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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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gut, in Irland gibt es keine Arbeit, und wenn die Frau dir den Rücken kehrt, so herrscht doch keine Frauenknappheit in England, wo die wehrfähigen Männer alle weg sind und gegen Hitler und Mussolini kämpfen und wo man tun und lassen darf, was man will, solange man nicht vergißt, daß man Ire ist und Unterschicht, und sich nicht über seinen Stand zu erheben versucht.
    Die Gasse rauf und runter bekommen Familien von ihren Vätern in England telegrafische Geldanweisungen. Sie sausen aufs Postamt, um das Geld abzuheben, damit sie einkaufen gehen und der Welt am Samstagabend und am Sonntagvormittag
zeigen können, wie gut das Schicksal es mit ihnen meint. Am Samstag lassen die Jungens sich die Haare schneiden, die Frauen holen die Brennschere aus dem Kamin und machen sich Locken. Sehr großartig sind sie jetzt und zahlen Sixpence oder sogar einen Shilling für Plätze im Savoy Cinema, wo man eine bessere Sorte von Menschen trifft als die unteren Klassen, welche sich auf den Zwei-Pence-Plätzen auf dem Olymp im Lyric Cinema breitmachen, und die schreien auch nie die Leinwand an, nicht die Art Leute, welche, denken Sie nur, die Afrikaner anfeuern, wenn sie Tarzan mit Speeren bewerfen, oder die Indianer, wenn sie die Kavallerie der Vereinigten Staaten skalpieren. Am Sonntag nach der Messe gehen die neuen Reichen ganz geziert nach Hause und stopfen sich mit Fleisch und Kartoffeln, Süßigkeiten und Torten voll und finden überhaupt nichts dabei, den Tee aus zerbrechlichen kleinen Tassen zu trinken, die auf Untertassen stehen, um den Tee aufzufangen, der überläuft, und wenn sie die Tasse zum Munde führen, spreizen sie den kleinen Finger ab, damit man sieht, wie vornehm sie sind. Manche gehen nicht mal mehr in die Fisch-mit-Fritten-Läden, weil man an solchen Orten nur betrunkene Soldaten und Nachtmädchen und Männer zu sehen bekommt, die ihr Stempelgeld vertrunken haben, und ihre Frauen, die kreischen, sie sollen nach
Hause kommen. Die tapferen neuen Reichen sieht man im Savoy-Restaurant oder im Stella, wo sie Tee trinken und kleine Küchlein essen und sich mit Servietten die Lippen tupfen, denken Sie nur, und mit dem Bus nach Hause fahren und sich beklagen, der Service sei ja auch nicht mehr das, was er mal war. Sie haben jetzt Elektrizität, damit sie Dinge sehen können, die sie noch nie gesehen haben, und wenn die Dunkelheit sich niedersenkt, drehen sie das Radio an, um zu hören, wie es mit dem Krieg weitergeht. Sie danken Gott für Hitler, denn wenn er nicht durch ganz Europa marschiert wäre, wären die Männer von Irland immer noch zu Hause und würden sich in der Schlange vor dem Arbeitsamt am Arsch kratzen.
    Manche Familien singen:
    Jipp hei didi heidi heio
Jipp hei didi heijee,
England und Frankreich sind am Arsch,
Wir rufen: Deutschland, vorwärts, marsch. Ref 30
    Sobald es ein wenig frisch wird, stellen sie ihren elektrischen Kamin an, weil er soviel Behaglichkeit bietet, und sitzen in ihrer Küche, hören Nachrichten und erklären, wie leid ihnen die englischen Frauen und Kinder tun, die unter den deutschen Bomben sterben, aber denken Sie auch
mal daran, was England uns achthundert Jahre lang angetan hat.
    Die Familien mit Vätern in England können es den Familien ohne Väter in England jetzt richtig zeigen. Zum Mittag- und zum Abendessen stehen die neuen reichen Mütter an der Haustür und rufen ihre Kinder, Mikey, Kathleen, Paddy, kommts zum Essen rein. Kommts zur köstlichen Lammkeule und den hinreißenden grünen Erbsen und den mehligweißen Kartoffeln rein.
    Sean, Josie, Peggy, kommts sofortest rein zum frischen Brot mit guter Butter und dem hinreißenden blauen Entenei, das es bei sonst niemandem in der Gasse gibt.
    Brendan, Annie, Patsy, kommts heim, es gibt gebratene Blutwurst und brutzelnde Schweinswürstchen und wunderbares Trifle, mit allerbestem spanischem Sherry getränkt.
    In solchen Zeiten sagt Mam uns, wir sollen drin bleiben. Wir haben nur Brot und Tee, und sie will nicht, daß die quälenden Nachbarn uns sehen, wie wir mit hängender Zunge unter den köstlichen Düften leiden, die die Gasse rauf und runter wehen. Sie sagt, man sieht, daß die gewohnt sind, gar nichts zum Essen zu haben, so wie sie mit allem angeben. Daraus spricht echt Unterschicht, wenn man zur Tür hinausschreit und der Welt mitteilt, was es zum Abendessen gibt. Sie sagt, damit wollen sie uns doch nur ärgern,
weil Dad ein Ausländer aus dem Norden ist und nichts mit ihnen zu tun haben will. Dad sagt, all das Essen

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