Die Asche der Erde
Beratung bei der Auswahl einer Sklavin.«
Subzwei hielt es für ein Gebot der Höflichkeit, ihm zuzustimmen.
»Eine junge also«, erklärte Blaisse. »Um Sie zuzureiten. Das ist immer das befriedigendste Arrangement. Man braucht sich um die Hinlänglichkeit der eigenen Kenntnisse nicht zu sorgen. Natürlich müssen Sie darauf bedacht sein, Ihre Gefährtin abzurichten, nicht etwa zu belehren.«
Subzwei fühlte, wie ihm die unterdrückte Wut heiß in die Wangen stieg, und einen Augenblick lang dachte er, daß sein Plan mißlingen könnte, weil Blaisse sein Verhalten beleidigend finden würde. Saita beobachtete ihn mit einem besorgten Ausdruck in ihrem gewöhnlich sanften und reaktionslosen Gesicht. Subzwei verspürte ein unvernünftiges Bedürfnis, ihr sein Trachten und Denken auseinanderzusetzen, obwohl er wußte, daß er sich weniger darum sorgen wollte, was andere über ihn dachten. Blaisse bedeckte ihre kleine Brust mit seiner Hand; sie schrak ein wenig zusammen, offenbar in Verlegenheit oder Furcht, weil sie ihre Aufmerksamkeit vom Vergnügen und Wohlbefinden ihres Meisters hatte abschweifen lassen. Blaisse blickte sie an, aber sie schlug die Augen nieder, und er blickte träge zurück zu Subzwei. »Sehen Sie, wie gut Saita und ich miteinander auskommen?«
»Ich hatte an eine gereiftere Person gedacht«, sagte Subzwei.
»Tatsächlich?« Er hob ironisch die Brauen. »Gereifter. Älter, meinen Sie. Und Sie ein noch junger Mann. Nun gut. Das ist Geschmackssache, nicht wahr? Unser Problem wird es also sein, eine gereifte Frauensperson zu finden, die nicht allzu abgenutzt ist. Ah – verzeihen Sie, aber Sie meinten doch eine Frau? Oder einen Mann? Oder etwas Exotischeres? Sie haben mir keine Gelegenheit gegeben, Ihre Präferenzen zu beobachten.«
»Eine Frau«, sagte Subzwei, bemüht, sich mit dieser Demütigung des Geistes abzufinden. Er hoffte, daß Galathea nicht in der Nähe war und ihr so erspart blieb, mit anzuhören, in welcher Weise über sie gesprochen wurde. Plötzlich kam ihm der schreckliche Gedanke, daß sie seine Absichten mißverstehen könne, gerade so wie Saita es getan hatte. Selbst das Wissen, daß ihr Mißverständnis nur von kurzer Dauer sein könnte, beunruhigte ihn.
»Da sehe ich eine Schwierigkeit«, sagte Blaisse. »Vielleicht werden wir Clarissas Verwandte benachrichtigen und sehen müssen, ob sie etwas dergleichen haben.«
»Ich hatte bereits an jemanden gedacht«, sagte Subzwei. Er glaubte Blaisse gut genug zu verstehen, um zu wissen, daß er nicht zuviel Eifer zeigen durfte.
»Wirklich?«
»Ja. Eine von Ihren Leuten. Sie scheint etwa im richtigen Alter
zu sein. Und sie ist ziemlich groß – ich brauche eine große Person. Dunkles Haar. Sie trägt Schwarz und Silber ...« »Sie meinen die Madame? Meine Haushofmeisterin?« »Ja, sie ist es.«
Blaisse fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und gluckste. »Die Madame? Nein, nein, das ist lächerlich.«
»Lächerlich? Ich sehe nichts Lächerliches daran.«
»Wie in aller Welt kommen Sie darauf, sie attraktiv zu finden?« Auf eine solche Frage hatte Subzwei keine Antwort; die Frage selbst war lächerlich.
»Ihr Geschmack ist in der Tat ungewöhnlich«, sagte Blaisse achselzuckend.
»Dann bleibt nur noch über den ... ah ... Preis zu sprechen.« »Preis? Oh – Sie wollen sie kaufen?«
»Deshalb bin ich gekommen.« Sie zu kaufen und zu befreien: ihr anzubieten, sie ohne Verpflichtung irgendwohin zu bringen, wo auch er frei sein könnte, und dort gemeinsam einen neuen Anfang zu machen, als zwei freie Menschen, und sehen, ob sie lieben könnten.
»Das ist ausgeschlossen.«
Subzwei ärgerte sich über seinen allzugroßen Eifer. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihm aus. Es schien, als habe Blaisse ihn durchschaut und spiele mit ihm. »Warum? Sie gaben deutlich genug zu verstehen, daß Sie sie nicht attraktiv finden.«
»Lieber Freund«, sagte Blaisse, »das hat überhaupt nichts damit zu tun. Sie wurde nicht ihrer Schönheit wegen gekauft, ganz im Gegenteil. Wie, meinen Sie, würde es sich auf die notwendigen Arbeiten auswirken, wenn meine Gäste die Haushofmeisterin ständig in ihre Betten zerren würden? Sie wurde hier ausgebildet. Sie ist beinahe so lang Sklavenaufseherin, wie ich an der Regierung bin. Wir können ohne sie nicht auskommen.«
»Es ist nicht klug, so abhängig von einer Person zu sein«, sagte Subzwei hölzern. Es war nur eine Reaktion auf die vorausgegangene Feststellung; er hatte keine Ahnung, wie er Blaisse
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