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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Es war, als spräche man mit einem Fremden – und einem höchst widerwärtigen obendrein.«
    Parric seufzte und schüttelte den Kopf. »Nun, er hat am Ende seinen Willen durchgesetzt. Um dir die Wahrheit zu sagen, schließlich hatten alle sogar ein bißchen Angst vor ihm. Man hatte das Gefühl, er wäre zu allem fähig – zu absolut allem. Es war, als hätte das Gift irgendwie seinen Geist angegriffen …«
    »Gift?« fragte Maya scharf. »Jemand hat versucht, Vannor zu vergiften?«
    »Oh, ich hab’ ganz vergessen, daß du davon nichts wußtest. Jemand hat es getan – wir wissen immer noch nicht, wer es war, aber er hätte beinahe Erfolg gehabt …«
    Maya hörte entsetzt zu, während Parric ihr von dem Attentat auf Vannor erzählte und von dem Erdbeben, das sich kurze Zeit später zugetragen hatte. »Das war also der Grund für all diese Zerstörung«, murmelte sie. »Ich dachte, es wären die Phaerie gewesen.«
    »Oh, die Phaerie waren schon schlimm genug«, erwiderte der Kavalleriehauptmann verbittert. »Unser Angriff auf sie – wenn man das überhaupt so nennen kann – hat sie scheinbar erst so richtig in Fahrt gebracht.«
    »Das hat er ganz gewiß.« Licias Stimme kam aus der offenen Tür. Sie ging auf den Tisch zu, stellte ihre Rationen darauf und wandte sich dann den anderen zu. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte die Düsternis ihrer Erinnerungen wider. »Sie sind in jener Nacht wie der Zorn der Götter auf Nexis niedergegangen«, sagte sie ruhig. »Niemand hat es erwartet, und welche Chance hatten wir schon, wo all unsere besten Krieger fort waren? Sie haben Männer und Frauen gleichermaßen geholt – die einzige Beschränkung, die sie sich auferlegen mußten, beruhte auf der Zahl von Leuten, die sie wegtragen konnten.«
    Ihre Finger umklammerten die Tischkante. »Diejenigen, die entführt wurden, hatten Glück – für jeden einzelnen, den sie gepackt hatten, wurden drei weitere getötet, in den Straßen oder in ihren Betten. Ah, es war leichter für mich als für manch anderen. Ich hatte wenigstens keine Familie zu betrauern … Kleine Kinder wurden wie Fliegen von den Hufen der gewaltigen Phaerierosse zertrampelt. Die Leute schrien, Häuser brannten …« Sie schüttelte den Kopf. »Es war so furchtbar, daß man es nicht beschreiben kann. Sie sind in Lord Vannors Villa eingebrochen und haben auch ihn geholt – obwohl wir ihn nie zu Gesicht bekommen haben, ist er irgendwo da oben in der Zitadelle eingekerkert.«
    Licias Stimme wurde hart. »Was übrigens auch sein Glück ist – ich glaube, hier unten hätten ihn die Leute in Fetzen gerissen. Ich hoffe nur, daß er sehen konnte, was ich gesehen habe. Wenn es eine Gerechtigkeit in dieser Welt gibt, sollte ihn dieser Anblick für den Rest seiner Tage verfolgen …« Sie brach plötzlich ab; ein Schatten war über den Eingang der Hütte gefallen. Etwa ein halbes Dutzend Phaeriewachen standen dort, groß, grimmig und erschreckend. Zu Mayas Erstaunen hielt einer von ihnen ein Bündel mit Kleidern unterm Arm. »Ihr zwei da.« Einer von ihnen zeigte auf Parric und Maya. »Man will euch sprechen. Kommt mit uns.«
     
    »Bei allen Göttern!« rief D’arvan. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Ich? Nichts.« Hellorin zog sein Schwert und stieß damit sanft die Gestalt an, die reglos auf dem Boden kniete. Vannor geriet daraufhin leicht ins Taumeln, rührte sich ansonsten aber nicht. Auch sein Gesichtsausdruck blieb regungslos – ein Jammer, dachte D’arvan, denn unter dem wilden Gewirr des langen, grauen Haares und dem weißen Bart lag ein Ausdruck, der etwas zutiefst Erschreckendes an sich hatte. Das Gesicht des Gefangenen war zu einem lautlosen Schrei unaussprechlicher Qual verzerrt.
    »Wie lange ist er jetzt in diesem Zustand?« fragte der junge Magusch.
    Hellorin zuckte die Achseln. »Seit wir ihn hierher gebracht haben – etwas länger als ein Jahr jetzt, würde ich sagen. In der Nacht, in der wir ihn eingefangen haben, hat er uns mit Schimpfworten und Flüchen überhäuft. Bei unserer Rückkehr haben wir ihn eingesperrt, und am nächsten Morgen, als die Wachen ihn holen wollten, befand er sich genau in dem Zustand, in dem du ihn jetzt siehst. Es sind zwei Sklaven nötig, um ihn zu füttern, ihn zu waschen und sich anderweitig um ihn zu kümmern; und das ist das Ergebnis – er sagt nichts, verändert sich nicht und scheint in seiner eigenen Qual verloren zu sein.«
    »Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, ihn am Leben zu halten?« wollte

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