Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
protestierend den Mund, aber bevor er auch nur ein Wort hervorbrachte, kam Hargorn ihm zuvor. »Nein – jetzt hörst du erst mal mir zu, Forral. Du erzählst mir, daß du enttäuscht bist von Aurian – wie muß sie da erst von dir enttäuscht sein? Wenn es ihr schlechtging, wußte sie, daß sie sich immer auf dich verlassen konnte, ganz egal, worum es ging. Du kannst nicht plötzlich wieder auftauchen und anfangen, sie so zu verurteilen. Sie ist nun seit langer Zeit recht gut ohne dich ausgekommen – oder ist es das, was dich wirklich so aufbringt?«
Der Schwertkämpfer runzelte finster die Stirn. »Also, hör mal zu …«
»Nein, du hörst zu. Statt jetzt wütend auf mich zu werden, solltest du besser eine Weile nachdenken. Und um deinetwillen rate ich dir, versöhne dich mit Aurian – wenn eure Auseinandersetzung ein Streit war. Sie braucht dich, Forral, so wie sie dich noch nie gebraucht hat, und du kannst sie weit besser vor Schwierigkeiten schützen, wenn ihr Freunde seid.«
Forral seufzte. »Du hast wahrscheinlich recht, Hargorn. Du alter Knabe – seit wann bist du so weise und einfühlsam?«
Der Veteran grinste. »Das kommt von dem Zusammenleben mit Dulsina, Vannors Haushälterin, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich habe sie kennengelernt, als wir beide bei den Rebellen waren.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Es hat ihr fast das Herz gebrochen, als die Phaerie Vannor holten. Danach war sie eine Weile bei mir und Hebba, aber dann ist sie zu den Nachtfahrern gegangen – da ist sie immer noch. Zanna gibt gut acht auf sie.«
Sehr zu Aurians Freude hatte die respekteinflößende Hebba allen, die dies wünschten, ein Bad ermöglicht. In einer Spülküche hinter der Hauptküche, in der über einem flammenden Feuer kübelweise Wasser erhitzt wurde, stand ein großer Badezuber. Zusammengefaltet auf einem Stuhl lag saubere Kleidung, die ungefähr die richtige Größe zu haben schien, und auf dem Trockengestell über der Feuerstelle hingen mehrere Handtücher zum Aufwärmen. Aurian, die in dem heißen Badezuber lag, hatte ihren kalten Humpen Bier auf den Rand gestellt und spürte, wie sie sich langsam für Hebba erwärmte. Die freundliche Frau hatte an alles gedacht, und die Magusch fühlte sich mit einem schmerzlichen Sehnen an Nereni erinnert. Sie fragte sich, was Eliizars Frau wohl gerade tun mochte – und ob sie sich über das Überraschungsgeschenk freute, das Aurian bei ihrem Abschied für sie dagelassen hatte.
Als die Magusch mit noch feuchtem Haar aus der Spülküche kam, hatte Hargorn inzwischen seinen Schock überwunden, Forral in einem anderen Körper wiederzutreffen. Er und der Schwertkämpfer waren tief ins Gespräch versunken, und Aurian lächelte bei sich. Die stille, selbstverständliche Freude, die sie an der Gegenwart des anderen hatten, rührte sie.
Forral bückte auf und sah sie. Hargorn stieß ihm heftig mit dem Ellbogen in die Rippen, und er streckte die Arme aus. »Es tut mir leid, Mädchen, daß ich dich so hart verurteilt habe«, sagte er einfach. »Ich konnte einfach nicht klar denken.«
Aurian ging auf ihn zu, aber statt die Arme um ihn zu legen, griff sie nach seinen Händen. Irgendwie konnte sie es kaum ertragen, Anvars Arme um sich zu spüren, wo eine andere Seele aus seinen blauen Augen schaute. »Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung vor Jahren, als du mir verboten hast, im Wald mit Feuerbällen zu spielen? Weißt du noch, was ich damals gesagt habe?«
Der Schwertkämpfer grinste. »Und ob ich das weiß, du kleines Biest – du sagtest, es sei ein Notfall gewesen.«
»Nun, das heute war auch ein Notfall. Ich weiß, daß es falsch war – mir fiel nur kein anderer Ausweg ein.«
Forral seufzte. »Ich weiß, Mädchen. Aber gerate nicht in Versuchung, es noch einmal zu tun. Erinnere dich daran, was geschehen ist, als ich dich das nächste Mal dabei erwischte, wie du mit Feuerbällen spieltest.«
»Also wirklich!« schnaubte Aurian. »Da hättest du aber ein hartes Stück Arbeit vor dir, wenn du das noch einmal machen wolltest!« Jetzt, da es ihr leichter ums Herz war, konnte sie ihn plötzlich doch umarmen. Es hatte eine Weile gedauert, aber langsam war sie froh darüber, Forral zurückzuhaben, obwohl sie Anvar immer noch unendlich vermißte. Seine Abwesenheit war ein ständiger Schmerz für sie, ein Schmerz, für den es keine Linderung gab und der erst von ihr abfallen würde, wenn sie ihn wieder in die Arme nehmen konnte. Wenn nur Forral bleiben könnte,
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