahrung bringen konnte. Aber gerade als er auf die Theke zuging, kam Hebba aus dem Hinterzimmer gestürzt. Sie war noch aufgeregter als gewöhnlich und so bleich, als hätte sie einen Geist gesehen. Ohne zu zögern, umklammerte sie Hargorns Arm mit einem festen Griff, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Sein Freund, der Hebbas Aufregung zunächst mit dem gewohnten duldsamen Gesichtsausdruck quittierte, erbleichte und versteifte sich. Einen Augenblick später taumelte er, als hätte man ihn geschlagen. Eine furchtbare Sekunde lang dachte Jarvas, der alte Mann würde einen Anfall erleiden, aber dann schien Hargorn sich ganz plötzlich wieder unter Kontrolle zu haben. Sein Gesicht verzog sich zu dem breitesten Grinsen, das Jarvas jemals untergekommen war. Dann packte er Hebba, hob sie hoch und schwang sie in dem engen Raum hinter der Theke zu einem Freudentanz im Kreis. Ihre schrillen Proteste und ihr erschrockenes Kreischen nahm er überhaupt nicht zur Kenntnis. In dem Raum hallte es wider von Gejohle und Pfiffen, und die Kunden begannen heftig zu applaudieren. Hargorn, der übers ganze Gesicht strahlte, blickte auf und bemerkte nun endlich sein Publikum. »Was starrt ihr denn alle so blöde?« fragte er streitlustig, und plötzlich hörte man wieder das Klappern von Tellern und Tassen; die Stammkunden machten sich wieder mit großem Eifer über ihr Essen her. Das Einhorn war ein so angenehmer, heimeliger Ort, daß niemand es sich mit dem Wirt verscherzen wollte.
    Hargorn rief eine junge Frau, die in der Ecke des Schankraumes Tische abwischte, zu sich, damit sie ihn ablöste. Da fiel Jarvas auch wieder ein, warum er eigentlich hergekommen war, und ihm wurde klar, daß er nicht mehr lange zögern durfte, sonst würde er den Wirt nicht mehr zu fassen bekommen. »Hallo, Hargorn. Warte!« rief er und eilte zur Theke. Hargorn hatte den Arm noch immer um Hebba gelegt und war bereits halb im Hinterzimmer verschwunden. Bei Jarvas Worten drehte er sich mit einem ungeduldigen Seufzer um. »Nicht jetzt, Jarvas. Siehst du nicht, daß ich beschäftigt bin?«
    »Aber …«
    »Nicht jetzt, sagte ich. Was es auch ist, es wird warten müssen. Hör mal, Sallana soll dir was zu trinken geben, und Hebba wird dir etwas zum Frühstück holen. Ich bin gleich wieder zurück, das verspreche ich.«
    »Verflucht, du wirst mir wenigstens einen Augenblick lang zuhören. Grince hat Lord Pendrals Juwelensammlung gestohlen, und die Wachen durchkämmen die Stadt nach ihm!«
    Obwohl das Grinsen des alten Soldaten ein wenig ins Wanken geriet, schien diese Eröffnung ihn nicht vollkommen zu überraschen. »Nun, Jarvas, so wie dieser törichte Bettler sich benahm, mußte ja früher oder später etwas Derartiges passieren.«
    »Verflucht – ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Das es früher oder später passieren mußte?« fragte Jarvas aufgebracht.
    Hargorn hatte wieder zu seiner guten Laune zurückgefunden. »Was ich sage und was ich tun kann, sind zwei verschiedene Dinge. Und sieh mich nicht so finster an, Mann – dein Gesicht ist schon häßlich genug. Halt den Mund und komm mit mir.«
    Hargorn führte Jarvas durch einen kurzen Korridor und in ein gemütliches Wohnzimmer mit behaglichen, gepolsterten Stühlen und einem großen Kamin, in dem ein helles Feuer loderte. Als Jarvas den Raum betrat, schob ihn eine hochgewachsene Gestalt so heftig beiseite, daß er beinahe hingefallen wäre. Eine Sekunde später schoß jemand an ihm vorbei durch die Tür, um den Wirt mit einer überschwenglichen Umarmung zu bedenken. Jarvas staunte nicht schlecht, als Hargorn, der in seiner Taverne keinen Unfug duldete, den Angreifer nicht sofort aus dem Haus warf. Noch verblüffender aber war die Tatsache, daß es sich um eine Frau in Kriegergewandung handelte. Hargorn – der bei seinen Kunden nicht gerade als gefühlsbetonter Mensch bekannt war – umarmte sie und lachte und weinte gleichzeitig.
     
    »Bei den Göttern, Mädchen, es tut gut, dich zu sehen – ich hätte nie gedacht, daß ich diesen Tag noch erleben würde! Und Anvar auch! Weißt du, ich habe mit Parric um fünfzig Silberstücke gewettet, daß ihr zu uns zurückkehren würdet!« Bei der Erwähnung des Kavalleriehauptmanns verdüsterte sich Hargorns Gesicht für einen Augenblick, und Aurian war auch nicht entgangen,

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