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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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entfliehen wünschte. Seufzend ließ sie ihren Blick über den See schweifen, bis zu der Stelle, an der sich die Ruinen ihres Turmes befanden. Was auch geschehen sein mochte, sie durfte nicht untätig herumsitzen und grübeln. Sie sollte sich auf ihrer Insel an die Arbeit machen und für sich und ihr Vieh ein notdürftiges Quartier bauen. Ihr Vieh! Das mußte sie überhaupt erst im Rebellenlager zusammentreiben und anschließend hierherschaffen. Außerdem sollte sie sich langsam daranmachen, die Trümmer wegzuräumen, die überall um den Turm herumlagen. Sie mußte über einen neuen Garten nachdenken und anfangen, sich auf den Ruinen ihres alten Lebens ein neues aufzubauen. Nach all diesen Jahren mußte sie all das noch einmal tun. Die Magusch legte sich die Hände vors Gesicht und rieb sich die müden Augen. Sie hatte noch nicht einmal begonnen, aber schon jetzt schien ihr die Ungeheuerlichkeit der vor ihr Hegenden Aufgabe einfach erdrückend.
     
    Als er sich der Insel näherte, sah Yazour die nichtsahnende Magusch voller Mitleid an. Jetzt würde die Lady ihm doch gewiß vergeben und seine Hilfe annehmen? Sie sah so verlassen aus – wie konnte sie da seine Gesellschaft zurückweisen? Das wäre einfach unvernünftig gewesen. Aber der Khazalimkrieger hatte bei Aurian bereits erfahren, wie stur die Magusch sein konnten, und er wußte, daß ihr Benehmen oft wenig mit Vernunft zu tun hatte. Einsamkeit hin oder her, es war durchaus denkbar, daß Eilin ihn auf der Stelle aus dem Tal warf, einfach um ihrer glorreichen Selbständigkeit willen. Auf diese Weise konnte sie nach Herzenslust weinen, ohne daß jemand es bemerkte, und ihr Stolz würde unversehrt bleiben.
    Dieser verfluchte halsstarrige Stolz! dachte Yazour. Aber der wird ihr nicht weiterhelfen. Ich muß sie überreden, mich zu akzeptieren, schon um ihretwillen. Außerdem braucht Iscalda ihre Hilfe – und wenn ich ihr die Situation erkläre, wird sie jemanden, der so dringend ihrer heilenden Kräfte bedarf, gewiß nicht abweisen. Darüber hinaus – er warf einen Blick auf das Wolfsjunge, das er unter seinem Gewand trug – ist sie mir schließlich etwas schuldig dafür, daß ich ihren Enkelsohn gefunden habe. Yazour wandte sich der weißen Stute zu, die geduldig wartend neben ihm stand. Wegen ihres langsamen, stockenden, dreibeinigen Gangs hatten sie furchtbar lange gebraucht, um so weit zu kommen, aber Iscalda hatte sich geweigert, sich irgendwo niederzulegen und darauf zu warten, daß ihr Freund mit der Lady zurückkehrte. Nun, wie dem auch sei, er konnte nicht länger hier herumstehen. Der kleine Wolf brauchte dringend Hilfe. Yazour holte tief Luft. »Ich verlasse mich darauf, daß du mir bei dieser Sache hilfst«, sagte er zu dem Pferd – obwohl der Allmächtige allein weiß, wie du das bewerkstelligen solltest, fügte er insgeheim und nur in Gedanken hinzu. Dann drückte er das Wolfsjunge fester an sich und trat hinaus in das Sonnenlicht.
    Beim Geräusch seiner näherkommenden Schritte zuckte Eilin heftig zusammen. »Du! Was tust du hier? Warum im Namen aller Götter bist du nicht mit den anderen fortgegangen?«
    Alles, was Yazour sich zuvor so sorgfältig zurechtgelegt hatte, war plötzlich vergessen. »Ich …« Er räusperte sich und hielt das Wolfsjunge hoch. »Lady, ich habe deinen Enkelsohn gefunden.«
    »Was? Dieser Wolf – mein Enkelsohn! Wie kannst du es wagen, dich über mich lustig zu machen, Sterblicher!« Eilin sprang auf, und ihr Gesicht war dunkelrot vor Zorn.
    Yazour spürte, wie bei dieser ungerechten Anschuldigung sein eigenes Blut zu kochen begann. »Ich mache mich nicht über dich lustig. Schon um Aurians willen würde ich so etwas nie tun«, schrie er sie an. »Sieh doch!« Wieder hielt er ihr das Junge hin. »Sieh ihn dir doch an! Wie kann man nur so stur sein! Aurians Feind hat ihn zu dieser Gestalt verdammt. Sie hatte keine Chance, es dir selbst zu erzählen, aber trotz seines Äußeren ist Wolf dein eigen Fleisch und Blut, und er braucht deine Hilfe. Um seinetwillen und um deiner Tochter willen, lerne ihn mit deinem Herzen zu betrachten, und sieh ihn als das, was er in Wahrheit ist.«
    Eilin öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Langsam streckte sie die Hände aus und nahm das Junge in die Arme. Yazour sah, wie ihre Augen feucht wurden und ihr schließlich die Tränen über die Wangen liefen. »Er ist mein Enkel«, flüsterte sie. »Er ist es …«
    Plötzlich kam Leben in Eilin. »Bei den Göttern, wieso stehen wir eigentlich

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