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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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ich starke Augen.
    Welcher Übung?
    Vom Blinzeln.
    Blinzeln ist keine Übung.
    Seumas im Krankenhaus sagt, für das starke Auge ist der Blinzler unschlagbar. Sein Onkel hatte vom Blinzeln kraftvolle Augen.
    Sie sagt, ich werde wunderlich, und geht zurück zu ihrem Schwatz mit Mrs. Hannon auf die Gasse, und ich blinzle und bade meine Augen mit dem Borsäurepuder in warmem Wasser. Durchs Fenster kann ich Mrs. Hannon hören, Ihr kleiner Frankie ist ein Geschenk des Himmels für John, denn dies Klettern rauf aufs Fuhrwerk und wieder runter vom Fuhrwerk, das hat ihm vollends die Beine ruiniert.
    Mam sagt nichts, und das bedeutet, Mr. Hannon tut ihr so leid, daß ich ihm an seinem schlimmsten Tag wieder helfen darf, am Donnerstag. Ich wasche mir dreimal täglich die Augen und blinzle, bis mir die Augenbrauen weh tun. Ich plinkere in der Schule, wenn der Lehrer
es nicht sieht, und alle in der Klasse nennen mich Blinky, wodurch die Liste meiner Spitznamen noch länger wird:
    Blinky McCourt
Sohn der Bettlerin
Grindauge
Heulsuse
Volkstänzer
Japs.
    Inzwischen ist mir egal, wie sie mich nennen, solang meine Augen wieder klar werden und ich einen geregelten Job habe, der darin besteht, daß ich auf einem Fuhrwerk zentnerweise Kohle stemme. Schön wäre es, wenn sie mich am Donnerstag nach der Schule sehen könnten, wie ich auf dem Fuhrwerk sitze und Mr. Hannon mir die Zügel herüberreicht, damit er in Ruhe sein Pfeifchen rauchen kann. Hier, Frankie, immer sachte, denn dies ist ein gutes Pferd, und man braucht nicht dran zu zerren.
    Die Peitsche überläßt er mir ebenfalls, aber bei diesem Pferd braucht man die Peitsche nie. Ist alles nur Schau, und ich schnalze nur ein bißchen in der Luft wie Mr. Hannon, oder ich schnippe eine Fliege von dem großartigen goldenen Pferdehintern, der zwischen den Deichseln schaukelt.
    Ganz gewiß sieht die Welt mich an und bewundert
die Art und Weise, mit der ich eins bin mit dem Fuhrwerk, die gelassene Art und Weise, die ich bei der Handhabung von Zügeln und Peitsche an den Tag lege. Ich hätte gern so eine Pfeife wie Mr. Hannon und eine Tweedmütze. Ich wäre gern ein richtiger Kohlenmann mit schwarzer Haut wie Mr. Hannon und Onkel Pa Keating, der der schwärzeste Mann von Limerick ist, und wenn ein Weiser aus dem Morgenland schwarz ist, bedeutet das, daß überall, wohin man geht auf der Welt, jemand Kohle liefert.
    Das Pferd hebt den Schwanz, und große Klumpen aus dampfender gelber Scheiße fallen aus seinem Hintern. Ich will an den Zügeln ziehen, damit es anhalten kann und ein bißchen Ruhe für sich hat, aber Mr. Hannon sagt, nein, Frankie, laß ihn traben. Das ist eine der Segnungen, die Pferden zuteil geworden sind, sie scheißen im Trab, und sie sind nicht schmutzig und stinkig wie die menschliche Rasse, ganz und gar nicht, Frankie. Das Schlimmste auf der Welt ist, wenn man nach einem Mann aufs Klo geht, der vorher Schweinsfüße und eine Nachtvoll Pints zu sich genommen hat. Der Gestank kann einem starken Mann die Nasenlöcher verbiegen. Pferde sind anders. Alles, was sie fressen, ist Hafer und Heu, und was sie fallen lassen, ist sauber und natürlich.
    Ich arbeite mit Mr. Hannon nach der Schule an Dienstagen und Donnerstagen und den halben
Tag am Samstagvormittag, und das bedeutet drei Shilling für meine Mutter, obwohl sie sich die ganze Zeit Sorgen um meine Augen macht. Sobald ich nach Hause komme, wäscht sie sie, und ich muß mich eine halbe Stunde hinlegen.
    Mr. Hannon sagt, er wird an Donnerstagen bei Leamy’s Schule auf mich warten, nachdem er die Barrington Street beliefert hat. Jetzt werden die Jungs mich sehen. Jetzt werden sie erfahren, daß ich ein Arbeiter bin und mehr als eine grindäugige volkstanzende japanische Heulsuse. Mr. Hannon sagt, und rauf mit dir, und ich klettere auf das Fuhrwerk wie nur je ein Arbeitsmann. Ich sehe mir die Jungs an, wie sie mich anglotzen. Anglotzen. Ich sage Mr. Hannon, wenn er in Ruhe sein Pfeifchen rauchen möchte, nehme ich gern die Zügel, und als er sie mir herüberreicht, höre ich die Jungs ganz deutlich Luft holen. Ich sage zum Pferd, na, dann wolln wir mal, wie Mr. Hannon. Wir traben davon, und ich weiß, daß Dutzende von Knaben aus Leamy’s Allgemeiner Grundschule für Knaben die Todsünde des Neides begehen. Noch einmal sage ich zum Pferd, na, dann wolln wir mal, damit es auch jeder gehört hat, damit sie wissen, daß ich das Fuhrwerk lenke und sonst keiner, damit sie nie vergessen, daß ich es war, den sie mit den Zügeln

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