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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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wollten. Aber nein, das Gebet wird zwar gern entgegengenommen, aber man ist ja nur der Telegrammjunge und hat Glück, wenn man einen trockenen Keks abkriegt. Ältere Jungs auf dem Postamt sagen, man muß seine Karten richtig ausspielen, um das Trauertrinkgeld zu kriegen. Wenn man hereingebeten wird, um ein Gebet zu sprechen, muß man sich neben den Leichnam knien, kraftvoll seufzen, sich bekreuzigen, die Stirn auf die Bettwäsche sinken lassen, damit die dein Gesicht nicht sehen, mit den Schultern zucken wie jemand,
der gerade vor Kummer zusammenbricht, sich mit beiden Händen am Bett festhalten, als müßten sie einen mit Gewalt da wegreißen, damit man seine restlichen Telegramme zustellen kann, man muß aufpassen, daß die Wangen von Tränen glitzern, oder von der Spucke, die man sich draufgetupft hat, und wenn du nach alledem immer noch kein Trinkgeld kriegst, dann stopf den nächsten Packen Telegramme unter der Tür durch oder feuer ihn durchs Oberlicht und überlasse sie ihrem Kummer.
     
     
    Es ist nicht das erste Mal, daß ich bei den Harringtons Telegramme zustelle. Mr. Harrington ist immer für die Versicherungsgesellschaft unterwegs, und Mrs. Harrington ist großzügig mit dem Trinkgeld. Aber jetzt ist sie weg, und Mr. Harrington macht auf, als ich klingle. Seine Augen sind rot, und er schnieft. Er sagt, bist du Ire?
    Ire? Was soll ich denn sonst sein, wenn ich in Limerick mit einem Packen Telegramme in der Hand auf seiner Schwelle stehe? Ja, Sir. Er sagt, komm rein. Leg deine Telegramme auf den Schirmständer. Er macht die Tür zu, schließt sie ab, steckt den Schlüssel in die Tasche, und ich denke, sind die Engländer nicht sehr sonderbar.
    Du wirst sie sehen wollen, natürlich. Du wirst dir ansehen wollen, was du und dein Volk ihr mit
eurer verdammten Tuberkulose angetan habt. Rasse von Ghulen, leichenverzehrenden Dämonen, die ihr seid. Folge mir. Er führt mich zuerst in die Küche, wo er einen Teller mit Schinkenstullen und zwei Flaschen holt, und dann die Treppe hoch. Mrs. Harrington sieht wunderschön aus auf ihrem Bett, blond, rosig, friedlich.
    Dies ist meine Frau. Sie mag zwar Irin sein, aber sie sieht nicht irisch aus, Gott sei Dank. Nicht wie du. Irisch. Du brauchst natürlich was zu trinken. Ihr Iren pichelt ja zu jeder Gelegenheit. Kaum entwöhnt, schon wird lautstark nach der Whiskeyflasche verlangt, nach der Pint dunklen Bieres. Was trinkst du, Whiskey, Sherry?
    Äh, eine Limonade wäre herrlich.
    Ich betraure meine Frau und feire nicht das Fest des gottverdammten heiligen Zitrus. Du nimmst einen Sherry. Spülicht aus dem gottverdammten katholischen faschistischen Spanien.
    Ich würge den Sherry hinunter. Er schenkt mir das Glas wieder voll und will sich selbst Whiskey nachschenken. Verdammt. Whiskey alle. Bleib hier. Hörst du? Ich hol mir in der Kneipe eine neue Flasche Whiskey. Bleib hier, bis ich wieder da bin. Geh nicht weg.
    Ich bin verwirrt, mir ist schwindlig von dem Sherry. Ich weiß nicht, wie man sich bei trauernden Engländern verhält. Mrs. Harrington, Sie sehen wunderschön aus auf dem Bett. Aber Sie
sind Protestantin, der Verdammnis anheimgegeben, bereits in der Hölle, wie Theresa. Der Priester hat gesagt, außerhalb der Kirche gibt es keine Rettung. Warten Sie, vielleicht kann ich Ihre Seele retten. Sie katholisch taufen. Wiedergutmachen, was ich Theresa angetan habe. Dazu brauche ich Wasser. O Gott, die Tür ist abgeschlossen. Warum? Vielleicht sind Sie gar nicht tot? Und beobachten mich. Sind Sie tot, Mrs. Harrington? Ich habe keine Angst. Ihr Gesicht ist eiskalt. Doch, doch, Sie sind tot. Ich werde Sie mit Sherry aus dem gottverdammten katholischen faschistischen Spanien taufen. Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des
    Was zum Teufel verdammtnochmal machst du da? Hände weg von meiner Frau, du erbärmlicher papistischer Trottel. Was ist das für ein primitives Paddy-RituaI? Hast du sie angefaßt? Hast du sie angefaßt? Ich dreh dir den mageren Hals um.
    Ich, iche, ichäh
    Ich, iche, ichäh, sprich englisch, du Auswurf.
    Ich wollte doch nur, ein bißchen Sherry, damit sie in den Himmel kommt.
    Den Himmel? Wir hatten den Himmel, Ann, ich, unsere Tochter Emily. Nie wieder wirst du sie mit deinen rosa Schweinsäuglein anglotzen. Ach Christus, ich ertrag’s nicht mehr. Hier, noch einen Sherry.
    Äh, danke nein.

    Äh, danke nein. Dies schwächliche keltische Gewinsel. Ihr liebt doch euern Alkohol. Da könnt ihr besser kriechen und winseln. Was zu essen

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