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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ein paar Speicheltröpfchen trafen den am ganzen Leib bebenden Kommandanten im Gesicht.
    Mit einemmal verfiel der Hohe Herr in unheilvolles Schweigen. Rasvald spürte, wie seine Gedärme nachgaben, als Pendral seinen blutunterlaufenen Blick auf ihn heftete. »Du«, sagte er mit tödlicher Sanftheit. »Du hast diesen Haufen Unrat doch begleitet, oder nicht, als er den Dieb verlor?«
    Dem Adjutanten klebte die Zunge am Gaumen. Er betete darum, daß der Erdboden sich unter ihm auftun und ihn verschlingen möge – jedes Schicksal war besser als das Los jener, die Lord Pendral in seinem Zorn entgegentreten mußten.
    »Nun?« bellte der Hohe Herr. »Hast du den Verstand verloren oder nur deine Zunge? Wenn du sie nicht benutzen möchtest, werde ich sie dir rausschneiden lassen.«
    Rasvald schluckte verzweifelt. »Hoher Herr, ich – ja, ich war bei dem Kommandanten, als er die Hunde abrief. Aber es war nicht meine Idee, Herr. Ich habe dagegen protestiert. Ich habe ihm gesagt, das sei töricht …«
    Der Kommandant der Wache sog angesichts eines so überwältigenden Verrats scharf die Luft ein. »Wahrhaftig, du hinterhältiger, verlogener Bastard!« rief er. »Das ist nicht wahr, er hat nie …«
    »Es spielt keine Rolle.« Pendral sprach laut genug, um die Beteuerungen des Mannes zu übertönen. »Du.« Er zeigte auf Rasvald. »Für den Augenblick wirst du zum Kommandanten der Wache befördert. Sei still«, unterband er die gestotterten Dankesworte des ehemaligen Adjutanten. »Ich werde dir Bescheid geben, wenn du sprechen darfst. Folgendes sind deine Befehle.« Er zählte sie an den Fingern ab. »Erstens, du wirst einen neuen stellvertretenden Kommandanten ernennen, der die ganze Stadt Haus für Haus durchsucht. Zweitens, du wirst dieses Stück Dreck hinausführen und töten. Persönlich.«
    Der Kommandant der Wache warf sich auf den gewachsten Boden. »Erbarmen, Herr – Erbarmen!« wimmerte er.
    »Wachen!« Der Hohe Herr schnippte mit den Fingern, und zwei stämmige Gestalten verließen ihren Posten an der Tür. Einer von ihnen packte den ehemaligen Kommandanten von hinten, während der andere ihm mehrere Male ins Gesicht und in den Magen schlug. Ohne ein weiteres Wort schleppten sie den Unglücklichen, dem das Blut aus Mund und Nase lief, aus dem Raum.
    Pendral seufzte. »Ich hab’s ihnen wieder und wieder gesagt, daß ich kein Blut auf meinem Fußboden haben will«, murmelte er, »aber nehmen sie jemals Rücksicht darauf? Also, wo war ich?« Abermals durchbohrten seine Augen wie zwei Dolche den Mann vor ihm. Rasvald erbleichte. »O ja. Sobald du mit dem Gefangenen fertig bist, nimmst du dir so viele Männer, wie du für nötig hältst, und steigst in diese Kanäle runter.«
    »Was, jetzt, hoher Herr? Mitten in der Nacht?« stieß Rasvald atemlos hervor.
    »Natürlich jetzt!« Ein bösartiger Blick trat in Pendrals Augen. »Und komm nicht ohne meine Juwelen und diesen elenden Tropf zurück, der sie gestohlen hat, oder du wirst in demselben Grab landen wie dein Kommandant.«
     
    Es war nur gut, daß das Leben Grince zur Vorsicht erzogen hatte. Direkt hinter der Tür des Alkovens führte eine weitere Treppe in den eigentlichen Raum hinein, aber diesmal tastete Grince mit den Füßen nach dem Rand der Stufe und brachte die Treppen sicher hinter sich. Nachdem er sich einen Augenblick lang in der Dunkelheit orientiert hatte, wandte er sich nach rechts und schob sich wie ein Blinder an der Wand entlang.
    Zum Entsetzen des Diebs schien der Raum vom Boden bis zur Decke nichts anderes als Bücher zu enthalten, die allesamt auf Regalen lagen. Aber es mußte doch irgendwo eine Kerze geben oder vielleicht eine Lampe – was wäre sonst der Sinn all dieser Bücher gewesen? Niemand konnte im Dunkeln lesen. Grimmig setzte er seine Suche fort; er hatte keine andere Wahl, wenn er diesen schrecklichen Ort jemals verlassen wollte. Einmal lösten seine suchenden Hände einen Bücherstapel über seinem Kopf, der auf ihn herunterpolterte und ihm weitere Beulen eintrug. Grince fluchte verärgert, und der Klang seiner Stimme hallte erschreckend laut und grell durch die Stille des Raumes.
    Grince hatte das Gefühl, als führe ihm ein eisiger Finger über den Rücken. Es konnte sich unmöglich irgend jemand – oder irgend etwas – außer ihm in dem Raum befinden, und trotzdem hatte er plötzlich das sichere Gefühl, nicht allein zu sein. Obwohl er wußte, daß dieser Gedanke einfach lächerlich war, ließ sich das Gefühl nicht

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