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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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begangen habe.
    Ich werde ihm von Theresa Carmody berichten, wie sie durch mich in die Hölle gekommen ist, und das wird mein Ende sein, aus der Kirche ausgestoßen.
    Ich leide Qualen wegen Theresa. Jedesmal, wenn ich ein Telegramm in ihrer Straße zustelle,
jedesmal, wenn ich am Friedhof vorbeifahre, spüre ich die Sünde in mir wachsen wie ein Geschwür, und wenn ich nicht bald zur Beichte gehe, werde ich nur noch ein Geschwür sein, das auf dem Fahrrad durch die Gegend fährt, und die Menschen werden mit Fingern auf mich zeigen und zueinander sagen, da ist er, da ist Frankie McCourt, das schmutzige Etwas, durch welches Theresa Carmody in die Hölle gekommen ist.
    Ich sehe die Leute an, die sonntags zur Kommunion gehen, jeder im Stande der Gnade, wie sie mit Gott im Mund zu ihrem Platz zurückgehen, friedvoll, unbeschwert, bereit, jeden Augenblick zu sterben und schnurstracks zum Himmel aufzufahren oder ohne die geringste Sorge zu ihren Speckstreifen und Eiern nach Hause zu gehen.
    Ich bin erschöpft davon, der schlimmste Sünder in Limerick zu sein. Ich will diese Sünde loswerden, und danach gibt es Speckstreifen und Eier und keine Schuld, keine Qual. Ich will ganz gewöhnlich sein.
    Die Priester sagen uns, daß Gottes Gnade unendlich ist, aber wie kann ein Priester jemandem wie mir Absolution erteilen, der Telegramme zustellt und in einem Zustand der Aufregung mit einem Mädchen, das an der galoppierenden Schwindsucht leidet, auf einem grünen Sofa landet.

    Ich radle mit Telegrammen durch ganz Limerick und mache bei jeder Kirche halt. Ich fahre von Redemptoristen zu Jesuiten zu Augustinern zu Dominikanern zu Franziskanern. Ich knie vor der Statue des hl. Franziskus von Assisi nieder und bitte ihn, mir zu helfen, aber ich glaube, er ist zu angewidert von mir. Ich knie mich neben Leute auf die Kirchenbank gleich neben dem Beichtstuhl, aber wenn ich an der Reihe bin, kann ich nicht atmen, mein Herz pocht, meine Stirn wird kalt und feucht, und ich renne aus der Kirche.
    Ich schwöre, daß ich Weihnachten zur Beichte gehen werde. Ich kann nicht. Ostern. Ich kann nicht. Wochen und Monate vergehen, und schon ist es ein Jahr her, als Theresa starb. Ich werde an ihrem Todestag zur Beichte gehen, aber ich kann es nicht. Jetzt bin ich fünfzehn und fahre ohne anzuhalten an Kirchen vorbei. Ich werde warten müssen, bis ich nach Amerika gehe, wo es Priester wie Bing Crosby in Weg zum Glück gibt, die mich nicht mit einem Tritt aus dem Beichtstuhl befördern wie die Priester in Limerick.
    Immer noch habe ich die Sünde in mir, das Geschwür, und ich hoffe, es bringt mich nicht vollständig um, bevor ich zu dem amerikanischen Priester gehe.

     
     
    Da ist ein Telegramm für eine alte Frau, Mrs. Brigid Finucane. Sie sagt, wie alt bist du, Junge?
    Fünfzehneinhalb, Mrs. Finucane.
    Jung genug für Dummheiten und alt genug, sie zu lassen. Bist du schlau, Junge? Bist du sowas wie intelligent?
    Ich kann lesen und schreiben, Mrs. Finucane.
    Arrah, die Irrenanstalt oben ist voller Leute, die lesen und schreiben können. Kannst du einen Brief schreiben?
    Kann ich.
    Sie möchte, daß ich Briefe an ihre Kunden schreibe. Wenn man einen Anzug oder ein Kleid für sein Kind braucht, kann man zu ihr gehen. Sie gibt einem einen Zettel für einen Laden, und die geben einem die Klamotten. Sie kriegt einen Rabatt und berechnet einem den vollen Preis und dann noch mal Provision. Das zahlt man dann in wöchentlichen Raten an sie zurück. Manche ihrer Kunden sind mit ihren Zahlungen im Rückstand, und die brauchen Drohbriefe. Sie sagt, ich gebe dir drei Pence für jeden Brief, den du schreibst, und noch mal drei Pence, wenn er eine Zahlung bewirkt. Wenn du den Job willst, komm Donnerstag- und Freitagabend her, Papier und Umschläge mußt du selbst mitbringen.
    Ich brauche diesen Job dringend. Ich möchte nach Amerika. Aber ich habe kein Geld für Papier und Umschläge. Am nächsten Tag stelle ich
bei Woolworth ein Telegramm zu, und da ist die Antwort, eine ganze Abteilung, vollgepackt mit Papier und Umschlägen. Ich habe kein Geld, also muß ich mich selbst bedienen. Aber wie? Zwei Hunde retten mir den Tag. Zwei Hunde an der Tür von Woolworth, die nach der Aufregung ineinander steckengeblieben sind. Sie jaulen und laufen im Kreis. Kunden und Verkäufer kichern und tun so, als sähen sie woandershin, und während sie damit zu tun haben, so zu tun, schiebe ich mir Papier und Umschläge unter den Pullover, zur Tür hinaus, aufs Rad und weg, weit

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