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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sagte er. »Ich werde mich in dieser Position in meine Pferdegestalt wandeln und dann aufstehen müssen. Sobald ich auf den Beinen bin, mußt du dich auf meinen Rücken schwingen, und dann sehen wir zu, daß wir hier wegkommen. Du hast doch dein Amulett bei dir, oder?« Als sie nickte, schenkte er ihr ein Lächeln, das tiefster Erleichterung entsprang. »Nun, das ist ein Segen. Vergiß nicht, wir müssen beide zusammenarbeiten, damit ich fliegen kann. Sobald ich mich verwandelt habe, darfst du keinen Augenblick mehr zögern.« Bevor Aurian Zeit zu einer Antwort hatte, begannen seine Umrisse zu schimmern, und im nächsten Augenblick lag auf den Steinen neben ihr das stämmige, braune Pferd mit der schwarzen Mähne.
    Chiamhs Versuch, sich auf diesem unsicheren Grund auf die Füße zu hieven, war ein Alptraum. Endlich, nach mehreren schmerzhaften Stürzen, gelang es ihm, sich mehr oder weniger senkrecht hinzustellen, obwohl er breitbeinig und unsicher dastand wie ein neugeborenes Fohlen. Bei seinen vorangegangen Stürzen fürchtete Aurian jedesmal, Chiamh würde sich die Beine brechen, und dieser Gedanken schnürte ihr das Herz zu. Und dann geschah es. Gerade als Aurian sich auf seinen Rücken ziehen wollte, brach der Stein unter ihren Füßen weg. Die Magusch taumelte und fiel der Länge nach zu Boden. Auch Chiamh geriet ins Wanken, glitt aus – und war über den Rand des Abgrunds verschwunden.
    »Chiamh!« kreischte Aurian. Sie barg das Gesicht in den Händen, außerstande, in den Abgrund hinunterzuspähen. Die unmittelbare Gefahr, in der sie selbst sich befand, verlor sich in der überwältigenden Trauer um ihren Freund.
    Ein schrilles, forderndes Wiehern durchbrach den dunklen Schleier ihres Kummer. Mit maßlosem Staunen blickte die Magusch auf – und traute ihren Augen nicht. Dort vor ihr schwebte mitten in der Luft und ohne jede Hilfe Chiamh.
    Ein neuerliches Beben des Berggipfels riß Aurian augenblicklich aus ihrem Schockzustand heraus. Sie konnte später noch herausfinden, warum und wieso dies geschehen war – sobald sie ihre Füße wieder auf festem Boden wußte. Das Windauge bewegte sich geschickt in die Kammer der Winde und setzte leichtfüßig zur Landung an, wobei seine Hufe kaum den vibrierenden Boden berührten. Irgendwie gelang es Aurian, sich auf seinen Rücken zu ziehen, dann waren sie fort. Die Magusch brauchte ihren Talisman nicht – das Windauge hatte die ganze Angelegenheit auch ohne ihre Hilfe im Griff. Als sie die zerfallende Bergspitze unter sich zurückließen, stieß Chiamh ein triumphierendes Wiehern aus und trug eine verdutzte Magusch in die Sicherheit des Tals hinunter.
     
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Forral endlich einen schwarzen Punkt am Himmel entdeckte. Dann erkannte er Aurian auf Chiamhs Rücken. »Sie ist hier, Wolf«, rief er. »Deine Mutter kommt!«
    Die Magusch sah sehr bleich aus, als sie abstieg und Forral und ihrem Sohn entgegeneilte. Mit einem einzigen Blick nahm sie die Verbände des Schwertkämpfers in sich auf. »Ich dachte mir schon, daß du deine Verletzungen mit in diese Welt hineinnehmen würdest«, sagte sie. »Ich hätte dich warnen sollen. Trotzdem, ich bin sicher, wir kriegen das schon wieder hin.« Dann nahm sie Vater und Sohn in den Arm, zuerst Forral, dann Wolf.
    »Bist du denn in Ordnung?« Forral griff nach ihrer Hand. »Du siehst furchtbar aus, mein Liebes.«
    Aurian schnitt eine Grimasse. »Es war auch furchtbar. Ich hoffe, daß ich nie wieder etwas Derartiges erleben werde.«
    »Wohl kaum«, versicherte der Schwertkämpfer ihr. »Schließlich ist Miathan tot und …«
    »Götter! Ich meinte doch nicht das«, rief Aurian. »Ich rede davon, daß ich mitten in einem Erdbeben hoch oben auf diesem verfluchten Berggipfel festgesessen habe!« Sie erhob sich auf die Füße und wandte sich an das Windauge, das sich in seine Menschengestalt zurückverwandelt hatte und übers ganze Gesicht grinste. »Ich bin ungeheuer froh, daß du getan hast, was du getan hast«, sagte sie, »aber wie, verdammt noch mal, hast du das bloß hinbekommen? Ich dachte bisher, die Xandim könnten nur mit die Hilfe der Alten Magie fliegen.«
    Chiamh zuckte bescheiden mit den Achseln. »Das entspricht wohl auch den Tatsachen – jedenfalls, soweit es normale Xandim betrifft. Aber meine Zauberkräfte als Windauge haben ja ihren Ursprung in der Alten Magie. Als du den Talisman das erste Mal benutzt hast und mir deine eigene Andersicht demonstriertest, dachte ich mir schon

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