Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
deren Stimmen vor. Gerade als sie glaubte, der Lösung dieses Rätsels näherzukommen, wurde sie allerdings von Xardan unterbrochen.
"Wie dem auch sei! Ich habe dich nicht zu mir gerufen, um mich mit dir darüber zu unterhalten, weshalb ich dir bekannt vorkomme …"
Der Magier sprach zwar noch weiter, aber die Assassine hörte nicht mehr zu. Sie wusste nicht weshalb, aber der erste Teil seines zweiten Satzes lieferte ihr die Antwort auf ihre Frage. Denn die Tatsache, dass Xardan davon sprach, sie zu sich gerufen zu haben, ließ Todesklinge unwillkürlich an den Großmeister des Todes denken. Und eben jener besaß eine genauso tiefe Stimme wie ihr derzeitiges Gegenüber. Auch Größe und Schulterbreite stimmten überein, wenn sie sich die Robe des Gildenmeisters vor ihrem inneren Auge wegdachte.
"Großmeister des Todes", sprach sie kurzerhand, woraufhin Xardan zusammenzuckte, seinen Satz unterbrach und sie verwirrt anstarrte.
"Was hast du gerade gesagt?", versuchte er seine Reaktion zu überspielen.
"Ich weiß jetzt, woher ich Eure Stimme kenne, Xardan Sturmklinge. Ich höre sie jedes Mal, wenn ich einem Ruf in die Heiligen Hallen des Todes folgeleiste. Ihr seid der Großmeister des Todes, der Gildenmeister der Gilde der Assassinen."
"Halle des Todes? Gildenmeister? Offensichtlich hat das irgendetwas mit deinem Dasein als Assassine zu tun. Aber mir sagen diese Begriffe nichts."
"Ich glaube Euch kein Wort, Vater", entgegnete die Assassine und ließ sich vor dem Magier auf die Knie fallen.
"Erhebe dich sofort wieder, geliebte Tochter!", rutschten Xardan daraufhin die Worte heraus, die ihn endgültig verraten sollten. "Was soll das alles? Ich bin kein Großmeister oder irgendetwas dergleichen und wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn wir deinen jungen Freund retten und Felraks dunkle Pläne durchkreuzen wollen."
"Das ist alles schön und gut", sprach Todesklinge triumphierend, während sie sich vom Boden erhob. "Aber weshalb habt Ihr mich gerade eben
geliebte Tochter
genannt? Es gibt genau drei Menschen auf dieser Welt, die das Recht besitzen, mich so nennen. Zwei davon sind bereits vor langer Zeit gestorben. Der dritte ist der Großmeister des Todes aus der Gilde der Assassinen. Wenn ich so über die gesamte Angelegenheit nachdenke, macht das auch alles durchaus Sinn: das Gesetz, welches die Annahme eines Auftrags zur Ermordung eines Magiers verhindert. Das plötzliche Auftauchen und Verschwinden in den Heiligen Hallen des Todes. Die Tatsache, dass der Großmeister der Gilde scheinbar in sämtlichen Gildenhallen gleichzeitig sein kann. Ihr braucht Euch nicht weiter zu verstellen. Ich weiß, dass ich recht habe."
"In Ordnung, in Ordnung. Abgesehen davon, dass ich dich gerade eben
nicht
geliebte Tochter genannt habe: Nehmen wir einmal kurz an, ich wäre dieser Großmeister deiner Assassinengilde, von dem du sprichst. Was würde mir das bringen? Ich darf ohne Übertreibung von mir behaupten, einer der begabtesten und mächtigsten Magier dieser Welt zu sein. Außerdem bin ich der wichtigste Berater von König Malron. Der Anführer einer geheimen Gilde von Auftragsmördern zu sein, könnte lediglich meinem guten Ruf schaden, würde mir hingegen kein bisschen mehr Einfluss verschaffen. Deine anderen Einwände lassen sich ebenfalls leicht entkräften. Das Gesetz deiner Gilde, welches die Ermordung eines Magiers verbietet, existiert nur deswegen, weil es ein geheimes Abkommen zwischen der Gilde der Magier und der Gilde der Assassinen gibt. In jenem Übereinkommen steht geschrieben, dass sich keine der beiden Gilden jemals in die Angelegenheiten der anderen einmischt. Und die Bestrafung von abtrünnigen Magiern obliegt allein meiner Gilde."
"Aber woher wollt Ihr wissen, ob ein Magier gut oder böse ist?", konterte Todesklinge weiterhin siegessicher.
"Bei der Aufnahme in die Gilde der Magier muss man innerhalb eines Zauberkreises schwören, dass man sein Leben dem Guten widmen und seine magischen Fähigkeiten niemals zum Wirken von Bösem einsetzen wird. Bricht ein Magier diesen Schwur, erfahren die übrigen Magier, die an dem Zauberkreis beteiligt waren, in dem Augenblick davon, in dem der Schwur gebrochen wird."
"Was ist mit Magiern, die nicht in der Gilde sind?"
Langsam, aber sicher kamen der Assassine Zweifel bezüglich der Richtigkeit ihrer Schlussfolgerungen.
"Solche Magier gibt es nicht. Wer die Magie erlernen will, muss der Gilde beitreten. Eine andere Möglichkeit existiert nicht. Denn es ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher