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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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nicht auszurutschen oder zu stolpern. Soviel zu den Geistern der verfluchten Magusch, dachte er verbittert. Der Hauptfeind an diesem Ort ist meine eigene Dummheit. Warum konnte ich nicht einfach in den Abwasserkanälen bleiben, bis die Luft rein war?
    Es war Gier, die ihn in die Archive der Akademie getrieben hatte. Gier und Neugierde. Sobald er seine Verfolger abgeschüttelt hatte, hätte er diesen irrsinnigen Plan aufgeben und nach Hause gehen sollen, aber er wußte, daß er niemals mehr den Mut aufbringen würde, hierher zu kommen. Außerdem war die Versuchung, die Archive zu erkunden, einfach unwiderstehlich gewesen. Es mußte doch irgend etwas Wertvolles hier unten geben! »Etwas Wertvolles, du Idiot«, murmelte der Dieb mürrisch. Warum war er nur so dumm gewesen? Gerade in diesem Augenblick könnte er warm und mit vollem Bauch am Feuer sitzen. Irgend jemand hätte sich bereits um seine Verletzungen gekümmert, und er hätte einen Becher mit Bier in der Hand. Ein kaltes Gefühl der Panik breitete sich in Grinces Brust aus. Sein Herz begann zu rasen, und klebriger Schweiß trat ihm auf die Stirn. Ich muß hier raus!
    Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, daß er plötzlich losgerannt war. Er kam erst wieder richtig zu Bewußtsein, als er stürzte.
    Die Wucht seines Falles raubte ihm den Atem, und sein Schrei wahr nicht mehr als ein Ächzen. Keuchend lag Grince auf dem Boden, und sein Herz hämmerte gegen die Rippen. Einen grauenhaften Augenblick lang hatte er nicht gewußt, wie tief er fallen würde – es konnte ein halber Meter sein oder dreihundert. Seit seiner Kindheit, als die Soldaten Jarvas’ Herberge angriffen, hatte er nicht mehr so grenzenlose Angst erlebt. Wahrscheinlich war er in Panik geraten und losgerannt – und dann einfach ins Leere getreten, als das Gefälle des Bodens unter ihm etwas steiler wurde. Mit einem Schaudern wurde ihm sein Glück bewußt. In diesem Augenblick hätte er genausogut mit zerschlagenen Gliedern auf dem Grund einer tiefen Felsspalte liegen können.
    »Grince, du verdammter Idiot! Das hast du nun von deiner blinden Panik«, beschimpfte er sich, nur um in der tiefen, totenstillen Leere um ihn herum den Trost seiner eigenen Stimme zu verspüren. Ganz vorsichtig setzte er sich auf und tastete seine Gliedmaßen ab. Aber abgesehen von ein paar blauen Flecken mehr und dem Gefühl, daß jeder Knochen in seinem Körper durchgeschüttelt worden war, schien ihm nicht viel passiert zu sein – obwohl er, wenn er jemals hier raus kam, wahrscheinlich feststellen würde, daß sein Haar weiß geworden war. Nachdem er seine Umgebung abgetastet hatte, stellte er fest, daß er drei Stufen tief in eine Art Nische im Mauerwerk gefallen war. Als seine suchenden Finger auf etwas Weicheres, Wärmeres trafen als die scharfkantigen Steine des Tunnels, versteifte Grince sich jäh. Aber natürlich – die Nische wurde von einer Tür versperrt, und die drei Stufen führten zu eben dieser Tür hinunter. Doch bevor er seinen Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, gab das glatte Holz dem Druck seiner Finger langsam nach, und Grince griff ins Leere. Das Quietschen der Angeln durchbrach die tiefe Stille, und Grince verspürte einen kalten Luftzug im Gesicht, als die entriegelte Tür aufschwang.
    Was sollte er jetzt tun? Grince mußte sich eingestehen, daß er weder mit mysteriösen Türen, die sich scheinbar aus eigenem Antrieb öffneten, noch mit den darunterliegenden Räumen irgend etwas zu schaffen haben wollte. Er sollte versuchen, einen Ausweg aus diesen unterirdischen Tunneln zu finden, statt in den Räumen der verfluchten Magusch herumzutappen. Er hatte seine Lektion gelernt. Wenn es hier unten irgendwelche Geheimnisse – oder gar Wertgegenstände – gab, konnten sie, soweit es ihn betraf, gern hier bleiben. Und dann war ihm plötzlich klar, daß er niemals wieder ins Freie finden würde, wenn er sich weiter blind durch die Dunkelheit tasten mußte. Bisher hatte er in den Korridoren weder Lampen noch Fackeln gefunden, aber in den Räumen selbst mußten die Magusch doch irgendwelche Lichtquellen aufbewahrt haben? Wenn er sich an den Wänden entlang schob, mußte er irgendwann einen Fackelhalter oder einen Mauervorsprung mit einem Kerzenleuchter finden, irgend etwas. Grince zog sich hoch. O bitte, ihr Götter, macht, daß ich irgendwo eine Lampe oder eine Fackel finde, betete er. Laßt mich bloß hier rauskommen, und ich schwöre, ich werde mich nie wieder mit den Magusch einlassen …

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