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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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Campbell und mir und fragt, ob wir um die Ecke in die Josephskirche gehen und für Brenda beten, damit sie bis September durchhält.
    Was springt für uns dabei raus, Mickey, wenn wir um die Ecke gehen und beten?
    Also wenn Brenda durchhält und ich meine Woche schulfrei kriege, könnt ihr zur Totenwache kommen, und dann kriegt ihr Schinken und Käse und Kuchen und Sherry und Limonade und alles, und ihr könnt euch die ganze Nacht die Lieder und Geschichten anhören.
    Wer kann einem solchen Angebot widerstehen? Wenn man sich amüsieren will, gibt es nichts Besseres als eine Totenwache. Wir traben um die Ecke in die Kirche, wo sie Statuen vom hl. Joseph persönlich haben sowie vom Allerheiligsten Herzen Jesu, von der Jungfrau Maria und von der hl. Theresia vom Kinde Jesu und vom heiligsten Antlitz, genannt die Kleine Blume. Ich bete zu der Kleinen Blume, weil sie selber auch an der Schwindsucht gestorben ist und es verstehen wird. Eins unserer Gebete muß erhört worden sein, denn Brenda bleibt am Leben und stirbt erst am zweiten Schultag nach den Ferien. Wir sagen Mickey, wie leid es uns tut, aber er ist entzückt, weil er seine Woche schulfrei kriegt und weil die
schwarze Raute am Ärmel das Geld und die Süßigkeiten bringen wird.
    Das Wasser läuft mir im Munde zusammen, wenn ich an die Genüsse auf Brendas Totenwache denke. Billy klopft an die Tür. Mickeys Tante macht auf. Nun?
    Wir wollten ein Gebet für Brenda sprechen, und Mickey hat gesagt, wir können zur Totenwache kommen.
    Sie schreit, Mickey!
    Was?
    Komm her. Hast du dieser Bande gesagt, sie kann zur Totenwache deiner Schwester kommen?
    Nein.
    Aber, Mickey, du hast doch versprochen …
    Sie knallt uns die Tür vor der Nase zu. Wir wissen nicht weiter, bis Billy Campbell sagt, wir gehen noch mal in die Josephskirche und beten, daß von jetzt an alle in Mickey Spellacys Familie mitten im Sommer sterben und er bis an sein Lebensende keinen einzigen Tag schulfrei mehr bekommt.
    Eins unserer Gebete muß erhört worden sein, denn im nächsten Sommer wird Mickey selbst von der galoppierenden Schwindsucht dahingerafft und kriegt keinen einzigen Tag schulfrei, und das wird ihm bestimmt eine Lehre sein.

    Proddy Woddy, Glocke bimmel,
Niemals kommst du in den Himmel.
Proddy Woddy, Glocke läute,
In der Hölle schmorst du heute. Ref 21
    Sonntagmorgens in Limerick beobachte ich sie, wie sie in die Kirche gehen, die Protestanten, und sie tun mir leid, besonders die Mädchen, die so wunderschön sind; sie haben so prächtige weiße Zähne, nicht wie unsere Zähne, die so tiefe Löcher haben, daß ein Spatz dort ein Nest bauen und eine Familie großziehen kann, wie mein Vater zu sagen pflegte. Die wunderschönen protestantischen Mädchen tun mir leid, sie sind der Verdammnis anheimgegeben.
    Das sagen uns die Priester. Außerhalb der katholischen Kirche gibt es keine Rettung. Außerhalb der katholischen Kirche gibt es nur die Verdammnis. Und ich will sie retten. Protestantisches Mädchen, komm mit mir in die wahre, alleinseligmachende Kirche. Dann wirst du gerettet und fällst nicht der Verdammnis anheim. Sonntags nach der Messe gehe ich mit meinem Freund Billy Campbell hin und sehe ihnen beim Krocketspielen auf dem wunderschönen Rasen neben ihrer Kirche in der Barrington Street zu. Das ist ein protestantisches Spiel. Sie hauen mit dem Krocketschläger auf den Ball, tock und noch mal tock, und lachen. Ich frage mich, wie sie überhaupt lachen können. Wissen
sie denn nicht, daß sie der Verdammnis anheimgegeben sind? Sie tun mir leid, und ich sage, Billy, was hat es für einen Sinn, Krocket zu spielen, wenn man der Verdammnis anheimgegeben ist?
    Und er sagt, Frankie, was für einen Sinn hat es, nicht Krocket zu spielen, wenn man der Verdammnis anheimgegeben ist?
     
     
    Oma sagt zu Mam, dein Bruder, Pat, mit seinem schlimmen Bein und allem anderen, hat schon mit acht Jahren in ganz Limerick Zeitungen verkauft, und dein Frank ist groß und häßlich genug zum Arbeiten.
    Aber er ist doch erst neun und geht noch zur Schule.
    Schule. Die Schule ist schuld daran, daß er ständig Widerworte gibt und mit saurem Gesicht herumläuft und diese komische Art hat ganz wie sein Vater. Er könnte sich doch mal ein bißchen tummeln und am Freitagabend dem armen Pat helfen, wenn der Limerick Leader eine Tonne wiegt. Bei den Kunden von Qualität könnte er Pat den Weg durch die langen Vorgärten abnehmen und seine armen Beine entlasten und obendrein noch ein paar Pennies

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