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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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entsetzt, daß sie die andere Gefahr beinahe übersah. Aber irgendein Instinkt warnte sie, so daß sie schließlich den Blick von den lebendigen Schlangen abwandte und wieder in den Teich starrte, der noch immer eine Vision ihrer Nemesis zeigte. Eliseth, die die verwirrten Blicke der beiden Himmelsleute unbeachtet ließ, starrte in den Gral, und in ihrem silbernen Blick flammten Zorn und Haß auf. »Aurian«, sagte sie, und ihre Stimme klang hart vor Verachtung. »Du bist also endlich zurückgekehrt. Aber du kommst zu spät!«
    Aurian schnappte nach Luft. Der Stab! Er hatte sich durch das Medium des Brunnens nach seinem Bruder, dem Gral, ausgestreckt. Und anscheinend zeigte das Wasser im Kelch Eliseth das Bild ihrer Feindin genauso deutlich, wie die Magusch das ihre im Teich Zwischen den Welten sehen konnte. Aurian stöhnte innerlich. Gerade jetzt, wo sie ihren ganzen Verstand und ihren Willen auf die Rückeroberung des Stabes konzentrieren mußte, war dies wahrhaftig eine Ablenkung, auf die sie hätte verzichten können. Sie sah Eliseth an, und ihr Blick war wie Eis und Stahl. »Vielleicht zu spät, um deine Possen zu verhindern«, sagte sie schneidend, »aber nicht zu spät, um ihnen ein Ende zu machen!«
    Eliseth warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Da braucht es schon mehr als deine leeren Drohungen, um das fertigzubringen! Aber bitte, meinetwegen kannst du es gern versuchen! Als wir uns das erste Mal trafen, habe ich dich bestraft, weil du mir getrotzt hast, und ich freue mich darauf, es wieder zu tun – ich warte jetzt schon eine ganze Ewigkeit darauf, dich endgültig zu zerquetschen.« Ihre Augen blitzten auf. »Deine Zeit ist abgelaufen, Aurian – du bist zu weichherzig, um zu überleben. Deine jämmerliche Zuneigung zu den Sterblichen wird dich schwächen und endgültig zerstören, wenn du es wagst, dich mir in den Weg zu stellen!« Schnell wie eine Peitschenschnur machte Eliseth eine Bewegung mit dem Gral, den sie in Händen hielt – und plötzlich konnte Aurian das Bild ihrer Feindin nicht mehr sehen. Eine Eisschicht hatte sich über die Oberfläche des Brunnens der Seelen gelegt und breitete sich in Sekundenschnelle vom Mittelpunkt zum Rand hin aus.
    Als das Eis sich um die Schlangen zu schließen begann, schossen die Tiere auf den Rand des Teichs zu; sie kamen der tödlichen Eisschicht, die sie zu verschlingen und ihre Körper in einem kalten, kristallinen Grab zu fangen drohte, nur um wenige Millimeter zuvor. Aurian, deren Gedanken sich überschlugen, streckte die Arme nach den gefährdeten Geschöpfen aus, soweit ihr das möglich war. Die scharfe Kälte, die von der Oberfläche des Wassers ausging, verbrannte ihre Hände mit einem grausamen Schmerz, aber sie hielt aus, bis die Schlangen sie erreicht hatten.
    Die beiden magischen Geschöpfe bäumten sich, auf und versuchten Aurian zu erreichen, aber die Magusch zog sich ein kleines Stück zurück – so daß sie gerade eben außer Reichweite der Schlangen war. »Zuerst gebt ihr mir den Stein«, befahl sie streng. Mit einem wilden Zischen ließ die rote Schlange den kostbaren Kristall in Aurians ausgestreckte Hand fallen. Als diese abermals die Arme ausstreckte, wand jede Schlange sich schnell um eines ihrer Handgelenke, und die Magusch sprang auf und brachte die beiden Geschöpfe in Sicherheit. Die Macht des Stabes umschlang sie und durchströmte – ausgehend von dem Kristall in ihrer Hand – ihren ganzen Körper. Von den Schlangen der Hohen Magie ging eine Woge noch größerer Macht aus, eine Woge ekstatischen Jubels, die Aurian beinahe zu Boden geworfen hätte, als sie ihre von den Schlangen umwundenen Arme hoch über ihren Kopf hob und einen Triumphschrei ausstieß.
    Die Schlangen zischten warnend. Aurian fuhr herum. Hinter ihr stand die turmhohe Gestalt des Todes über Anvar, der sich vor Schmerz auf dem Boden zusammenkrümmte; sein Mund war zu einem stummen Schrei verzerrt. »Eine gequälte Seele«, zischte die Geistererscheinung. »Ein unerfreulicher Anblick, nicht wahr?«
    Ein kaltes, Übelkeit erregendes Gefühl der Panik schlug über Aurian zusammen. Langsam ließ sie die Arme sinken. »Laß ihn los«, sagte sie tonlos. »Anvar hat dir nichts getan.«
    »Da irrst du dich. Ihr beide habt mir mehr als genug angetan. Ich habe es satt, mich mit deinen widerspenstigen Liebhabern herumzuplagen, Magusch. Du wirst in den Brunnen steigen. Ihr alle beide. Sofort.«
    Aurian bückte sich, um den leblosen Schaft des Erdenstabes aufzuheben. Obwohl

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