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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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er nicht den geringsten Schutz gegen den Tod bot, fühlte sie sich besser, wenn sie irgendeine Waffe in der Hand hielt. »Wenn du das tust, lasse ich die Schlangen der Hohen Magie los«, drohte Aurian, die sich vor lauter Verzweiflung an jeden Strohhalm klammerte. »Ich habe sie abermals erobert, sie sind zu mir gekommen, und du kannst mich nicht daran hindern, sie mit zurück in meine eigene Welt zu nehmen.«
    »Du wirst tun, was du tun mußt – es ändert nichts. Du wirst in deinen eigenen Körper zurückkehren, aus dem du gekommen bist. Anvar wird wiedergeboren werden.« Der Tod zuckte die Achseln. »Nehmt Abschied voneinander. Es kann Ewigkeiten dauern, bis ihr euch in irgendeiner Welt wiederseht.« Mit diesen Worten packte die Geistererscheinung Anvar und hob ihn mit einer Hand auf die Füße. Ein einziger Stoß des Todes genügte, und Anvar taumelte an den Rand des Brunnens der Seelen. »Aurian …«, schrie er verzweifelt und streckte noch im Fallen einen Arm nach ihr aus.
    »Nein!« rief Aurian. Und bevor Anvar im Wasser versunken war, schoß sie nach vorn und packte seine ausgestreckte Hand. Dann schloß sich das Wasser auch über Aurians Kopf, und gemeinsam wirbelten die beiden Magusch tiefer und tiefer der sternenübersäten Unendlichkeit entgegen.

 
18
Der Bussard
     
     
    Irgendwann gab Forral die Hoffnung auf, in dieser Nacht überhaupt noch Schlaf zu finden. Mit einem verbitterten Seufzer stieg er aus seinem einsamen Bett, entzündete die Lampe und schenkte sich einen Becher Wein ein. Es war eine furchtbar lange Nacht gewesen. Obwohl diese unterirdischen Höhlen sein instinktives Zeitgefühl oft trogen, war er sich sicher, daß der Sonnenaufgang kurz bevorstand. Der Schwertkämpfer legte sich eine Decke um die Schultern, zog seinen Stuhl dicht an den Kamin in der Ecke und legte einen Holzscheit in die Feuerstelle. Dann kauerte er sich über die Kohlen, bis das neue Holz Feuer gefangen hatte. Den Becher hielt er mit beiden Händen umklammert, nippte geistesabwesend an dem Wein und kämpfte gegen seine Enttäuschung. Wieder und wieder sagte er sich, daß er ein absoluter Narr gewesen war, sich darauf zu verlassen, daß Aurian heute nacht zu ihm kommen würde.
    Seufzend schenkte Forral sich noch einen Becher Wein ein. Obwohl Aurian ihm erzählt hatte, warum es ihr widerstrebte, ihn an sich heranzulassen, konnte es der Schwertkämpfer doch nur schwer verstehen. Sie hatte gesagt, sie könne sich einfach nicht daran gewöhnen, daß der Geist und die Persönlichkeit des einen Geliebten in der äußeren Gestalt des anderen steckten – aber wenn man bedachte, was sie einander einst bedeutet hatten, hätte sie ihn doch gewiß mit offenen Armen willkommen heißen müssen? Forral, dem es immer leichter fiel zu vergessen, daß er nicht in seiner eigenen wahren Gestalt zurückgekehrt war, fühlte sich von ihrem Verhalten zutiefst verletzt.
    »Du bist erst seit ein paar Tagen wieder da«, sagte er sich. »Gib dem armen Mädchen doch Zeit – sie wird schon zu dir kommen …« Aber würde sie das wirklich tun? Wie gut er sich noch aus früheren Zeiten an Aurians Sturheit erinnerte! Nein, auch wenn es jetzt mitten in der Nacht war, so würde es für sie beide doch wahrscheinlich besser sein, die ganze Sache gleich hier und jetzt zu klären, solange sie noch in Sicherheit waren und ungestört beisammen sein konnten. Mit plötzlicher Entschlossenheit trank er den Becher leer und machte sich auf die Suche nach der Magusch.
    Ihr Zimmer war leer, abgesehen von einer der großen Katzen, die sich im Schlaf zusammengerollt hatte und das ganze, ordentlich gemachte Bett für sich beanspruchte.
    Das Tier hob den Kopf, als Forral in die Tür trat, öffnete träge ein Auge und entblößte mit seinem Gähnen eine wirklich furchterregende Ansammlung scharfer, funkelnder Fangzähne. Obwohl Forral sich ziemlich sicher war, daß die Katze ihm nichts zuleide tun würde, machte er trotzdem hastig einen Schritt rückwärts. Aurian war eine Närrin, diesen wilden, gefährlichen Tieren solches Vertrauen zu schenken, und der Schwertkämpfer war zu klug, um ihrem Beispiel zu folgen und bei Tieren von so gewaltiger Kraft und Größe irgendwelche Risiken einzugehen.
    Eine schnelle Durchsuchung der Küche und der Gemeinschaftshöhlen zeigte Forral alles, was er wissen mußte. Er stürmte zu der Tür von Zannas Quartier und hämmerte laut dagegen. Nach wenigen Augenblicken stand Tarnal barfüßig und nur mit seiner Hose bekleidet vor ihm.

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