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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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würde mir nichts ausmachen, nicht in die Schule zu gehen und mich darum zu kümmern, daß alle zu essen haben und sich waschen. Aber Oma kreischt, das kommt ja überhaupt nicht in Frage, und Tante Aggie haut mir ordentlich eine runter. gárda Dennehy sagt, noch sei ich zu jung, Verbrecher oder Vater zu werden, ich hätte aber auf beiden Gebieten eine vielversprechende Zukunft vor mir.
    Ziehts euch an, sagt Tante Aggie, ihr kommts mit zu mir, bis eure Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wird. Jesus im Himmel, dieses Baby ist eine Schande.
    Sie findet einen Lumpen und bindet ihn Alphie um den Po, damit er nicht den ganzen Kinderwagen vollscheißt. Dann sieht sie uns an und will wissen, warum wir herumstehen und Maulaffen feilhalten, nachdem sie uns doch gesagt hat, wir sollen uns anziehen. Ich habe Angst, sie wird mich hauen oder anschreien, wenn ich ihr sage, schon gut, wir sind angezogen, mehr haben wir nicht. Sie starrt mich an und schüttelt den Kopf. Hier, sagt sie, tu dem Kind etwas Zucker und Wasser in die Flasche. Sie sagt mir, ich muß Alphie durch die Straßen schieben, sie kann diesen Kinderwagen mit dem störrischen Rad nicht bedienen, immer ruckelt er auf und ab, und außerdem ist er ein erbärmliches Gerät, in das man keinen räudigen Hund stecken möchte, da müßte
man sich ja schämen. Sie nimmt die drei alten Mäntel von unserem Bett und stapelt sie auf den Kinderwagen, bis man Alphie kaum noch sehen kann.
    Oma kommt mit und kläfft mich den ganzen Weg von der Roden Lane bis zu Tante Aggies Wohnung in der Windmill Street an. Kannst du diesen Kinderwagen nicht ordentlich schieben? Herrgott, du bringst das Kind noch um. Fahr nicht immer im Zickzack, sonst kriegst du von mir eine aufs Maul, aber ordentlich. In Tante Aggies Wohnung will sie nicht mitkommen. Sie kann unseren Anblick keine Minute länger ertragen. Sie hat den gesamten McCourt-Klan schon seit den Tagen satt, als sie uns sechsmal die Schiffspassage schicken mußte, um uns alle aus Amerika zurückzuholen, und immer wieder Geld auf den Tisch, um tote Kinder zu beerdigen, und uns jedesmal was zu essen geben, wenn der Vater mal wieder das Stempelgeld oder den Lohn vertrunken hat, und Angela aushelfen, während dieser Spitzbube aus dem Norden seinen Lohn in ganz England vertrinkt. Ach, wie satt sie es hat, wie satt, und sie geht über die Henry Street davon, das schwarze Kopftuch um den weißen Kopf geschlungen, und hinkt in den hohen Schnürschuhen.
    Wenn man zwölf ist und Brüder hat, die elf, sechs und zwei sind, weiß man nicht, was man
machen soll, wenn man bei jemand anderem zu Hause ist, nicht mal, wenn es die Schwester der Mutter ist. Es wird einem gesagt, man soll den Kinderwagen im Korridor lassen und das Baby in die Küche bringen, aber wenn man nicht zu Hause ist, weiß man nicht, was man tun soll, sobald man in der Küche ist, aus Angst, daß die Tante einen anschreit oder einem auf den Schädel haut. Sie zieht sich den Mantel aus und bringt ihn ins Schlafzimmer, und man steht mit dem Baby auf dem Arm da und wartet, daß einem was gesagt wird. Wenn man einen Schritt nach vorn oder einen Schritt zur Seite geht, kommt sie vielleicht heraus und sagt, wo willst du denn hin, und man weiß nicht, was man antworten soll, weil man selbst nicht weiß, wohin man will. Wenn man irgendwas zu seinen Brüdern sagt, sagt sie vielleicht, du glaubst wohl, du kannst in meiner Küche was sagen. Wir müssen herumstehen und still sein, und das ist schwer, wenn aus dem Schlafzimmer so ein klimperndes Geräusch kommt und wir wissen, daß sie auf dem Nachtgeschirr sitzt und kräftig strullt. Ich will Malachy nicht ansehen. Wenn ich ihn ansehe, werde ich lächeln, und er wird lächeln, und Michael wird lächeln, und es besteht die Gefahr, daß wir dann lachen, und wenn das passiert, können wir tagelang nicht mehr aufhören, über das Bild in unseren Köpfen zu lachen, das Bild von Tante Aggies dickem weißem
Hintern, auf ein kleines geblümtes Nachtgeschirr geklemmt. Ich kann mich beherrschen. Ich werde nicht lachen. Malachy und Michael werden auch nicht lachen, und man kann leicht sehen, daß wir alle stolz auf uns sind, weil wir nicht lachen und keinen Ärger mit Tante Aggie kriegen, bis Alphie in meinen Armen lächelt und guu guu sagt, und nun gibt es kein Halten mehr. Wir drei platzen laut los, und Alphie grinst mit seinem dreckigen Gesicht und sagt wieder guu guu, bis wir völlig hilflos sind und Tante Aggie aus dem Zimmer gedonnert kommt und sich

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