Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
mit dem er Wolf belegt hat, von ihm genommen?«
»Nein, Vater«, sagte der Junge – und Forral war glücklich darüber, daß er für sich selbst antworten konnte.
»Der Fluch ist nur zum Teil von mir genommen. Jetzt, da der Erzmagusch tot ist, kann ich zwar an diesem Ort meine Menschengestalt tragen, aber solange meine Mutter nicht den Gral findet, werde ich in der normalen Welt immer noch ein Wolf sein.« Er blickte verwundert an sich herab. »Unheimlich, nicht wahr? Und es funktioniert nicht besonders gut, finde ich. Man braucht furchtbar viel Energie, bloß um aufrecht zu stehen …«
Die Stimme von Basileus unterbrach ihn. »Ihr müßt sofort von hier weg! Ihr habt nicht nur ernsten Schaden von meinem Kampf mit Ghabal zu befürchten – gerade in diesem Augenblick sind eure Körper in eurer eigenen Welt in schwerer Gefahr!«
Forral fluchte. Seine Familie hatte sich so sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt – dem Tod Miathans und der lang ersehnten Vereinigung mit Wolf in seiner menschlichen Gestalt –, daß sie an den Kampf zwischen den beiden Moldan, der sich auf der gegenüberliegenden Seite dieser gewaltigen, grünen Fläche abspielte, überhaupt nicht mehr gedacht hatten.
»Zaudert nicht länger!« drängte Basileus sie. »Ihr habt keine Zeit mehr. Geht sofort zurück in eure Körper!«
Mit einem gräßlichen Geräusch rissen die beiden Moldan einander in Stücke; ihre Fangarme fügten einander die furchtbarsten Verletzungen zu. Während ihre Geister sich in dieser tödlichen Schlacht im Jenseits der Welt verkeilten, hatten sie keine Ahnung, daß ihre Titanenkämpfe in der gewöhnlichen Welt solche Verheerungen anrichteten. Basileus befand sich in jämmerlichem Zustand; aus seinem Leib waren gewaltige Brocken weggerissen worden, und viele seiner Glieder waren so grausam zerbissen, daß man sie nur noch als blutige Stumpen erkennen konnte. Ghabal jedoch war in noch schlechterem Zustand, da die meisten seiner Tentakel fehlten und sein Körper bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt war. Der Tod seines Maguschgefährten hatte ihm den letzten Funken Verstand genommen, und er hatte Basileus mit geistloser Wildheit angegriffen, ohne sich darum zu scheren, welchen Schaden sein Gegner ihm dabei zufügte.
In all den Äonen ihrer Existenz – lange bevor Ghabal dem Wahnsinn verfallen war – hatten er und Basileus sich trotz ihrer räumlichen Nähe nie gut verstanden. Jetzt wurde Basileus mit einemmal klar, daß er ihre lange Feindschaft ein für allemal beenden konnte. Obwohl ein Teil seines Selbst in ungläubigem Protest aufschrie, weil ihm die Ermordung eines anderen Moldan undenkbar schien, wußte er doch, daß ihm in diesem Fall nichts anderes übrigblieb. Die Flucht der Katzen von den Hängen Stahlklaues hatten das bewiesen. Wenn er nicht aufgehalten würde, hätte Ghabals verderbter Einfluß weiter die Berge beschmutzt, und er würde niemals Ruhe geben, bevor er Basileus nicht zerstört hatte.
Der Moldan rüstete sich für den weiteren Kampf mit seinem verletzten Feind – als ihm plötzlich etwas einfiel. Die Menschen mußten verständigt werden, damit ihre hilflosen Körper nicht in Ghabals Todeswehen verletzt wurden. Er stieß einige schnelle Worte der Warnung aus, um sie zur Rückkehr in die sterbliche Welt zu drängen – und holte dann zum letzten Schlag gegen seinen Widersacher aus.
Im Laufe des Kampfes wurde ihm jedoch bald klar, daß es hoffnungslos war – die Kräfte der beiden Moldan waren zu ausgeglichen. Basileus konnte in den Randzonen seines Gegners ungeheure Verwüstungen anrichten, aber er kam einfach nicht nah genug an ihn heran, um den Kampf zu beenden – jedenfalls nicht ohne selbst tödliche Verletzung zu riskieren.
»Jetzt Basileus! Ich halte ihn für dich fest!«
Die Stimme war eine absolute Überraschung für den Moldan. »Chiamh! Du solltest nicht hier sein!«
»Kümmere dich nicht darum. Du hast mir so viele Male geholfen – jetzt kann ich dir deine Freundlichkeit endlich vergelten. Laß uns diese Sache hinter uns bringen.« Ein weiteres riesiges, mit Tentakeln bewehrtes Geschöpf ging über den beiden kämpfenden Moldan in Position. Die schlanken, langen Fäden seiner Gliedmaßen schossen hervor und schlangen sich um Ghabal, so fest und unentrinnbar, daß er ihnen nicht entfliehen konnte.
Schneller als das Auge zu sehen vermochte, peitschte Basileus seine eigenen Fangarme um den Körper des Feindes und wirbelte den hilflosen Ghabal auf sein riesiges
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