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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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spricht.
    Wie ein Sohn, sagt sie, und ich bin froh, daß er dies Gefühl hatte. Seine Tage als Arbeiter sind vorüber. Von jetzt an muß er zu Hause bleiben.
Vielleicht gibt es ja eine Heilung, und wenn es eine gibt, kann er vielleicht einen Job als Nachtwächter bekommen, wo er nicht zu heben und zu schleppen braucht.
    Aber ich werde keinen Job mehr haben, Mrs. Hannon.
    Du hast einen Job, Frank. Die Schule. Das ist dein Job.
    Das ist doch kein Job, Mrs. Hannon.
    So einen Job kriegst du nie wieder, Frank. Es bricht Mr. Hannon das Herz, wenn er daran denkt, wie du Kohlensäcke vom Fuhrwerk zerrst, und es bricht deiner Mutter das Herz, und es wird dir die Augen ruinieren. Gott weiß, wie leid es mir tut, daß ich dich da hineingebracht habe, denn dadurch stand deine arme Mutter zwischen deinen Augen und Mr. Hannons Beinen.
    Kann ich ins Krankenhaus und Mr. Hannon besuchen?
    Vielleicht lassen sie dich nicht rein, aber auf jeden Fall kannst du ihn hier besuchen. Außer Lesen und Aus-dem-Fenster-Kucken wird er weiß Gott nicht viel zu tun haben.
    Zu Hause sagt mir Mam, du sollst doch nicht weinen, aber, immerhin, Tränen sind salzig, und sie werden das üble Zeug aus deinen Augen waschen.

12
    Von Dad ist ein Brief da. Er kommt zwei Tage vor Weihnachten nach Hause. Er schreibt, ab jetzt wird alles anders, er ist ein neuer Mensch, er hofft, wir sind artige Jungs, gehorchen unserer Mutter, erfüllen unsere religiösen Pflichten, und wir kriegen alle zu Weihnachten etwas mitgebracht.
    Mam nimmt mich mit zum Bahnhof, um ihn abzuholen. Der Bahnhof ist immer aufregend mit dem ganzen Kommen und Gehen, und die Leute lehnen sich aus den Fenstern und weinen und lächeln und winken zum Abschied, die Eisenbahn tutet und pfeift und rumpelt und macht Krach und versteckt sich in einer Dampfwolke, und auf dem Bahnsteig schniefen die Leute, und die Gleise werden in der Ferne immer silberner, immer weiter bis nach Dublin und in die Welt dahinter.
    Jetzt ist es fast Mitternacht, und auf dem leeren Bahnsteig ist es kalt. Ein Mann mit einer Eisenbahnmütze fragt uns, ob wir nicht lieber im Warmen warten möchten. Mam sagt, vielen Dank, und lacht, als er uns ans Ende des Bahnsteigs führt, wo wir eine Leiter ins Stellwerk hinaufklettern müssen. Sie braucht etwas Zeit, weil sie schwer ist, und sie sagt immer wieder, o Gott, o Gott.

    Wir sind weit über der Welt, und im Stellwerk ist es dunkel, bis auf die Lämpchen, die rot und grün und gelb blinken, wenn der Mann sich über das Schaltbrett beugt. Er sagt, ich eß nur rasch was zu Abend, und Sie sind herzlich eingeladen. Mam sagt, ach nein, vielen Dank, wir wollen Ihnen doch nicht Ihr Abendessen wegnehmen.
    Er sagt, die Frau macht mir immer zuviel, und wenn ich eine ganze Woche hier im Stellwerk wäre, könnte ich nicht alles aufessen. Es ist ja auch nicht gerade Schwerstarbeit, wenn man Lämpchen betrachtet und gelegentlich an einem Hebel zieht.
    Er schraubt eine Thermosflasche auf und schenkt Kakao in eine große Tasse. Hier, sagt er zu mir, laß ihn dir schmecken, den Kakao.
    Er gibt Mam ein halbes Butterbrot. Ach nein, sagt sie, die können Sie doch Ihren Kindern mit nach Hause bringen.
    Ich habe zwei Söhne, Missis, und die sind fort und kämpfen in den Streitkräften Seiner Majestät, des Königs von England. Einer hat unter Montgomery in Afrika seinen Beitrag geleistet, und der andere ist in Burma drüben oder an sonst einem verdammten Ort, wenn Sie den Ausdruck entschuldigen. Erst bekommen wir die Freiheit von England, und dann fechten wir seine Kriege aus. Also nehmen Sie, Missis, diesen schäbigen Rest vom Butterbrot.

    Auf dem Schaltbrett klicken Lämpchen, und der Mann sagt, Ihr Zug kommt, Missis.
    Vielen Dank und fröhliche Weihnachten.
    Ihnen ebenfalls fröhliche Weihnachten, Missis, und ein fröhliches neues Jahr dazu. Vorsicht auf der Leiter, junger Mann. Hilf deiner Mutter.
    Vielen Dank, Sir.
    Wir warten wieder auf dem Bahnsteig, während der Zug in den Bahnhof donnert. Waggontüren werden aufgestoßen, und ein paar Männer mit Koffern steigen aus und gehen schnell zum Ausgang. Milchkannen scheppern auf den Bahnsteig. Ein Mann und zwei Jungens laden Zeitungen und Zeitschriften ab.
    Von meinem Vater ist nichts zu sehen. Mam sagt, vielleicht ist er in einem der Abteile eingeschlafen, aber wir wissen, daß er schon in seinem eigenen Bett kaum schläft. Sie sagt, vielleicht hat das Schiff aus Holyhead Verspätung gehabt, und dadurch hat er vielleicht den Zug verpaßt. Die

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