Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
verdienen.
Freitagabends muß er zur Bruderschaft.
Laß mich zufrieden mit der Bruderschaft. Im Kathechismus steht nichts über Bruderschaften.
Ich treffe Onkel Pat am Freitag abend um fünf beim Limerick Leader. Der Mann, der die Zeitungen ausgibt, sagt, meine Arme sind so dünn, daß ich Glück habe, wenn ich zwei Briefmarken tragen kann, aber Onkel Pat steckt mir unter jeden Arm acht Zeitungen. Er sagt mir, ich bring dich um, wenn du sie fallen läßt, draußen regnet es nämlich, kabelgarndick schüttet es aus den Himmeln herab. Er sagt mir, ich soll an den Hauswänden kleben, damit die Zeitungen trocken bleiben. Ich soll, wenn es einen gibt, durch den Lieferanteneingang, draußen die Treppe hoch, zur Tür hinein, innen die Treppe hoch, Zeitung! brüllen, das Geld kassieren, das sie ihm für eine Woche schulden, die Treppe runter, das Geld abliefern und weiter zum nächsten Abonnenten. Die Kunden geben ihm Trinkgeld für seine Mühen, und das behält er.
Wir arbeiten uns durch die O’Connell Avenue, hinaus nach Ballinacurra, die South Circular Road hinein, die Henry Street hinunter und zurück zur Geschäftsstelle, um neue Zeitungen zu holen. Onkel Pat trägt eine Mütze und so was Ähnliches wie einen Cowboy-Poncho, um seine Zeitungen trocken zu halten, aber er klagt, daß ihn seine Füße umbringen, und wir machen in einer Kneipe Station, damit er seinen armen Füßen eine Pint gönnen kann. Onkel Pa Keating ist, ganz schwarz, schon da und trinkt eine Pint, und
er sagt zu Onkel Pat, Abt, willst du den Jungen da herumstehen lassen mit einem Gesicht von hier bis zum Schienbein vor lauter Japs auf eine Limonade?
Onkel Pat sagt, hä? und Onkel Pa wird ungeduldig. Himmel, er schleppt deine Scheißzeitungen durch ganz Limerick, und du, ach, was soll’s. Timmy, gib dem Kind eine Limonade. Frankie, hast du denn zu Hause keinen Regenmantel?
Nein, Onkel Pa.
Bei diesem Wetter darfst du gar nicht draußen sein. Du bist ja völlig durchnäßt. Wer hat dich denn in diesen Modder geschickt?
Oma hat gesagt, ich muß Onkel Pat mit seinem schlimmen Bein helfen.
’türlich hat sie das gesagt, der alte Drachen, aber sag das nicht weiter.
Onkel Pat kommt mit Mühe von seinem Hokker herunter und sammelt seine Zeitungen ein. Komm schon, es wird dunkel.
Er humpelt durch die Straßen und ruft Annalei Schwitzlei, was sich überhaupt nicht anhört wie Limerick Leader, und das macht nichts, weil jeder weiß, das ist Abt Sheehan, und der ist auf den Kopf gefallen. Hier, Abt, einmal den Leader, was macht dein armes Bein, danke, stimmt so, kauf dir dafür eine Kippe, Scheißwetter heute abend, wenn man die Scheißzeitungen verkaufen muß.
Dankeh, sagt mein Onkel, der Abt. Dankeh,
dankeh, dankeh, und es ist schwer, mit ihm Schritt zu halten, trotz schlimmem Bein. Er sagt, wie viele Leader hast du noch unter der Achselhöhle?
Einen, Onkel Pat.
Bring Mr. Timoney diesen Leader. Er schuldet mir jetzt für vierzehn Tage. Kassier das Geld, und Trinkgeld gibt’s auch. Er ist ein guter Mann, was das Trinkgeld betrifft, und wehe, du steckst es dir in die Tasche wie dein Vetter Gerry. In die eigene Tasche hat er es sich gesteckt, der kleine Mistkerl.
Ich knalle den Türklopfer gegen die Tür, und es ertönt ein lautes Geheul von einem Hund, der so groß ist, daß die Tür bebt. Eine Männerstimme sagt, Macushla, wenn du nicht sofort deine dämliche Fresse hältst, verpaß ich dir einen gepflegten Arschtritt, und den darfst du dann behalten. Der Lärm hört auf, die Tür wird geöffnet, und da steht der Mann, weiße Haare, dicke Brille, weißer Pullover, einen Stock in der Hand. Er sagt, wer ist da bitte? Wen haben wir denn hier?
Die Zeitung, Mr. Timoney.
Abt Sheehan haben wir hier nicht, oder?
Ich bin sein Neffe, Sir.
Haben wir es hier mit Gerry Sheehan zu tun?
Nein, Sir. Ich bin Frank McCourt.
Noch ein Neffe? Macht er die? Hat er eine kleine Neffenfabrik auf dem Hinterhof? Hier ist das Geld für die vierzehn Tage, und gib mir die Zeitung oder behalte sie. Was soll’s? Lesen kann ich
nicht mehr, und Mrs. Minihan, die mir eigentlich vorlesen soll, ist nicht gekommen. Der Sherry hat ihr die Beine weggesäbelt, so sieht es nämlich aus. Wie heißt du?
Frank, Sir.
Kannst du lesen?
Jawohl, Sir.
Willst du dir Sixpence verdienen?
Jawohl, Sir.
Komm morgen hierher. Du heißt Franziskus, stimmt’s?
Frank, Sir.
Franziskus heißt du. Einen heiligen Frank hat es nie gegeben. Das ist ein Name für Gangster und Politiker. Komm
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