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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Eine Hand zur Orientierung an den Türrahmen gelegt, trat er vorsichtig über die Schwelle und in den dahinter liegenden Raum.
     
    Als Forral Aurian das letzte Mal als lebendiger Mensch gegenübergetreten war, hatten sie sich in eben diesem Gemach befunden. Beim Anblick ihres Gesichtes stürzten die Erinnerungen von neuem auf ihn ein: die undurchdringliche, klebrige Dunkelheit, die nach Verwesung und Fäulnis stank, das wahnsinnige, geifernde Gelächter Miathans, das schrille, sirrende Fauchen des Todesgeistes, als dieser auf ihn herabfuhr, und Aurians verzweifelter, zum Scheitern verurteilter Versuch, sein Leben zu retten. Er erinnerte sich an die Finsternis, die über ihm zusammenschlug – und dann war die graue Tür hinter ihm zugefallen, und er konnte nur noch Aurians Stimme hören, die von der anderen Seite verzweifelt und tränenschwer nach ihm rief, wieder und wieder. Damals, dachte der Schwertkämpfer verbittert, hätte sie die Sonne vom Himmel gestohlen, um ihn zu retten. Jetzt sah sie ihn mit kalten Augen an, als könne sie seine Nähe nicht ertragen; ihr Gesicht war der Inbegriff des Jammers, während sie zu erklären versuchte, was sich geändert hatte. Und jedes ihrer Worte, brach ihm das Herz.
    »Aber du bist nicht Forral – verstehst du das nicht? Forral ist tot – ich war dabei, als er starb. Wenn du in deinem eigenen Körper zurückgekommen wärst, als der Forral, den ich kannte und liebte, wäre ich außer mir vor Freude gewesen, dich wiederzusehen.« Aurian seufzte und wandte den Blick ab. »Es tut mir leid, wenn ich dir weh tue. Ich weiß, du hättest ein anderes Willkommen verdient – und erwartet –, nachdem du so lange fort gewesen bist und auf so wunderbare Weise zurückkehren konntest. Aber du mußt mich auch verstehen. Ich habe niemals damit gerechnet, daß du zurückkommen würdest – so etwas war einfach ausgeschlossen. Ich habe große Qualen ausgestanden, bevor ich mir auch nur eingestehen konnte, daß ich Anvar liebte, aber schließlich war ich dann soweit. Und erinnere dich bitte, du hast selbst gesagt, daß ich jemanden finden müsse …«
    »Ich weiß, verflucht!« brüllte Forral. »Erzähl mir nicht, was ich gesagt habe! Wenn ich gewußt hätte, wie eifrig du mich beim Wort nehmen würdest, hätte ich meinen dämlichen Mund gehalten!«
    »Das ist ungerecht!« Aurian war aufgesprungen, und in ihren Augen flammte das kalte, unmenschliche Licht des Maguschzorns. »Ich habe dich betrauert. Ich habe um dich geweint. Und ich habe ganz gewiß nicht damit gerechnet, daß du eines Tages in einem gestohlenen Körper zurückkommen und mir das alles ins Gesicht schleudern würdest!«
    »Ich habe Anvars Körper nicht gestohlen!« Nun war auch Forral aufgesprungen.
    »Wenn du seinen Körper nicht gestohlen hast – wie würdest du das nennen, was du getan hast? Wo ist er jetzt? Warum hast du ihm das angetan?«
    Forral fühlte sich, als hätte sie ihn geschlagen – und wahrhaftig, es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte ihr Schwert genommen und es ihm ins Herz gebohrt. Den Schmerz hätte er ertragen können. Während der langen, qualvollen Wartezeit seines Exils Zwischen den Welten hatte der Schwertkämpfer sich an die Überzeugung geklammert, daß er, wenn er nur einen Weg zurück in die Welt der Lebenden finden würde, alles in Ordnung bringen konnte. Jetzt, da er endlich am Ziel seiner Träume angelangt war, mußte er zu seinem Entsetzen feststellen, wie sehr er sich geirrt hatte. Er hatte die gestohlenen Augenblicke, in denen er Aurian vom Brunnen der Seelen aus hatte betrachten können, zu einem Phantasiegebilde gewoben, das von Hoffnungen und Wünschen zusammengehalten wurde. Aber seit seiner Ermordung hatte die Welt sich auch ohne ihn weitergedreht, und für ihn, Forral, war kein Platz mehr darin. Ein Blick auf Aurians Gesicht genügte, um ihm das klarzumachen. Der Tod hatte die ganze Zeit über recht gehabt – es gab kein Zurück.
    Plötzlich liefen Aurian Tränen übers Gesicht, und sie wischte sie mit zorniger Hast fort. »Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben, weißt du das? Anvar hat das begriffen. Er hat sich seinen eigenen Platz in meinem Herzen geschaffen – er hat gar nicht versucht, deinen einzunehmen. Am meisten schmerzt mich die Tatsache, daß du zu dieser grauenhaften Tat fähig gewesen bist. Ich hätte Heber bis ans Ende meiner Tage um dich getrauert, als herausfinden zu müssen, daß du niemals der Mann warst, für den ich dich gehalten habe – daß ich all

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