Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
besänftigte Eliseth ihn. »Du warst krank – ich habe dich oft davor gewarnt, dich zu überanstrengen.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wir müssen besser auf dich achtgeben – du bist zu wertvoll für uns, als daß wir dir erlauben dürften, deine Gesundheit auf diese Weise zu gefährden.«
»Mir geht es gut, wirklich – hilf mir nur auf. Das heißt, wenn du so freundlich sein würdest, Lady?«
»Ich tue es.« Sonnenfeder hielt Skua seinen muskulösen Arm hin und zog ihn hoch.
»Und nun, Hohepriester, mußt du dich ausruhen«, beharrte die Wettermagusch, während sie den Rest des Wassers im Gral kreisen ließ. »Du wirst später noch genug Zeit haben, um mir zu erzählen, wie das Treffen zwischen deinem Kurier und der Königinregentin der Khazalim ausgefallen ist …«
»Was?« Aurian ächzte erschrocken. »Was im Namen aller Götter hat Sara denn mit diesem Vipernnest zu tun?«
»Sara?« Anvar beugte sich über die Schulter der Magusch, um in den Teich zu bücken. »Sie ist selber eine Viper der schlimmsten Sorte; sie paßt gut zu denen da. Was sagen s …«
»So, habe ich euch endlich! Und diesmal werdet ihr wiedergeboren!«
Aurian warf einen Blick auf die dunkle, turmhohe Gestalt der Geistererscheinung und spürte dann, wie Anvar gegen sie taumelte, so daß sie das Gleichgewicht verlor und in den Brunnen zu fallen drohte.
Die Magusch konnte in letzter Sekunde eine Hand in das Moos am Rand des Teichs bohren. Dann klammerte sie sich mit aller Kraft fest und gab Anvar einen Sekundenbruchteil Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen und sich zu einer Seite zu werden. Dann nahm Aurian aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Der Erdenstab, der sich durch die Erschütterung gelöst hatte, rollte in den Teich. Verzweifelt versuchte sie ihn mit ihrer freien Hand aufzufangen. Sie bekam den Stab genau in dem Augenblick zu fassen, als er in den Brunnen klatschte, und sie schlang ihre Finger fest um den letzten Zoll des schlangenförmigen Stabes. Aber der Brunnen hielt den Stab ebenfalls fest und saugte ihn immer tiefer in sich hinein. Aurian, die sich bedenklich tief über das Wasser beugte, ließ nicht los, auch wenn sie glaubte, ihr Arm würde aus dem Gelenk gerissen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie das Artefakt so einfach aufgab. Sobald es im Brunnen der Seelen verschwand, konnte es in einer von Millionen Welten auftauchen und wäre ihr für alle Zeit verloren.
Anvar war, wie sie am Rande ihres Bewußtseins registrierte, mittlerweile wieder auf den Beinen und stellte sich der dunklen, schauerlichen Gestalt des Todes in den Weg, so daß der Magusch jetzt zwischen seiner Geliebten und der Geistererscheinung stand. Aurian konnte jedoch keine Aufmerksamkeit für die beiden erübrigen – ihr ganzes Wesen konzentrierte sich darauf, den Erdenstab festzuhalten, und als sie wieder in den Teich blickte, geschahen zwei Dinge, und zwar so dicht beieinander, daß sie nachher nicht sagen konnte, welches sich zuerst ereignet hatte.
Unter der gekräuselten Oberfläche des Teichs begann sich der Umriß des Stabes zu verändern. Die beiden geschnitzten Schlangen – ihre Kiefer umfingen immer noch den großen, grünen Stein, der die Macht des Artefaktes barg – nahmen plötzlich grelle Farben an; die eine Schlange erschien in einem Muster aus Rot und Silber, die andere in einem Wirbel aus Grün und Gold. Eine der beiden regte sich – ein Zucken des Schwanzes, mehr nicht –, dann begann die andere, sich zu krümmen und von dem hölzernen Schaft zu lösen. Aurian sah mit offenem Mund zu. Der Brunnen der Seelen hatte die Schlangen der Hohen Magie zum Leben erweckt!
Eine nach der anderen wanden die Schlangen sich über das Holz und ließen von dem Stab ab; die rote Schlange trug in ihrem Kiefer noch immer den grünen Kristall. Schließlich hielt die Magusch nur noch einen schlichten Stock aus leblosem Holz in Händen, der so mühelos aus dem Wasser glitt, daß Aurian um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. Der Stein, der die Macht des Stabes in sich barg, steckte noch im Maul der Schlange, die mit ihrem Gefährten weit hinaus in die Mitte des Teichs geschwommen war, wo Aurian sie nicht erreichen konnte. Seite an Seite reckten die beiden Schlangen nun ihre Köpfe hoch und trotzten der Magusch; in ihrem kalten Blick stand ein höhnisches Glitzern. Zweifellos war dies ein weiterer Test – wenn die Magusch sich den Stein nicht zurückholen konnte, hatte sie den Erdenstab für immer verloren.
Aurian war so
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