Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Dad sagt, das können wir uns nicht leisten, und der Mann sagt, da kann er auch nichts machen. Dad sagt, wir sind hier doch nicht in Indien. Das hier ist ein christliches Land. Die Gasse braucht mehr Klos.
Der Mann sagt, erwarten Sie von Limerick, daß es Klos in Häuser einbaut, die sowieso einstürzen und nach dem Krieg abgerissen werden? Dad sagt, das Klo könnte uns alle umbringen. Der Mann sagt, wir leben in gefährlichen Zeiten.
Mam sagt, es ist schon schwer genug, ein Feuer in Gang zu halten, um das Weihnachtsessen zu kochen, aber wenn ich zum Weihnachtsessen ins Krankenhaus gehe, werde ich mich von oben bis unten waschen müssen. Das gönnt sie Schwester Rita nicht, daß die sagt, ich wäre vernachlässigt oder reif für eine neue Krankheit. Frühmorgens vor der Messe kocht sie einen Topf mit Wasser und brüht mir fast die Haut vom Kopf. Sie scheuert
mir die Ohren und schrubbt mir die Haut so doll, daß sie kribbelt. Sie zweigt zwei Pence für den Bus zum Krankenhaus ab, aber zurück werde ich zu Fuß gehen müssen, und das wird mir guttun, vollgefressen, wie ich sein werde, und jetzt muß sie das Feuer wieder in Gang bringen, damit der Schweinskopf mit Kohl und mehligweißen Kartoffeln was wird, den sie wieder mal dank der Freundlichkeit der Gesellschaft vom Hl. Vincent de Paul gekriegt hat, und sie hat fest beschlossen, daß dies das letzte Mal sein wird, daß wir die Geburt unseres Herrn mit Schweinskopf feiern. Nächstes Jahr gibt es eine Gans oder einen schönen Schinken, schließlich ist Limerick ja in der ganzen Welt für seinen Schinken bekannt oder etwa nicht?
Schwester Rita sagt, na, seht euch unseren kleinen Soldaten an, gesund wie das blühende Leben. Kein Fleisch auf den Knochen, aber immerhin. Nun sage mir, bist du heute morgen in die Messe gegangen?
Ja, Schwester.
Und hast du die Kommunion empfangen?
Ja, Schwester.
Sie bringt mich in einen leeren Krankensaal und sagt, ich soll mich auf den Stuhl da setzen, es dauert nicht mehr lang, dann kriege ich mein Essen. Sie geht weg, und ich frage mich, ob ich mit Nonnen und Krankenschwestern essen werde,
oder ob ich auf eine Station zu Kindern gebracht werde, die ihr Weihnachtsessen bekommen. Schließlich wird mir mein Essen von dem Mädchen mit dem blauen Kleid gebracht, das mir die Bücher gebracht hat. Sie stellt das Tablett auf einem Nachttisch ab, und ich ziehe mir einen Stuhl heran. Sie sieht mich böse an und macht eine Grimasse. Du, sagt sie, das ist dein Essen, und Bücher bring ich dir nicht.
Das Essen ist köstlich, Truthahn, Kartoffelbrei, Erbsen, Wackelpeter mit Vanillesauce und eine Kanne Tee. Der Wackelpeter mit Vanillesauce sieht köstlich aus, und ich kann mich nicht beherrschen und esse ihn als erstes, ist ja sowieso keiner da, der es merkt, aber als ich den Wackelpeter esse, kommt das Mädchen in dem blauen Kleid mit Brot und sagt, was machst du da?
Nichts.
Doch. Du ißt das Süße vor dem Essen, und sie rennt hinaus und ruft, Schwester Rita, Schwester Rita, kommen Sie schnell, und die Nonne rauscht eilig herein, Francis, geht es dir gut?
Ja, Schwester.
Gar nicht gut, Schwester. Er hat seinen Wackelpeter mit Vanillesauce vor dem Essen gegessen. Das ist eine Sünde, Schwester. Aber aber, liebes Kind, nun lauf schon, und ich werde mit Francis darüber reden.
Bitte, ganz bestimmt, Schwester, sonst essen
alle Kinder im Krankenhaus ihr Süßes vor dem Essen, und wo kommen wir dann hin?
Allerdings, allerdings, wo kommen wir dann hin? Nun lauf schon.
Das Mädchen geht, und Schwester Rita lächelt mich an. Möge Gott sie lieben, nichts verpaßt sie, verwirrt, wie sie ist. Wir müssen geduldig mit ihr sein, Francis, mit ihrem kleinen Stich.
Sie geht, und es ist still auf dieser leeren Station, und als ich aufgegessen habe, weiß ich nicht, was ich tun soll, denn man soll nichts tun, bevor sie einem sagen, was man tun soll. Krankenhäuser und Schulen sagen einem immer, was man tun soll. Ich warte lange, bis das Mädchen mit dem blauen Kleid kommt und das Tablett holt. Bist du fertig? sagt sie.
Ja.
Ja, mehr kriegst du nicht, und jetzt kannst du gehen.
Mädchen, die nicht richtig im Kopf sind, können einem bestimmt nicht sagen, daß man nach Hause gehen soll, und ich frage mich, ob ich auf Schwester Rita warten soll, die alles unter sich hat. Eine Krankenschwester im Korridor sagt mir, Schwester Rita ist beim Essen und darf nicht gestört werden. Es ist ein langer Weg von Union Cross bis Barrack Hill, und als ich nach
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