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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ihr jede Bewegung. Als sie die Augen öffnete, sah sie Maya, die mit erhobener Hand über ihr saß und sich anschickte, erneut zuzuschlagen. Ganz in ihrer Nähe kniete mit ernstem Gesicht D’arvan, und dahinter konnte Aurian zwei Pferde sehen, die sie stumm beobachteten. Im frühmorgendlichen Nebel zwischen den dunklen Bäumen wirkten ihre Umrisse ein wenig verschwommen. Aurian atmete tief durch; der Duft feuchter Erde und das raschelnde Wispern von Blättern ließen einen Wald ahnen. Die warme Brise und der schwere, berauschende Blütenduft kündeten von Sommer.
    »Verflucht! Wo bin ich?« murmelte die Magusch.
    »Keine Angst«, beschwichtigte Maya sie. »Du bist in Sicherheit.« Sie half der Magusch, sich aufzusetzen. »Aber das war wirklich ein beachtlicher Alptraum, meine Freundin!«
    »Ein Alptraum?« wiederholte Aurian verständnislos. »Ich erinnere mich nicht …«
    »Aber ich!« Eine riesige schwarze Gestalt trat aus dem Gebüsch.
    »Shia!« rief Aurian.
    Eine zweite große Katze mit schwerem Knochenbau und goldenen Hecken in einem ebenholzschwarzen Fell folgte Shia aus dem Gebüsch, aber obwohl Aurian froh war, daß Khanu das Tor in der Zeit sicher durchschritten hatte, galt ihre Aufmerksamkeit doch zuerst ihrer alten Freundin.
    Shias Schnurren war laut genug, um Aurians Knochen vibrieren zu lassen. »Ich bin gekommen, um dich zu wecken.« Ihre Gedankenstimme hallte merkwürdig hohl in Aurians Kopf wider. »Ich hatte während deines elenden Traums Kontakt zu deinem Geist – und das war keine angenehme Erfahrung.« Sie rieb ihren Kopf an Aurians Gesicht, und die Magusch erhob sich auf die Knie, um sie zu umarmen. »Keine Angst, liebe Freundin. Es war nur ein Traum. Wir werden Anvar schon wiederbekommen.«
    »Anvar …« Als die Erinnerung an den Traum mit all seinen lebhaften und schauerlichen Einzelheiten zurückflutete, verfiel Aurian in ein unkontrolliertes Zittern. Niemals in ihrem Leben würde sie diese schreckliche Vision von Anvar vergessen, dessen Kopf auf das Schwert der Flammen gespießt war …
    Maya legte der Magusch tröstend eine Hand auf den Arm. »Es ist alles gut, Aurian. Ganz gleich, wie furchtbar es war, es war nur ein Traum.« Sie bückte zu D’arvan auf. »Hol ihr etwas zu trinken, ja?«
    Als D’arvan zwischen den Bäumen verschwunden war, drehte Maya sich wieder zu der Magusch um. »Ich weiß bereits über den Traum Bescheid. Deine Gedanken waren so intensiv – wahrscheinlich weil du so große Qualen ausgestanden hast –, daß D’arvan die Einzelheiten aus deinen Gedanken lesen konnte. Und er hat sie an mich weitergegeben.« Sie runzelte die Stirn. »Es tut mir leid, Aurian – wir hätten dich früher wecken sollen, aber in Anbetracht der Tatsache, wo wir gelandet sind, dachten wir, der Traum würde vielleicht etwas bedeuten. Als wir aus dieser Sache herauskamen – was immer es gewesen sein mag –, waren wir in einem so traurigen Zustand, daß wir alle eine Weile geschlafen haben. Nur du wolltest einfach nicht aufwachen; D’arvan meinte, du littest noch unter den Nachwirkungen deines Kampfes mit dem Schwert, und wir sollten dich in Ruhe lassen. Also sind die Katzen weggegangen, um Wache zu halten, während wir hier bei dir blieben …«
    Aber Aurian hörte nicht mehr zu. Mayas Worte hatten genügt, um das Grauen ihres Traums für den Augenblick aus ihren Gedanken zu verscheuchen. Statt dessen erinnerte sie sich an ihre letzte Schlacht im Tal und die Entdeckung des Flammenschwerts. Eine Woge heißer Scham schlug über ihr zusammen, als sie an das Scheitern bei der Inbesitznahme des Artefakts dachte und an die katastrophalen Konsequenzen ihres Versagens. Diese Pferde, die still zwischen den Bäumen grasten, hatte sie auch in Menschengestalt gekannt – Schiannath, der Herdenfürst der Xandim, und das Windauge Chiamh, der Seher der Xandim und ein guter Freund. Durch ihr Unvermögen, das Schwert in Besitz zu nehmen, waren die gefährlichen, unberechenbaren Phaerie abermals auf die Welt losgelassen worden. Und sie hatten ihre Macht benutzt, um sich ihre legendären Pferde zurückzuholen und die Xandim, die ihre Gestalt zu ändern vermochten, in einfache Tiere verwandelt.
    Aber das war noch nicht das Schlimmste. Aurian erinnerte sich daran, daß sie Eliseth und dem verwundeten, hilflosen Anvar gefolgt war – in den Riß, der sich in der Wirklichkeit aufgetan hatte. Dann hatte sie versucht, die beiden durch ein endloses, schleimig-graues Nichts zu verfolgen, das nur von

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