Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
eigentlich einen anderen Namen. Aber bei dem Versuch ihn auszusprechen, hatte sich Altyra jedes Mal fast die Zunge gebrochen. Daher hatte sogar ihr strenger Lehrmeister ihr am Ende erlaubt, sich dieses Alias einzuprägen. Sie bündelte also ihre Konzentration auf das Lügenzentrum und stellte sich vor, wie sie es mithilfe einer magischen Hülle vom Rest des Gehirns abtrennte. Nachdem ihr das trotz ihres dröhnenden Schädels gelungen war, setzte sie den Zauber frei. Da jedoch jeder Zauber Energie kostet – je ungewohnter und schwieriger, desto mehr –, taumelte sie nach dessen Vollendung stark und wäre beinahe gestürzt, wenn sie sich nicht im letzten Moment an der Lehne eines nahestehenden Stuhls hätte festhalten können.
"Ja, das ist es", lobte Xardan, der die Barriere in seinem Kopf deutlich spüren konnte, den Erfolg der Assassine immerhin. "Diesmal ist deine magische Blockade sowohl vollständig als auch stabil."
"Seid Ihr der Großmeister des Todes?", wollte die Assassine nach dieser Bestätigung von ihrem Gegenüber wissen.
Der Magier lächelte nur und schloss die Augen. Unmittelbar darauf konnte Todesklinge einen scharfen Stich in ihrem Kopf spüren, der ihr unmissverständlich zu verstehen gab, dass ihr Zauber gebrochen worden war.
"Ich dachte, dass wir dieses Missverständnis mittlerweile aus der Welt geschafft hätten", sprach Xardan amüsiert. "Aber es war ein netter Versuch."
"Ihr hättet mir nur mit der aktiven Blockade in Eurem Kopf versichern müssen, nicht der Gildenmeister der Assassinengilde zu sein. Dann hätte ich es wohl geglaubt. So werft Ihr lediglich neue Vermutungen auf."
"Hahaha! Du hättest es mir
wohl
geglaubt, ja?
Ich
glaube, dass ich diesen Verdacht von dir nur dann endgültig aus der Welt schaffen kann, wenn ich unmittelbar vor deinen Augen neben deinem Gildenmeister stehe und ihm die Hand schüttele. Und da das niemals geschehen wird, muss ich wohl oder übel mit deinem Misstrauen leben. Doch lassen wir das! Wir sind hier fertig. Ich sehe, dass du die beiden Zauber, die ich dir beibringen durfte, selbst kurz vor dem körperlichen und geistigen Zusammenbruch noch korrekt ausführen kannst. Mehr kann ich nach einer einzigen Nacht des Übens nicht verlangen."
"Was soll ich jetzt tun, Xardan?", fragte Todesklinge unsicher. "Ich meine, Ihr habt mir diese Zauber sicher nicht einfach so beigebracht. Ich soll damit doch sicher etwas ganz Bestimmtes für Euch erledigen, oder?"
"Finde den kleinen Bruder der Fürstin von Falkenau und rette ihn!", trug der Magier ihr auf. "Und falls es dir möglich sein sollte: Töte Felrak von Kirlan und seinen Handlanger!
Wie
du das anstellst, werde ich dir nicht vorschreiben. Darin hast du als voll ausgebildete Assassine immerhin sehr viel mehr Erfahrung als ich. Du darfst jetzt gehen."
"Einfach so? Keine Ermahnungen, meine neugewonnenen Fähigkeiten nicht zu missbrauchen?"
"Weshalb sollte ich das tun, wenn diese Ermahnung doch bereits in deinem Kopf ist, Todesklinge?", fragte Xardan lachend. "Nun gehe und lass es mich wissen, sobald du deine Mission erfüllt hast!"
"Vielen Dank, Xardan!", sagte die Assassine aufrichtig.
"Wofür dankst du mir?"
"Dafür, dass Ihr mir helft, obwohl ich bei unserer ersten Begegnung versuchte, Euch zu töten."
"Bedanke dich nicht bei mir! Ich tue all das nicht für dich, sondern für Palderan."
"Eure Intentionen sind mir vollkommen egal. Danke!"
Mit diesen letzten Worten nahm Todesklinge den Teil ihrer Ausrüstung auf, den sie während ihres Magieunterrichts abgelegt hatte, und rannte aus dem Raum. Dabei war sie so schnell, dass der Magier nicht einmal mehr mit einem
Bitte
antworten konnte.
Als die Assassine kurz darauf wieder in den unterirdischen Kanälen des ersten Stadtrings von Dangverun stand, rief sie sich die Baupläne des Aquädukts in Erinnerung. Im Anschluss machte sie sich nach einem kurzen Umweg über ihr Nachtquartier auf den Weg zu den Heiligen Hallen des Todes der Königsstadt.
Geschwister des Todes
Dynoran erhob sich gähnend aus seinem Bett in der Taverne mit dem einladenden Namen
Sicherer Hafen
und streckte seine Glieder.
Er hatte sich unmittelbar nach seiner gemeinsamen Ankunft mit Altyra im
Sicheren Hafen
von der Fürstin von Falkenau verabschiedet, so als ob er auf der Stelle zu seinen Quellen hätte aufbrechen wollen. In Wirklichkeit hatte er sich allerdings in sein Zimmer zurückgezogen, um sich schlafen zu legen. Und die wenigen Stunden Schlaf bis zum Untergang der Sonne hatte er
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