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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Dann ging er mit langen Schritten durch den Korridor, ohne abzuwarten, ob die anderen ihm nun folgten oder nicht.
    Obwohl Forral sich nicht für einen Feigling hielt konnte er doch ein ehrfurchtsvolles Schaudern nicht unterdrücken, als er zum ersten Mal einen Fuß auf den Rasen des heiligen Hügels setzte. Der Wind der vergangenen Nacht hatte sich gelegt, und der bleiche Himmel zeigte bereits das kalte Licht, das der Dämmerung vorausging. Der spiegelglatte Ozean unter ihm hatte die Farbe von Eisen und verlorenen Träumen. Auf dem Hügel konnte Forral schließlich den hohen Stein erkennen, der schwarz und finster in den trostlosen Himmel ragte. Von Aurian keine Spur.
    »Sie muß auf dem Gipfel sein«, murmelte Tarnal, als hätte er die Gedanken des Schwertkämpfers gelesen. »Von hier unten können wir sie nicht sehen.«
    »Nein, aber sie müßte uns sehen«, erwiderte Forral zweifelnd. »Was bedeutet, daß sie sich entweder vor uns versteckt oder irgendwie verletzt ist und uns nicht rufen kann.« Ohne ein weiteres Wort machte er sich mit schnellem Schritt auf den Weg den Hügel hinauf.
    Ein Finger blutroten Lichtes berührte die Oberfläche des Steins, als die Sonne am Horizont erschien. Ein Bussard flog tief über den Kopf des Schwertkämpfers hinweg und schwebte auf der Jagd nach den kleinen Geschöpfen der Dünen dicht über die Spitze des Steins. Forral interessierte sich nicht für solche Einzelheiten. Als er den Gipfel erreichte, bot sich ihm ein Anblick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aurians Körper lag neben dem Stein auf dem Boden – die Hände um den Erdenstab auf ihrer Brust gefaltet und wie zu einem Begräbnis hergerichtet. Die große Katze stand über ihr und bewachte ihre scheinbar leblose Gestalt.
    Der Schwertkämpfer handelte, ohne nachzudenken. Da er nur Augen für die Magusch hatte und keinen Gedanken an ihre Wächterin verschwendete, rannte er auf Aurian zu und rief ihren Namen. Shia riß den Kopf hoch. Sie verließ die Magusch und stolzierte mit steifen Beinen und drohendem Knurren auf ihn zu. Fluchend verlangsamte Forral seinen Schritt und zog sein Schwert. Die Katze umkreiste ihn wachsam, und ihr flammender, haßerfüllter Blick wich keine Sekunde lang von seinem Gesicht. Tarnal versuchte, sich an ihr vorbeizuschleichen, solange ihre Aufmerksamkeit dem Schwertkämpfer galt, aber die Katze sprang mit einem Knurren auf ihn zu und zwang ihn zu einem hastigen Rückzug. Der Dieb war plötzlich verschwunden – die kleine Ratte war wahrscheinlich weggelaufen, dachte Forral. Während Shia abgelenkt war, hatte Forral es geschafft, etwas näher an die Magusch heranzukommen. Aber nun sprang die Katze abermals auf ihn zu und versuchte, beide Männer gleichzeitig im Auge zu behalten.
    »Halte dich von ihr fern!«
    »Was?« Forral schüttelte den Kopf. Woher war diese Stimme gekommen? Sie hatte nicht nach Tarnal geklungen. Hatte er sich diese Sache nur eingebildet?
    »Zurück, Mensch! Wenn du ihren Körper anrührst, während sie Zwischen den Welten wandelt, könnte Aurian sterben!«
    Forral, der an der bedrohlichen Katze vorbei blickte, sah, wie der Dieb sich hinter dem großen Stein hervorschlich. Während die anderen mit sich selbst beschäftigt waren, war er um den Hügel herumgegangen und hatte sich schließlich von hinten an Shia angeschlichen. Nun hatte er Aurian erreicht und kniete über ihrer stillen Gestalt, um nach ihrer Hand zu greifen. Seine Stimme drang klar durch die Stille des frühen Morgens:
    »Komm zurück, Lady! Du darfst uns jetzt nicht verlassen – komm zurück, bitte.«
    Dann schien alles gleichzeitig zu geschehen. Mit einem wilden Fauchen stürzte Shia sich auf den Dieb und schlug ihn mit der Pfote von der Magusch weg, so daß er der Länge nach ins Gras fiel. Ein eisiger Wind von Norden trieb dunkle Wolken über den Himmel und ballte sie direkt über dem Stein zu einer dunklen, wogenden Masse zusammen. Die Luft war plötzlich schneidend kalt, und scharfe Hagelkörner schossen über den ungeschützten Gipfel. Mit einem bedrohlichen Rumoren regte sich der Monolith und schaukelte auf seinem Sockel hin und her. Der Körper der Magusch zuckte krampfartig, und mit einem schauerlich schrillen Geräusch schoß ein gewaltiger Atemzug in ihre Lungen. Aurians von Panik geweitete Augen flogen auf, und ihr Stab rollte weg, als sich vom Boden aufraffte; verzweifelt griff sie mit leeren Händen ins Nichts. Der Bussard, der über dem Hügel gekreist hatte, stürzte, wie tödlich

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