Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
dass nicht mehr hinter deiner Vorsicht steckt?", fragte der Prinz argwöhnisch.
Natürlich steckt mehr dahinter, du Idiot!
, dachte sich die junge Fürstin.
Aber wenn ich dir das sagen wollte, müsstest du nicht erst fragen.
"Ich bin mir sicher", antwortete sie laut. "Kannst du jetzt endlich aufhören, meine Entscheidungen zu hinterfragen? Immerhin warst du derjenige, der mich unbedingt begleiten wollte. Daher solltest du gefälligst auch meine Vorsichtsmaßnahmen akzeptieren!"
"Ist ja schon gut. Sei mir bitte nicht böse! Ich zweifle weder an dir noch an deinen Entscheidungen. Ich vertraue dir voll und ganz. Ich wollte nur verstehen, weshalb du so handelst, wie du es tust."
"Ich bin dir nicht wirklich böse", nahm die junge Fürstin ihren vorherigen Worten die Härte. "Es ist nur so, dass du die seltene Gabe besitzt, mich äußerst schnell an den Rand meiner Geduld zu bringen."
"Entschuldige bitte! Das ist ganz sicher nicht meine Absicht."
"Hör auf damit, dich deswegen auch noch bei mir zu entschuldigen! Am besten sagst du jetzt überhaupt nichts mehr."
Ich kann diese Frau einfach nicht verstehen
, dachte sich Dynoran verzweifelt.
Im einen Moment albert sie gutgelaunt mit mir herum und nennt mich ihren Freund. Im anderen offenbart sie mir dann, dass ich ihr auf die Nerven falle, und verbietet mir den Mund – obwohl ich mich in beiden Fällen absolut gleich verhalte.
Das auf diese Unterhaltung folgende Schweigen brach Altyra erst, als sie sich an der Gabelung der südlichen Hauptverbindungsstraße des Reiches befanden, deren rechte Abzweigung in Richtung Meringen und deren linke nach Dangverun führte.
"Wenn wir gleich in die Stadt einreiten, sagst du am besten überhaupt nichts. Überlasse mir das Sprechen und wir werden schneller drinnen sein, als du mit deinen hübschen Augen zwinkern kannst!"
Hübsche Augen? Warum musste mir
das
jetzt wieder herausrutschen?
"Aber …", wollte der Prinz von Palderan, der dieses ungewollte Kompliment scheinbar überhört hatte, protestieren.
"Nein, Dynoran. Vorhin wolltest du keine Diskussion. Jetzt will ich keine. Verstanden?"
"Schon gut, ich werde mich ruhig verhalten und dir das Reden überlassen. Zufrieden?"
"Erst wenn wir im Inneren der Stadt sind und du dich tatsächlich daran gehalten hast."
Mehr sagte Altyra nicht, da sie in dem Moment das Stadttor erreichten.
"Ihr dürft passieren, Herrin", bedeutete derselbe Wachsoldat, der sie bei ihrem letzten Besuch kontrolliert hatte, der jungen Fürstin sofort und wandte sich im Anschluss an Dynoran. "Nennt mir Euren Namen, Euer Handwerk und den Grund, aus dem ihr Dangverun betreten wollt."
Seltsam,
dachte sich Altyra, während sie ihre Stute in den Stand zügelte.
Weshalb hat er mich nicht kontrolliert? Er kann sich doch unmöglich an mich erinnert haben.
Im nächsten Augenblick fiel ihr Xardans Amulett ein, das sie noch immer um ihren Hals trug und bis gerade eben vollkommen vergessen hatte.
"Der Mann gehört zu mir", sprach sie selbstsicher an den Torwächter gewandt, wobei sie inständig hoffte, dass das Amulett auch auf diese Weise wirkte. "Lasst ihn passieren!"
"Zu Befehl, Herrin!", entgegnete der Krieger tatsächlich und winkte den Prinzen von Palderan weiter. "Ihr dürft in die Stadt hinein. Aber macht bloß keinen Ärger!"
Während Dynoran seine Begleiterin fragend anstarrte, wandte sich diese einfach ab und ritt weiter. Als er zu ihr aufgeschlossen hatte und sie außerhalb der Hörweite der Wachen waren, packte er die junge Fürstin jedoch am Arm und zwang sie dazu, ihre Stute zu zügeln.
"Was war das gerade eben?", wollte er wissen.
"Was würdest du sagen, wenn ich dich darum bitten würde, das, was du dort hinten erlebt hast, einfach zu vergessen?"
"Ich würde sagen: Nichts werde ich vergessen! Wie hast du das gemacht?"
"Also schön, ich werde es dir erklären", sagte Altyra mit einem lauten Seufzen. "Ich habe Dangverun bereits das eine oder andere Mal auf diesem Weg betreten und der Torwächter kennt mich daher."
"Das verstehe ich nicht", gab der Prinz offen zu.
"Wenn man als Fürstin von Falkenau und Wahlnichte des Königs von Palderan nach Dangverun kommt, hat man immer gewisse Verpflichtungen. Kannst du nicht verstehen, dass ich diesen Zwängen manchmal entfliehen will, um einfach nur die wunderschöne Hauptstadt unseres Reiches genießen zu können?"
Altyra hatte in letzter Zeit so oft lügen müssen, dass sie sich mittlerweile nicht einmal mehr anstrengen musste, um dabei überzeugend
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