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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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weg von steckengebliebenen Hunden.
    Mrs. Finucane kuckt argwöhnisch. Das ist aber sehr schickes Briefpapier, Junge. Ist das von deiner Mutter? Das zahlst du ihr aber zurück, wenn du das Geld kriegst!
    Aber ja.
    Von jetzt an darf ich nicht mehr an ihre Haustür kommen. Hinter ihrem Haus ist eine Gasse, und ich soll zur Hintertür hereinkommen, weil sie Angst hat, daß mich jemand sehen könnte. Aus einem großen Hauptbuch liest sie mir die Namen und Adressen von sechs Kunden vor, die im Rückstand sind. Bedroh sie, Junge. Erschreck sie zu Tode.
    Mein erster Brief geht so:
    Sehr geehrte Mrs. O’Brien,
    insofern als Sie sich nicht in der Lage sahen,
mir zu zahlen, was Sie mir schulden, könnte ich mich gezwungen sehen, Klage zu erheben. Da haben wir Ihren Sohn, Michael, der mit seinem neuen Anzug in der Welt herumstolziert, wohingegen ich persönlich kaum ein Stück Kruste habe, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Ich bin sicher, daß Sie nicht in den Verliesen der Justizvollzugsanstalt Limerick schmachten wollen, fern von Freunden und Familienangehörigen, und verbleibe in frdl. Erwartung und prozeßbereit, Mrs. Brigid Finucane.
    Sie sagt mir, das ist ein kraftvoller Brief, besser als alles, was man im Limerick Leader zu lesen bekommt. Dieses Wort, insofern als, das ist ja ein heiliger Schrecken von einem Wort. Was bedeutet es?
    Ich glaube, es bedeutet, dies ist Ihre letzte Chance.
    Ich schreibe fünf weitere Briefe, und sie gibt mir Geld für Briefmarken. Auf dem Weg zum Postamt denke ich, warum soll ich Geld für Briefmarken verschwenden, wenn ich zwei Beine habe, um die Briefe persönlich im Schutze der Nacht zuzustellen? Wenn man arm ist, ist ein Drohbrief ein bedrohlicher Brief, egal, wie er zur Tür reinkommt.
    Ich laufe durch die Straßen von Limerick und schiebe Briefe unter Türen durch und bete, daß mich niemand sieht.

    Eine Woche später quiekt Mrs. Finucane vor Freude. Vier haben gezahlt. Setz dich sofort hin und schreibe neue, Junge. Erfülle sie mit der Furcht des Herrn.
    Woche um Woche werden meine Drohbriefe schärfer. Ich beginne, Wörter einzustreuen, die ich selbst kaum verstehe.
    Sehr geehrte Mrs. O’Brien,
    insofern als Sie sich dem eventualen unmittelbar bevorstehenden Rechtsstreit gegenüber uneinsichtig zeigten, wie wir ihn in unserer Epistel vom Hujus aufzeigten, setzen wir Sie in Kenntnis, daß wir uns mit unserem Advokaten in obigem Dublin konsultieren.
    Eine Woche später zahlt Mrs. O’Brien. Zitternd kam sie, mit Tränen in den Augen, Junge, und sie hat versprochen, daß sie nie wieder mit der Zahlung in Rückstand gerät.
    An den Freitagabenden schickt Mrs. Finucane mich in eine Kneipe, damit ich ihr eine Flasche Sherry hole. Du bist zu jung für Sherry, Junge. Du kannst dir eine schöne Tasse Tee machen, aber du mußt die Teeblätter von heute morgen benutzen. Nein, ein Stück Brot gibt es bei den Preisen, die die heutzutage verlangen, nicht dazu. Als nächstes willst du wahrscheinlich ein Ei.
    Sie schaukelt vor dem Kamin, nippt an ihrem Sherry, zählt das Geld in den Geldbeutel auf ihrem Schoß, trägt die Eingänge in ihr Hauptbuch
ein und schließt dann alles in ihren großen Koffer, der im ersten Stock unterm Bett steht. Nach ein paar Sherry sagt sie mir, wie schön es doch ist, ein bißchen Geld zu haben, damit man es der Kirche hinterlassen kann, die dann Seelenmessen für einen liest. Es macht sie so glücklich, wenn sie daran denkt, wie Priester noch Jahre um Jahre, wenn sie längst tot und begraben ist, Messen für sie lesen werden.
    Manchmal schläft sie ein, und wenn der Geldbeutel auf den Fußboden fällt, bediene ich mich mit ein paar Shilling extra für die Überstunden und die Verwendung all dieser großen neuen Wörter. Da bleibt zwar weniger Geld für die Priester und ihre Messen übrig, aber wie viele Messen braucht eine Seele, und habe ich nicht auch ein paar Pfund verdient, nachdem mir die Kirche mehrmals die Tür vor der Nase zugeschlagen hat? Sie wollten mich nicht als Meßdiener, sie wollten mich nicht als Oberschüler, sie wollten mich nicht als Missionar für die Weißen Väter. Ist mir egal. Ich habe ein Postsparbuch, und wenn ich weiter erfolgreiche Drohbriefe schreibe, mir den einen oder anderen gelegentlichen Shilling aus ihrem Geldbeutel sichere und das Briefmarkengeld behalte, wird mir das helfen, nach Amerika zu entkommen. Meine ganze Familie könnte vor Hunger tot umfallen, und ich würde das Geld auf dem Postsparbuch nicht anrühren.

    Oft muß ich

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