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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Stimme, die durch den Raum klang, sondern der schneidende, höhnische Tonfall Eliseths.
    »Du solltest dich bei mir bedanken, Aurian – ich habe dir einen Gefallen getan. Ich habe das Opfer gebracht, das du aus Schwäche und Feigheit nicht zu vollbringen vermochtest. Und hier ist das Flammenschwert; es ist mit dem Blut deines Geliebten gezeichnet und an dich gekettet. Es wartet nur noch auf dich. Es wartet darauf, daß du die Hand ausstreckst und es für dich forderst, dann wird der Sieg dein sein und mit ihm die Macht, die ganze Welt zu beherrschen. Nur zu – nimm es dir. Nimm es dir, wenn du es wagst. Ergreife das Schwert und nimm die Welt in deine Hände – wenn du an meinen Wächtern vorbeikommst!«
    Hinter Anvar, außerhalb der Reichweite des verblassenden Maguschlichtes, regte sich etwas. Aus dem Mund von Anvars Leiche und aus den toten, blicklosen Augen strömten Schwaden dunklen Dunstes, die sich vereinigten und wuchsen und zu einer Legion gewaltiger, zuckender Gestalten formten. Bösartige, fratzenhafte Gesichter pulsierten und flackerten in einem wilden Strudel kalter Grausamkeit, in dem sich ihre Züge zu immer neuen Ungeheuern zusammenfanden. Eliseth hatte die Nihilim gerufen. Die Todesgeister waren zurückgekehrt, um Aurians Leben zu fordern, wie sie einst das Leben Forrals gefordert hatten.
    Jemand schrie. Nach einem kurzen Augenblick begriff Aurian, daß sie es selbst war. Endlich riß sie sich von dem makabren Anblick der verstümmelten Leiche Anvars los, drehte sich um und floh Hals über Kopf die Turmtreppe hinunter, aber Eliseths Lachen verfolgte sie – ebenso wie die Todesgeister.
    Schluchzend und um Atem ringend stürzte die Magusch durch die Turmtür auf den Hof – und fuhr beim Klang einer neuen Stimme herum.
    »Aurian? Aurian!« Schwach und geisterhaft schien die Stimme aus der Bibliothek zu dringen, die links von ihr auf der anderen Seite des Hofes lag – was nicht weiter verwunderlich war, denn es war Finbarr, der nach ihr rief. Finbarr, der sie schon einmal gerettet hatte. Besinnungslos drehte Aurian sich um und rannte auf das Geräusch zu – durch das große Portal, durch die von Echos widerhallende, leere Bibliothek und schließlich durch die verschnörkelte Eisentür am anderen Ende des Gebäudes, die zu den Archiven führte. Die weit verzweigten Katakomben schienen unter ihren Schritten zu erbeben, als die Magusch durch die endlosen Korridore rannte. Immer noch folgte sie dem Faden von Finbarrs schwacher, kaum faßbarer Stimme; mit jeder Faser ihres Wesens war sie sich der Todesgeister bewußt, die ihr immer näher rückten.
    »Aurian …« Die Stimme war jetzt links von ihr und kam aus einem dunklen, schmalen, modrigen Korridor, den Aurian noch nie gesehen hatte. Obwohl der Anblick ihr nicht gefiel, blieb ihr keine Zeit mehr zu zögern – die Nihilim waren ihr dicht auf den Fersen. Also warf Aurian ihr flackerndes Maguschlicht auf die vor ihr liegenden Steinfliesen und stürzte sich verzweifelt in das dunkle Maul des Tunnels – und direkt in Miathans Arme.
    »Ich wußte, daß du irgendwann zu mir zurückkehren würdest!« Die toten Juwelen der Augen des Erzmaguschs leuchteten triumphierend auf. Obwohl ihr Geist einen schrillen Protestschrei ausstieß, lag Aurians Körper schlaff in seinen Armen, und das hypnotische Glitzern dieser grauenvollen Augen nahm ihr alle Kraft. Miathan konnte ihr ohne jede Mühe den Erdenstab entwenden. Sein hageres, ausgezehrtes Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem eigenen entfernt, und sein rasselnder Atem roch wie die Luft aus einem offenen Grab. Aurian nahm jeden Funken ihres Willens zusammen und spie ihm ins Gesicht. Mehr konnte sie nicht tun. Das Lächeln des Erzmaguschs war kalt und grausam. Langsam drehte er die Magusch herum, bis sie den Schwarm der Nihilim sehen konnte, die sich wartend im Schatten hielten.
    »Ich lasse dir die Wahl, mein Liebes.« Miathans Stimme war ein obszöner Singsang. »Unterwirf mir deinen Körper, deinen Willen und deine Kräfte – oder unterwirf dich den Todesgeistern als ihr Opfer. Wähle, Aurian. Wähle!«
    »Niemals! Niemals werde ich mich dir unterwerfen!« Und dann war plötzlich Shia da, zwischen der Magusch und den lauernden Geistern. »Aurian! Wach auf – du träumst! Wach auf!«
     
    Als die Stimme endlich das Geräusch ihrer eigenen Schreie zu übertönte, spürte Aurian einen brennenden Schlag im Gesicht. Sie versuchte, sich zur Wehr zu setzen, aber etwas Schweres drückte sie herunter und nahm

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