Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
es nicht darum, was ich glaube oder nicht glaube. Hier geht es um Ungerechtigkeit. Mit welchem Recht behältst du Anvar hier?«
    Die Stimme der Geistererscheinung tönte kalt und hart. »Ich bin der Tod. Recht oder Unrecht sind mir gleichgültig, und niemand kann sich mir widersetzen.«
    Die Angst krallte sich wie ein lebendiges, wildes Geschöpf an das Herz der Magusch. Um sich Mut zu machen, dachte sie an Anvar, der einsam und allein an diesem schrecklichen Ort gefangen war. Der Tod schwieg jetzt und wartete auf ihre Antwort – oder auf ihren Rückzug. »Das stimmt«, entgegnete Aurian. »Niemand mag dir widerstehen – nicht einmal ein Magusch wäre so töricht, es zu versuchen. Aber ein Magusch darf doch gewiß Fragen stellen?«
    »Tollkühne Magusch!« Die Erscheinung lachte laut auf. »Jetzt verstehe ich. Ich muß ihre Unverschämtheit ermutigen oder bis in alle Ewigkeit mit meiner Neugier leben. Nun denn, so sei es. Und was genau möchtest du mich fragen?«
    Aurian verbeugte sich vor ihm. »Zwei Dinge, um die Wahrheit zu sagen. Über Anvar weißt du ja bereits Bescheid; die andere Angelegenheit ist ebenfalls von allerhöchster Dringlichkeit – vielleicht für dich genausosehr wie für mich und für die Welt, aus der ich komme. Ich möchte wissen, wie sich dieser Austausch zwischen Forral und Anvar abgespielt hat, und auch, was Vannor zugestoßen ist; wie er hierherkam und wie er wieder weggerissen wurde. War es Eliseth? Hat sie den Kessel der Wiedergeburt benutzt? Benutzt sie ihn immer noch? Wenn du es mir erlaubst, möchte ich einen Blick in den Brunnen der Seelen werfen und herausfinden, was sie zur Zeit tut.«
    Der Tod schwieg einen Augenblick lang. »Ich gebe zu, daß die Magusch Eliseth in die Sache verwickelt ist, aber was den Rest betrifft … Du verlangst zuviel, o Magusch«, sagte er schließlich.
    »Dies ist doch gewiß eine Situation, die auch dir eine Menge Probleme bereitet«, wagte sich die Magusch zaghaft weiter vor. »Die Leute kommen her, um wiedergeboren zu werden, und werden dann wieder weggerissen, bevor sie überhaupt bis zum Brunnen gekommen sind. Leute, die in die falschen Körper gelangen … Wenn Eliseth nicht aufgehalten wird, wo soll das alles dann enden?«
    »Das kann ich nicht leugnen.« Der Tod schien ein wenig von seiner Unbeugsamkeit zu verlieren, und in Aurian keimte ein Funken Hoffnung. »Ich wünschte, der Kessel würde wieder verlorengehen oder sogar für alle Zeit zerstört …«
    »Oder in deinen Besitz gelangen?« warf Aurian gelassen ein.
    Der Kopf des Geistes schnellte in die Höhe. »In meinen Besitz?«
    Aurian nickte. »Das ist die einzige Möglichkeit, wie du deinen wahren Seelenfrieden wiedererlangen könntest. Ansonsten wird der Kessel im Laufe der Jahrhunderte immer wieder auftauchen, und du wirst dich ständig fragen müssen, wo und wann und in wessen Händen er das nächste Mal erscheint.«
    »Du würdest mir das schwören?« fragte der Tod. »Wenn ich dir helfe, den Kessel wiederzuerlangen, würdest du ihn mir geben?« Obwohl sie sowohl seinen Zorn als auch sein höhnisches Gelächter schon oft gehört hatte, war dies das erste Mal, daß Aurian echten Eifer in seiner kalten, gefühllosen Stimme hörte.
    »Laß auch Anvar frei, und ich werde schwören.« Sie war außerstande, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen.
    Der Tod seufzte. »Aurian, ist dir klar, daß Anvar, selbst wenn ich ihn mit dir gehen ließe, als körperloser Geist zurückkehren würde? Selbst ein Wesen mit deiner Zauberkraft könnte ihn in der Sterblichenwelt weder sehen noch mit ihm sprechen. Ohne den Gral kann er nicht in seinen eigenen Körper zurückkehren – und selbst dann wäre er vielleicht gezwungen, sich mit dem gegenwärtigen Bewohner um den Besitz zu streiten.«
    »Aber ich wette, dieses Risiko würde er eingehen«, beharrte Aurian.
     
    »Um bei dir zu sein, meine Geliebte? Ich würde alles riskieren.« Anvar war in untröstlichem Kummer durch die Hügel gewandert und an diesen Ort gekommen, ohne zu wissen, was ihn hierher gezogen hatte. Aber sobald er Aurians Stimme vernommen hatte, war ihm alles klargeworden. Instinktiv hatte er die Nähe seiner Liebsten gespürt – ihre bloße Gegenwart hatte ihn an ihre Seite gerufen.
    Aurian sah ihn an, und ihr ganzes Herz lag in ihren Augen. »Was hat dich aufgehalten?« fragte sie trocken. Mit einem heiseren Aufschrei; der all seine vergangenen Ängste und seine gegenwärtige Einsamkeit enthielt, all seine Liebe und sein Glück,

Weitere Kostenlose Bücher