Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
innerhalb seiner eigenen Rasse zu vermehren, dank einer grausamen Bestimmung des Maguschzaubers, der sie in seinem Bann gehalten hatte. Schon jetzt trug Maya den winzigen Funken des Lebens in sich, der eines Tages ihrer beider Kind sein würde. Auf sein Beharren hatte man sie in D’arvans behagliche Gemächer verlegt, fern der Sklavenquartiere und ihrer unbarmherzigen Wachen. Parric, der dem Magusch immer noch mit flammender Feindseligkeit gegenübertrat, war notgedrungen in den Höhlen geblieben, bis es Zeit zum Aufbruch war, und nun blieb nur noch eine Aufgabe zu erfüllen – die Wiederherstellung von Vannors Geist –, bevor Hellorin ihnen die Erlaubnis gab, die Phaeriestadt zu verlassen.
D’arvan fühlte sich von der grausamen Wendung der Ereignisse entzweigerissen. Auf der einen Seite brannte er darauf, die Freilassung Parrics, Vannors und der beiden Xandim zu erwirken und Aurian zu Hilfe zu eilen, die seinen Beistand mit Recht erwartete. Auf der anderen Seite wünschte er sich verzweifelt, bei Maya zu bleiben, vor allem jetzt, da sie sein Kind erwartete. Sie war diejenige, die schließlich den notwendigen Mut aufbrachte. Sie bestand darauf, daß Aurian ihn brauchte, daß sie selbst in seiner Abwesenheit gut zurechtkommen würde – aber er hatte Angst, sie zurückzulassen, denn sie konnte mit Hellorins Zauberkette um den Hals nicht entfliehen und war den sprunghaften Launen seines Vaters hilflos ausgesetzt. Was würde aus ihr werden, weniger im Kampf mit Eliseth umkam? Und wenn er zurückkehrte – was dann? Er hatte seinem Vater sein Wort gegeben, daß er Nexis erobern und beherrschen würde, so wie Hellorin es wünschte.
»Willst du vielleicht die ganze Nacht hier rumstehen?« fragte Hellorin und machte damit D’arvans angstvollem Tagtraum ein jähes Ende. »Ich dachte, du könntest es kaum erwarten, uns im Stich zu lassen und zu deiner Maguschfreundin zurückzukehren.«
D’arvan runzelte die Stirn; der Groll in der Stimme seines Vaters war ihm nicht entgangen. »Ich bin ebenfalls ein Magusch – oder möchtest du das Heber vergessen? Und bin ich nicht der lebende Beweis dafür, daß du nicht alle Magusch verachtest? Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet du auf der Fortführung dieser uralten Feindschaft bestehst. Keiner der jetzt lebenden Magusch hatte auch nur das geringste mit der Gefangennahme der Phaerie zu tun.« Er sah seinem Vater direkt in die Augen; er war dankbar, sich ein klein wenig an dem Waldfürsten rächen zu können. »Oder kann es sein, o Fürst der Phaerie daß dein Zorn nicht allen Magusch gilt, sondern nur der Lady Eilin, Aurians Mutter?«
»Wage es nicht, noch einmal in meiner Anwesenheit den Namen dieser Frau auszusprechen!«
»Nach allem, was ich von Parric gehört habe, scheint sie ja auch nicht besonders viel von dir zu halten«, gab D’arvan trocken zurück. »Nun, mein Vater«, fuhr er mit einem boshaften Lächeln fort. »Wollen wir unsere Arbeit mit dem Sterblichen wieder aufnehmen?«
»Tu, was du willst. Du kannst mir Bericht erstatten, wenn – falls – du Erfolg hast.« Mit einem mörderischen Blick stolzierte Hellorin aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
D’arvan verweilte noch einen Augenblick und kostete seinen kleinen Sieg aus. Er triumphierte so selten über seinen mächtigen Vater, daß diese raren Augenblicke wirklich genossen werden wollten. Maya tauchte aus dem Schlafgemach auf, reckte sich und rieb sich die verschlafenen Augen. Die Veränderungen, die die Phaerieheiler an ihrem Körper vorgenommen hatten, würden sich im Laufe ihrer Schwangerschaft wieder ausgleichen, aber für den Augenblick hatte der magische Eingriff sie furchtbar ermüdet, und sie war ein wenig zerbrechlicher als gewohnt.
»Was war denn mit Hellorin los?« fragte sie. »Habe ich da gerade die letzten Ausläufer eines königlichen Wutanfalls mitbekommen?«
Der Magusch zuckte die Achseln. »Ich habe das gräßliche Sakrileg begangen, die Lady Eilin zu erwähnen. Bei diesem speziellen Thema ist sein Geduldsfaden so kurz, daß man ihn kaum wahrnehmen kann.«
»Das Zerwürfnis mit ihr ist seine eigene Schuld, soweit ich gehört habe.« Maya hockte sich auf die Tischkante und ließ die Beine baumeln. Sie war jetzt in üppige, seidene Phaerieroben gewandet, die eine Näherin der Sterblichen so umgearbeitet hatte, daß sie für ihre kleinere Gestalt paßten. Die strahlenden, juwelengleichen Farben hoben sich angenehm von ihrer dunklen, zierlichen Schönheit ab, aber auch
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