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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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in einem fernen Land Aurians Schwert zum Opfer gefallen war … Alle waren sie heute nacht hier versammelt und warteten, von Schatten umdrängt, auf ihre Rache an der einen Magusch, die es gewagt hatte, sich ihnen zu widersetzen …
    »Verflucht!« schnaubte Aurian. »Geister, wahrhaftig!« Dann verwies sie ihre ungebärdige Phantasie in ihre Schranken, preßte die Schulter an die Tür des Maguschturmes und erzwang sich ihren Weg ins Innere des Gebäudes.
    Sobald sie die erste Biegung hinter sich hatte, stellte das pechschwarze Treppenhaus selbst für ihren Maguschblick eine Herausforderung dar. Aurian hob die Hand und rief einen Ball zischenden Maguschlichts herbei, den sie über ihrem Kopf schweben ließ. Die flachen, von einer Eisschicht überzogenen Marmorstufen schlängelten sich vor ihr in die Höhe. Schatten aus der Sphäre kalten Feuers zuckten über die verwitterten Wände und die mit Spinnweben überzogene Decke. Sie waren auch die Ursache für die Bewegungen, die Aurian nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte und die sie wie angewurzelt stehenbleiben ließen. Und jedesmal fuhr sie dann herum, die Hand um den Stab der Erde gelegt, um sich einer nicht existierenden Bedrohung zu stellen.
    »Sei doch nicht so eine verdammte Närrin«, rief Aurian sich angewidert zur Ordnung. »Es hat keinen Sinn weiterzugehen, wenn du in jedem Schatten Gespenster siehst.« Das Schlimme war nur, daß sie genau wußte, daß Geistwesen existieren konnten – und es auch taten.
    Die Magusch biß die Zähne zusammen und ging weiter die Treppe hinauf. Die Quartiere der Zwillinge, Bragars Räume, Eliseths Zimmerflucht – einen Raum nach dem anderen fand sie verlassen und leer, und jede Spur der früheren Bewohner war wie ausgelöscht. Ein spürbares Unbehagen erfaßte sie wie ein eisiger Finger, der über ihren Rücken strich. Das konnte doch unmöglich seine Richtigkeit haben? Selbst wenn die Akademie verlassen worden war und alle Magusch tot, hätten doch immer noch die verfaulenden Überreste ihrer Möbel und Besitztümer da sein müssen!
    Als Aurian an die vertraute Tür zu ihrem eigenen Quartier kam, zögerte sie, denn sie wollte im Grunde gar nicht wissen, was dahinter lag. Diese Räume waren so viele glückliche Jahre lang ihr Zuhause gewesen – sie bargen kostbare Erinnerungen an Forral und Anvar und an den toten Saldras, ihren Freund, den Archivar, der sich in der Nacht der Todesgeister für sie geopfert hatte. Lächerlicherweise hatte sie das Gefühl, als würde der Anblick ihrer leeren und verlassenen Räume einen großen Teil ihrer früheren Existenz auslöschen …
    »Lächerlich ist genau das richtige Wort«, sagte Aurian sich entschlossen. Besitztümer waren schließlich nicht so wichtig, und nichts – nichts – konnte die Erinnerung an Menschen auslöschen, die sie so sehr geliebt hatte. Trotzdem tat es weh, in diese trostlosen, von Echos erfüllten Räume zu treten. Was war aus den moosgrünen Teppichen und Vorhängen geworden; was aus ihrem behaglichen Bett mit den schweren Brokatvorhängen, die sie des Nachts so häufig zugezogen hatte, um für sich und Forral und für ihre gemeinsame Freude einen sicheren Hafen zu schaffen? Was war aus den leuchtenden Stoffen geworden, die zu kaufen der Schwertkämpfer sie überredet hatte, als sie durch die Läden der Großen Arkade geschlendert waren? Was war aus ihren Kristallen zum Herbeirufen der Mächte und zum Hellsehen geworden, was aus ihrer unersetzlichen Sammlung von Büchern und Schriftrollen und aus Anvars kostbarer Gitarre, die sie ihm vor Jahren zu einem glücklichen Sonnwendfest geschenkt hatte? Damals waren sie zu dritt gewesen, Anvar, Forral und sie selbst. Eine Woge unerträglicher Einsamkeit und Sehnsucht schlug über ihr zusammen, und das Gefühl war so stark, daß sie beinahe auf die Knie gesunken wäre. Wo waren sie jetzt, diese beiden, die sie mehr als das Leben selbst geliebt hatte? Forral tot, und Anvar – wo? Wo? Aurian schauderte und entfloh den traurigen, verlassenen Gemächern. Ihr Maguschlicht schwebte über ihr und war ihren eiligen Füßen immer einen Schritt voraus.
    Also nach oben – und noch weiter hinauf um die nächste Biegung der Treppe. Nur eine Zimmerflucht blieb noch zu durchsuchen. Trotz Aurians Entschlossenheit wurden ihre Füße scheinbar aus eigenem Antrieb langsamer. Wenn sie schon gezögert hatte, ihre eigenen Räume zu betreten, um wie vieles stärker mußte jetzt ihre Furcht sein, in Miathans Domäne einzudringen? Als sie

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