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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Zeichen in Form versprengten Laubs, aufgewühlter Erde und zerbrochener Äste und Zweige hinterlassen. Die Spuren führten in weitem Bogen durch den breiten Streifen Waldlandes, bevor sie allmählich wieder zum Zentrum des Tals zurückkehrten. Mit klopfendem Herzen rekonstruierte Yazour, was sich auf dem zerstampften Flußufer abgespielt hatte. Als das Muster der Hufabdrücke plötzlich unbeholfener wirkte als zuvor – die Stute hatte offensichtlich ein Bein schonen müssen –, runzelte Yazour besorgt die Stirn.
    Angelockt von dem aufgeregten Summen eines Fliegenschwarms, fand er Iscalda endlich auf einer schattigen Lichtung, die im Schutz sie umgebender Bäume lag. Die Stute bot einen herzzerreißenden Anblick. Aus Angst, sie zu erschrecken, hielt sich Yazour auf der dem Wind abgekehrten Seite von ihr und überlegte, wie man sich einem Geschöpf, das eindeutig an der Grenze seiner Kraft angelangt war, am besten näherte.
    Die Stute war in einem traurigen Zustand. Ihr Kopf hing herunter, und ihr Körper war vor Müdigkeit in sich zusammengesunken. Ein Vorderbein war geschwollen, und sie hielt es unbeholfen hoch, so daß der Huf den Boden kaum berührte. Iscaldas lange, seidige Mähne und ihr Schwanz hingen in verfilzten Strähnen herunter, und eine Unzahl von Zweigen und Blättern hatte sich in ihrem Haar verheddert. Ihr einstmals weißes Fell, das jetzt mit Schweiß und braunem Schlamm überzogen war, wies grüne Flecken auf. In ihrer kopflosen Flucht mußte sie sich achtlos durch Bäume und Gebüsche gezwängt haben. An ihren Beinen entdeckte Yazour Schnitte und Kratzer, und ihr Fell war mit blutigen Streifen durchsetzt, wo die Domen ihre tiefen, brennenden Spuren hinterlassen hatten. Eine gezackte Wunde, die wahrscheinlich von dem scharfen Ende eines Zweigs stammte, verlief quer über ihr Gesicht und hatte nur um Haaresbreite ein Auge verfehlt.
    Dann hob Iscalda den Kopf. Als sie ihn sah, stieß sie ein lautes, freudiges Wiehern aus. Tiefe Erleichterung durchströmte Yazour. Sie hatte also genug von ihrem menschlichen Geist bewahrt, um ihn wiederzuerkennen. Erst als er einen Schritt nach vorn machte, bemerkte er das Wolfsjunge, das in dem schützenden Schatten der Stute auf dem Boden lag. Was in Gottes Namen tat Iscalda ausgerechnet mit einem Wolf? Yazour bückte sich, um das kleine Geschöpf zu untersuchen; der Hunger hatte es mittlerweile so geschwächt, daß es nicht einmal mehr den Kopf heben konnte. Iscalda hatte Wolf schneller erkannt, als nun Yazour das Junge erkannte. Er weigerte sich, seinen Augen zu trauen, aber andererseits waren die Merkmale des kleinen Wolfs deutlich genug, um jeden Irrtum auszuschließen. Yazour war entsetzt. Wolf mußte bereits furchtbar schwach sein – und er stand wie ein mondsüchtiger Narr hier herum, statt Aurians Sohn schleunigst in Sicherheit zu bringen. Falls sie das jemals herausfand, würde sie ihm das Fell abziehen!
    Yazour nahm das Wolfsjunge auf und barg es in seinem Gewand, um ihm Wärme zu spenden. Obwohl es ihm schrecklich war, ihren Schmerz noch zu verschlimmern, griff Yazour in Iscaldas Mähne, um sie, so gut er konnte, zur Eile anzutreiben. »Es tut mir leid«, sagte er zu der Stute, »aber wir müssen Wolf so schnell wie möglich zu Eilin bringen.«
     
    Die Magusch lief zum See hinunter und setzte sich auf einen großen Felsbrocken, von dem aus man einen Blick übers Wasser hatte. Der See lag dunkelblau und ruhig da, und wo die kleinen Wellen das Sonnenlicht auffingen, funkelte das Wasser wie Quecksilber. Die wenigen Geräusche, die zu hören waren, gehörten alle zur Landschaft: eine wispernde Brise im Schilf, das Vogelgezwitscher im nahen Wäldchen und das sanfte, rhythmische Seufzen des Wassers, das über die abgerundeten Steine am Ufer plätscherte.
    Eilin saß lange einfach nur da, nahm die segensreiche Einsamkeit in sich auf und ließ sich von dem Frieden und der Schönheit um sie herum erfüllen. Die Gefühlsstürme der letzten Tage und Stunden waren einfach zuviel gewesen – ihr Ärger über die ungehobelten Sterblichen, ihr schwelender Zorn auf die Phaerie und vor allem auf ihren Fürsten, und dann ihr tiefer, beständiger Kummer angesichts des ungewissen Schicksals ihrer einzigen Tochter. Nach einer Weile mußte sie jedoch entdecken, daß der ersehnte Trost ausblieb. Jetzt, da sie keine andere menschliche Gesellschaft mehr hatte, die sie von ihrem Schmerz ablenkte, kehrten ihre Gedanken wieder und wieder genau zu den Dingen zurück, denen sie zu

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