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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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hergeschafft. Wenn du jemals fehlst, dann höchstens wegen eines Todesfalls, und zwar nicht wegen eines Todesfalls in der Familie, sondern wegen deines eigenen Todesfalls. Hast du das kapiert?
    Ja, Declan.
    Jungens aus meiner Sektion sagen mir, daß die Präfekten Belohnungen kriegen, wenn sie hundertprozentige Anwesenheit vorweisen können. Declan will so schnell wie möglich von der Schule
abgehen und in dem großen Laden von Cannock in der Patrick Street Linoleum verkaufen. Sein Onkel Foncey hat dort jahrelang Linoleum verkauft und genug Geld verdient, um seinen eigenen Laden in Dublin aufzumachen, wo seine drei Söhne jetzt Linoleum verkaufen. Pater Gorey, der Direktor, kann Declan leicht einen Job bei Cannock verschaffen, wenn er ein guter Präfekt ist und in seiner Sektion hundertprozentige Anwesenheit hat, und deshalb wird Declan uns vernichten, wenn wir fehlen. Er sagt zu uns, niemand stellt sich zwischen mich und das Linoleum.
    Declan mag Quigley-den-Fragensteller und gibt ihm manchmal einen Freitagabend frei, weil Frage gesagt hat, Declan, wenn ich groß bin und heirate, lege ich mein Haus komplett mit Linoleum aus, und das kaufe ich alles bei dir.
    Andere Jungens in der Sektion versuchen es ebenfalls bei Declan mit diesem Trick, aber zu denen sagt er, sehts bloß zu, daß ihr weiterkommts, ihr könnts von Glück sagen, wenn ihr einen Pißpott habts, in den ihr pissen könnts, und Linoleum drunter könnts ihr euch eh nicht leisten.
     
     
    Dad sagt, als er in Toome in meinem Alter war, hat er jahrelang als Meßdiener gewirkt, und für mich wird es nun auch Zeit. Mam sagt, wozu denn? Das Kind hat nicht mal anständige Anziehsachen
für die Schule, geschweige für den Altar. Dad sagt, das Meßdienergewand wird die Anziehsachen verdecken, und sie sagt, wir haben nicht das Geld für Meßgewänder und die Wäsche , die sie jede Woche brauchen.
    Er sagt, der Herr wird’s schon geben, und ich muß auf dem Küchenfußboden niederknien. Er übernimmt die Rolle des Priesters, denn er hat die gesamte Messe im Kopf, und ich muß die Antworten wissen. Er sagt, introibo ad altarem Dei, und ich muß sagen, ad Deum qui laetificat iuventutem meam.
    Jeden Abend nach dem Abendessen muß ich wegen des Lateins niederknien und darf mich nicht bewegen, bevor ich es perfekt beherrsche. Mam sagt, er könnte sich wenigstens hinsetzen, aber er sagt, Latein ist heilig und muß auf den Knien gelernt und aufgesagt werden. Den Papst sieht man ja auch nie im Sitzen und mit einem Täßchen Tee, während er das Latein spricht.
    Das Latein ist schwer, und meine Knie sind wund und verschorft, und ich wäre lieber draußen auf der Gasse beim Spielen, obwohl ich trotzdem gern Meßdiener werden würde, der dem Priester in der Sakristei beim Ankleiden hilft, und oben hinter dem Altar, von oben bis unten in meine weißen und roten Gewänder gehüllt wie mein Kumpel, Jimmy Clark, dem Priester auf lateinisch antworten und das große Buch von einem
Ende des Tabernakels zum anderen tragen und Wasser und Wein in den Kelch gießen und dem Priester Wasser über die Hände und bei der Wandlung mit dem Glöckchen klingeln und knien und sich verbeugen und das Räuchergefäß schwenken und dann ganz ernst mit den Handflächen auf den Knien seitlich beim Altar sitzen, während er seine Predigt hält, und alle in der Kirche vom hl. Joseph sehen mich an und bewundern meine ganze Art.
    Vierzehn Tage später habe ich die Messe im Kopf, und es wird Zeit, in die Josephskirche zu gehen, um mit dem Sakristan, Stephen Carey, zu sprechen, der für die Meßdiener zuständig ist. Dad poliert meine Schuhe. Mam stopft meine Socken und wirft extra Kohle ins Feuer, um das Bügeleisen für mein Hemd heiß zu machen. Sie kocht Wasser, um mir Kopf, Hals, Hände und Knie und jeden Zollbreit sichtbare Haut zu schrubben. Sie schrubbt, bis mir die Haut brennt, und sagt Dad, das gönnt sie der Welt nicht, daß es heißt, ihr Sohn wäre schmutzig vor den Altar gestiegen. Sie wünschte sich bloß, daß meine Knie nicht so verschorft wären, weil ich immer Dosen durch die Gegend kicken und hinfallen muß und so tun, als wäre ich Fußballweltmeister. Sie wünschte sich außerdem bloß, daß wir ein Tröpfchen Haaröl im Hause hätten, aber Wasser und Spucke tun es auch, damit mir die Haare nicht
vom Kopf abstehen wie schwarzes Stroh aus einer kaputten Matratze. Sie warnt mich, ich soll bloß deutlich sprechen, wenn ich in die Josephskirche gehe, und weder auf lateinisch noch auf

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