Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
zufriedenen Lächeln blickte sie zu dem geflügelten Krieger auf, der über ihr stand und sich das Blut von den Händen wischte. »Gute Arbeit, Lord Sonnenfeder. Er kann nicht einmal gewußt haben, was ihn getroffen hat. Nun zum zweiten Teil unseres Plans – wenn du bitte zuerst den Speer herausziehen würdest?« Sie stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus. »Ich bezweifle, daß es selbst dem Kessel der Wiedergeburt gelingen würde, ihn mit einem Speer im Herzen lange am Leben zu erhalten …«
Der Geflügelte stellte dem Hohenpriester einen Fuß auf die Brust und riß mit einem grimmigen Ruck den blutigen Speer heraus. »Und bring das verfluchte Ding fort«, zischte Eliseth ihm zu. »Wenn Skua zurückkehrt, wird er keine Erinnerung mehr an das Vorgefallene haben, aber es wäre vielleicht doch nicht so einfach, ihm das zu erklären.«
Hastig goß die Magusch etwas Wasser aus dem Kelch in das klaffende Loch in Skuas Brust und sah zu, wie das verstümmelte Fleisch und die geborstenen Rippen sich wieder zusammenfügten. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, daß die Magie des Grals nur wenige Minuten für ein solches Werk benötigte, und lehnte sich entspannt zurück, um zuversichtlich den Ausgang des Ganzen zu erwarten. »So«, sagte sie selbstzufrieden. »Skua gehört uns. Jetzt, da ich ihn mit Hilfe des Kessels zurückgeholt habe, kann ich jeden seiner Schritte beherrschen – und er wird niemals etwas davon merken.«
»Er gehörte ohnehin uns«, brummte Sonnenfeder. »Ich begreife nicht, wozu all das notwendig war – ich glaube nicht …«
»Ich habe es dir schon einmal gesagt – überlaßt das Denken mir!« fuhr Eliseth verärgert auf. Die Pest über dieses Unschuldslamm, das kein Gespür für die Feinheiten der Intrige besaß! Dieser dickköpfige Krieger mochte zwar ein genialer Stratege sein, aber er hatte absolut kein Gefühl für die Kunst der Verschwörung!
Als die Magusch Sonnenfeders Stirnrunzeln sah, zügelte sie ihr Temperament. »Ich habe es dir doch schon erklärt«, sagte sie mit mühsamer Beherrschung. »Skua hatte seine eigenen Vorstellungen davon, was die Götter wollten und was sie nicht wollten. Er glaubte langsam wirklich, daß diese Mächte, über die er gebieten konnte, seine eigenen waren – ein Geschenk Yinzes. Des Himmelsvaters, wahrhaftig«, schnaubte sie. »Und in seinem Namen hätte er uns beide zu guter Letzt hintergangen. Nun, das kann uns jetzt nicht mehr passieren!«
Der Himmelsmann schien Zweifel zu haben. »Du glaubst, er hätte mich hintergangen?« fragte er.
»Ich weiß, daß er dich hintergangen hätte, du Idiot. Er hat bereits versucht, mich davon zu überzeugen, daß er allein mit allem fertig würde und daß wir dich als Kommandant der Syntagma nicht benötigten.« Eliseth sah den Krieger verschlagen an. »Und wenn er sich mit mir gegen dich verbünden wollte, ist es so gut wie sicher, daß er mit dir Pläne gegen mich geschmiedet hat.«
»Nein, Lady – davon war nie die Rede …« Aber Sonnenfeder konnte ihr nicht recht in die Augen sehen, und Eliseth wußte mit boshaftem Triumph, daß ihre Worte ins Schwarze getroffen hatten und daß sie sich tatsächlich nicht in Skua geirrt hatte.
Sonnenfeder machte ein finsteres Gesicht und scharrte mit den Füßen – genau wie ein kleiner Junge, den man bei einem Streich erwischt hatte, dachte die Magusch. »Und was ist mit mir?« fragte er verdrossen. »Was, wenn du zu dem Schluß kommst, daß ich eine Gefahr für deine Pläne bedeute? Hast du mir dasselbe furchtbare Schicksal zugedacht wie ihm?«
»Dir?« sagte Eliseth abschätzig. Sie wandte sich ab und blickte wieder zu Skua hinab, der sich mit einem Stöhnen zu regen begann. »Du wirst mich nicht hintergehen, Sonnenfeder. Dazu bist du viel zu klug – und du hast gerade eine kleine Demonstration dessen gesehen, was dir widerfahren wird, wenn du es doch versuchen solltest.«
Aurian, die die Szene durch die klare, glasige Oberfläche des Brunnens beobachtete, sah, wie der Hohepriester die Augen öffnete. Sie erinnerte sich an Skua – ein boshaftes, ehrgeiziges, verräterisches Wesen. Obwohl diese Entwicklungen Böses verhießen und Aurian sie mit schwerer Sorge betrachtete, empfand sie doch eine gehässige Schadenfreude darüber, daß dieser abscheuliche, perfide, selbstsüchtige Kerl es mit einer Nemesis wie Eliseth zu tun bekommen hatte …
»Aaaah …« Skua öffnete die Augen. »Im Namen Yinzes, was ist mit mir passiert?«
»Pst, Hohepriester«,
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